16-Jähriger wog nur noch 27 Kilo: Sekten-Guru angeklagt
Der Junge war krank, aber er durfte nicht zum Arzt. Aus religiösen Gründen. Dann floh er. Ein Sekten-Guru und seine Lebensgefährtin stehen vor Gericht.
Sie nennen sich "Neue Gruppe der Weltdiener" und sollen einem kranken Kind aus religiösen Gründen Medikamente und ärztliche Hilfe verweigert haben - ein Sekten-Guru und seine Lebensgefährtin müssen sich Mitte Juli vor dem Landgericht Nürnberg-Fürth verantworten.
Sekten-Guru und Freundin vor Gericht
Schwere Misshandlung von Schutzbefohlenen lautet der Vorwurf gegen das Paar. Der Sekten-Guru und seine Freundin aus Lonnerstadt bei Erlangen sollen seinem an Mukoviszidose erkrankten Kind drei Jahre lang keine Medikamente gegeben haben und nicht mit ihm zum Arzt gegangen sein.
Das Landgericht Nürnberg-Fürth ließ die Anklage in vollem Umfang zu. Einen entsprechenden Bericht der "Nürnberger Zeitung" bestätigte ein Gerichtssprecher am Dienstag.
Junge bekam immer weniger zu essen
Laut der Anklage gegen die Mitglieder der "neue Gruppe der Weltdiener" bekam das Kind auch immer wieder nichts essen, obwohl bei Mukoviszidose kalorienreiche Ernährung notwendig sei. Selbst als sich die Gesundheit des Kindes erheblich verschlechterte, soll das Paar keinen Arzt aufgesucht haben.
Den Ermittlungen zufolge zog die Mutter Ende 1999 mit ihren 11, 12 und 14 Jahre alten Kindern mit dem Mann zusammen, der sich Lehrer der "Neuen Gruppe der Weltdiener" nennt. Die Frau habe kurz darauf die Medikamente ihres zwölfjährigen Sohns entsorgt und seine Krankenversicherung gekündigt. Danach habe sich der Zustand des Kindes erheblich verschlechtert. Obwohl die Mutter und ihr Lebensgefährte dies erkannt haben sollen, seien sie bis zum Auszug der Kinder Ende 2002 mit dem kranken Jungen nicht zum Arzt gegangen. Der Prozess beginnt am 15. Juli und ist auf drei Tage angesetzt.
Nach Recherchen des WDR wog der Junge nur noch 27 Kilogramm, als er im Alter von 16 Jahren zu seinem leiblichen Vater flüchtete. Er büßte nach Informationen des Senders die Hälfte seiner Lungenfunktion ein.
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