Schwäbischer Pirat: Wir vernetzen uns auch in der Offline-Welt
David Krcek von den schwäbischen Piraten war beim Bundesparteitag dabei. Im Interview erklärt er, warum viele Piraten überarbeitet sind und was als nächstes in Schwaben ansteht.
David Krcek ist seit 2009 bei der Piratenpartei. Seit 2010 ist der 39-jährige Softwaresystemberater stellvertretender Vorsitzender in Schwaben. Und er war beim Parteitag am Wochenende in Neumünster dabei. Im Interview mit Augsburger Allgemeine Online spricht er über das Piraten-Treffen und über den Piratenbezirk Schwaben. Denn auch in der Region werden die Piraten immer mehr.
Herr Krcek, die Presse schreibt sich die Finger wund über den Bundesparteitag der Piraten in Neumünster. War's so, wie man überall lesen kann?
David Krcek: "Teils teils. Viele Medien berichten durchaus objektiv darüber, was unser Treffen war: Nämlich ein wenig emotionaler Arbeitsparteitag. Aber natürlich stürzt man sich auch immer noch auf die etwas extrovertierten Mitglieder unserer Partei und stellt sie besonders in den Vordergrund."
An der Piratenspitze gab es einen Wechsel - oder besser: einen Tausch. Ganz oben steht jetzt Bernd Schlömer. Sein Vorgänger Sebastian Nerz ist jetzt sein Stellvertreter.
David Krcek: Meiner Meinung nach haben wir mit den beiden ein gutes Vorstandsteam und die Kandidaten sind sehr fair miteinander umgegangen.
Was ändert sich denn mit der neuen Spitze aus schwäbischer Sicht?
David Krcek: Aus schwäbischer Sicht ändert sich nicht viel.
Bernd Schlömer hat angekündigt, öfter seine Meinung zu sagen als sein Vorgänger Nerz. Ist das eine Richtungsentscheidung?
David Krcek: Bei den Piraten ist die eigentliche Aufgabe des Vorstands, die Partei zu verwalten. Aber trotzdem gibt man seine Meinung nicht auf, wenn man das Amt antritt. Das war auch bisher schon so. Deswegen ist der neue Vorstand für mich in dieser Hinsicht keine Richtungsentscheidung.
Auf dem Parteitag sind mehrere Amtsinhaber nicht mehr angetreten, weil sie zu erschöpft sind. Die prominenteste von ihnen ist Marina Weisband. Warum sind bei den Piraten so viele so ausgebrannt?
David Krcek: Bei Marina Weisband kam ja noch etwas anderes hinzu - ihr Uni-Abschluss. Aber ganz grundsätzlich haben wir das Problem, dass bei uns alles ehrenamtlich gemacht wird. Und bei den enorm vielen neuen Mitgliedern, die wir bekommen, ist das einfach sehr viel Verwaltungsarbeit. Die Überlastung bei einigen Mitgliedern ist deshalb ein strukturelles Problem, das sich auch so schnell nicht lösen lassen wird. Denn für angestellte Verwaltungskräfte fehlt das Geld.
Es waren 1450 Piraten beim Parteitag. Manche behaupten, das waren zu wenig. Warum gehen Piraten überhaupt zu solchen Veranstaltungen. Das könnte man doch alles online machen?
David Krcek: Nein, es ist ganz wichtig, sich persönlich zu treffen. Bei unseren Parteitagen kann man auch nur abstimmen, wenn man anwesend ist. Zwar diskutieren wir gerade, wie unser Tool "Liquid Feedback" auch für Entscheidungen eingesetzt werden kann. Bei Parteitagen wird man auch weiterhin persönlich kommen müssen, um abzustimmen.
Sie haben so viele neue Mitglieder und täglich werden es mehr. Ist man als so junge Partei nicht überfordert mit dem großen Andrang?
David Krcek: In Schwaben haben wir unsere Mitgliederzahl im vergangenen Jahr verdoppelt. Wir sind jetzt 731 Mitglieder. Das Wichtigste bei den neuen Piraten ist: Wenn die Mitglieder neu sind, müssen sie ersteinmal lernen, wie wir kommunizieren und wie man bei uns mitmachen kann. Wir Piraten in Schwaben verschicken dazu Begrüßungspakete, in denen alle unsere Tools erklärt werden.
Wollen die neuen Piraten denn wirklich mitreden, oder wollen die einfach erstmal gucken?
David Krcek: Die meisten wollen tatsächlich mitreden. Und zwar nicht nur im Netz. Unsere Stammtische sind dabei ebenso wichtige Instrumente. Denn wir vernetzen uns ja auch in der Offline-Welt.
Bei den Piraten zählt bekanntlich die Einzelmeinung sehr viel. Auf dem Parteitag haben wir jetzt aber auch wichtige gemeinsame Aktionen gesehen. Die Wichtigste ist sicherlich das klare Nein gegenüber rechtsextremen Positionen. Ist die Bereitschaft zur Gemeinschaft größer geworden?
David Krcek: Ja, die Bereitschaft, gemeinsam Stellung zu beziehen, wird größer. Und wir verbreitern unser Meinungsspektrum. Aber eine so klare gemeinschaftliche Aussage wie jetzt das Nein zu den Rechten wäre auch vor einem Jahr schon möglich gewesen. Davon bin ich überzeugt. Trotzdem aber gilt weiterhin: Jeder Pirat ist die Basis.
Was passiert denn an der Basis? Hier in Schwaben?
David Krcek: Die nächste große Etappe ist derzeit der nächste Bezirksparteitag, der in zwei bis drei Monaten stattfinden wird. Auf ihm möchten wir uns auch kommunalpolitischer Themen annehmen. Außerdem kommt der stellvertretende Vorsitzende Sebastian Nerz am 3. Mai nach Memmingen. Dort werden wir über die Reform des Urheberrechts sprechen. Die weiteren Teilnehmer sind Stefan Thomae von der FDP und Stefan Körner (Landesvorsitzender Piraten Bayern). Und einen neuen Kreisverband bekommen wir demnächst auch: In Aichach-Friedberg.
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