
Pfleger missbraucht Seniorin
Angehörige schöpften Verdacht und stellten Kamera auf
Ein Pfleger soll in einem Seniorenheim der Arbeiterwohlfahrt in Kempten eine demente Bewohnerin schwer sexuell missbraucht haben. Die Straftat, die sich bereits am Donnerstag vor einer Woche ereignet hat und erst jetzt bekannt wurde, ist offenbar gefilmt worden: Da das 75 Jahre alte Opfer gegenüber Angehörigen mehrfach von Übergriffen gesprochen hatte, installierten diese nach Informationen unserer Redaktion eine Minikamera im Zimmer. Die Polizei wollte dies am Donnerstag nicht bestätigen.
Der Pfleger, der am vergangenen Freitag im Heim festgenommen worden ist, hat einen sexuellen Kontakt mit der 75-Jährigen eingeräumt. Derzeit wird ermittelt, ob es zu weiteren Übergriffen auch gegenüber anderen Heimbewohnern gekommen ist. Der Mann arbeitet seit 2015 in dem Heim. Bei seiner Einstellung, das teilte der AWO-Bezirksverband in einer Stellungnahme mit, habe er ein polizeiliches Führungszeugnis ohne Eintragungen vorgelegt. Auch seine Kollegen hätten „keine Auffälligkeiten“ wahrgenommen.
Das Opfer hatte mehrfach bei Besuchen von Angehörigen Übergriffe beklagt. Zum Krankheitsbild von Demenz gehören auch Wahnvorstellungen und Halluzinationen, daher ist es generell oft schwer, Aussagen richtig einzuordnen. Die Angehörigen platzierten schließlich eine Minikamera im Zimmer der Seniorin, um der Sache auf den Grund zu gehen. Und tatsächlich hielt die Kamera dann einen sexuellen Missbrauch fest, heißt es aus dem Heimumfeld. Bei seiner polizeilichen Vernehmung gab der Pfleger an, der sexuelle Kontakt sei nicht gegen den Willen der Frau erfolgt. Daher soll nun ein Gutachter klären, ob die demente Frau überhaupt in der Lage gewesen ist, ihren Willen zum Ausdruck zu bringen.
Ob es sich um einen Einzelfall handelt, sei schwierig zu ermitteln, sagt Kriminalpolizei-Chef Michael Haber. Der Pfleger sei in dem Heim für mehr als 20 Personen zuständig gewesen. Von denen seien weitere dement.
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