Im Zweierpack doppelt gut
Ihr erster Kontakt wurde offiziell angebahnt. Fast so, wie in manchen Ländern eine Ehe. In einem Besprechungszimmer der Firma Grandel lernten sich die beiden jungen Wissenschaftlerinnen aus zwei völlig verschiedenen Welten kennen. Doch beim Thema China lagen Kerstin Kuhn und Qianwen Cui gleich auf einer Wellenlänge. Mittlerweile sind die China-Spezialistin und die Chinesin ein richtig gutes Team. Obendrein sind die beiden Freudinnen geworden.
Die Fäden für die deutsch-chinesische Partnerschaft wurden über den Rotary Club Augsburg-Römerstadt gesponnen. Dort unterstützt man Kontakte junger Menschen über Grenzen hinweg. Und beim Gespräch im Club stellten Jura-Professor Christoph Becker und Unternehmer Michael Grandel eines Tages fest, dass sie einen passenden Fall für eine solche Kontakt-Anbahnung hatten.
Becker ist Doktorvater von Kerstin Kuhn. Die 27-jährige Kemptenerin promoviert gerade an der Uni Augsburg über Marken- und Patentrechtsprobleme in China. "In meinem Studium war ich schon immer international ausgerichtet", erzählt sie. "Und um China kommt man momentan nicht herum." Einerseits ist die volkswirtschaftliche Entwicklung im Reich der Mitte rasant. Andererseits gibt es zwischen Deutschland und China interessante Gemeinsamkeiten und Unterschiede. Und die will Kuhn herausarbeiten. Beispielsweise orientieren sich die Chinesen am deutschen Patent- und Markenrecht. Der Prozess zum Anmelden einer Marke und zum Durchsetzen des Markenschutzes sei ähnlich. Ein Unterschied: "Über 90 Prozent der Streitfälle im gewerblichen Rechtsschutz werden in China von den Behörden geregelt, nicht vor Gericht, wie in Deutschland", sagt Kuhn. Nach ihren Erkenntnissen können Firmen in China auch juristisch gegen Produkt-Piraten vorgehen.
Warum in China überhaupt so viele deutsche Produkte abgekupfert werden, erklärt Qianwen Cui. "Deutsche Produkte gelten als langlebig und modern." Und in China gelte die Philosophie, dem Meister zu folgen, was nicht als Ideen-Diebstahl empfunden werde.
Viele gute Tipps
Wenn Kerstin Kuhn bei ihren Forschungen Hilfe braucht, dann findet sie diese bei Qianwen Cui. Etwa, wenn neue chinesische Gesetze übersetzt werden müssen. Die 24-jährige Chinesin wiederum bekam von Kuhn viele Tipps, wie sie ihre Diplomarbeit in Betriebswirtschaftslehre angehen sollte. Sie beschäftigt sich mit internationalem Kosmetik-Franchising und sammelt bei der Firma Grandel Erfahrungen.
Über die wissenschaftliche Arbeit hinaus, sind die Allgäuerin und die Chinesin aus der Metropole Qingdao mit 7,7 Millionen Einwohnern privat gute Freundinnen geworden. "Wir treffen uns oft, zum Kaffeetrinken und Ausgehen", erzählen sie: Ein ganz alltäglicher Kontakt also, wie er sein sollte, zwischen jungen Menschen in der globalisierten Welt von heute.
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