Deshalb drehte die "heute-show" im Allgäu
Die ZDF-"heute-show" dreht im Allgäu. Comedian Lutz van der Horst geht auf Tuchfühlung mit Kühen – und gibt ein überraschendes Urteil über die Allgäuer ab.
Da steht er also. Im schneeweißen Anzug, die Oakley-Sonnenbrille fest auf die Nase gekniffen, die Haare mit Gel an den Kopf betoniert. Neben einem kapitalen Misthaufen.
Lutz van der Horst, Fernsehkomiker und Moderator bei der ZDF-"heute-show" ist ins Allgäu gereist. Ins Oberallgäuer Wildpoldsried und nun mitten auf den Bauernhof von Wendelin Einsiedler. "Und Sie machen also aus Kuhscheiße Strom?", fragt der 46-Jährige van der Horst - gespielt ungläubig. Landwirt und Wildpoldsrieder Biogas-Pionier Einsiedler antwortet allgäutypisch knapp: "Joa."
Kurze Stille - dann lachen nicht nur Einsiedler und van der Horst, sondern auch das Drehteam. Die Szene ist im Kasten. Es ist eine von vielen, die van der Horst an diesem Wochenende mit zwei Kameramännern, einem Tontechniker und dem Regisseur für das ZDF in Wildpoldsried drehen. Käse machen, Bier brauen, Bschütte fahren - was das Allgäuer Landvolk halt so den lieben langen Tag macht. Oder eher: Was die Produktionsfirma aus Köln für einen Allgäuer Tagesablauf hält.
Komiker van der Horst: "Die Leute hier im Allgäu sind so nett und offen"
Van der Horst, nicht nur, aber auch, durch seine forschen Politiker-Interviews und ironischen Straßenumfragen bekannt: "Ich bin ehrlich überrascht. Die Leute hier sind alle so nett und offen", sagt der gebürtige Kölner, ganz ohne sarkastischen Unterton. Der kommt aber gleich wieder, denn auf Tuchfühlung mit den "Einheimischen" (der Komiker meint hier das Braunvieh) ging er nur widerwillig, sagt er.
Dagegen kann er selbst dem Gülle-Aroma etwas abgewinnen. "Das riecht für mich nach echter Arbeit." Wohl fühlt er sich also im Allgäuer Örtchen Wildpoldsried - aber warum ist er hier?
Wie bei guter Satire üblich steckt hinter der "heute-show"-Stippvisite ein ernster Grund. Ohne zu spoilern: Im Beitrag der Comedy-Sendung geht es um die Energiekrise. Deutlich steigende Gaspreise und enorme Stromkosten schlagen schwer aufs Budget der Deutschen. Und die Abhängigkeiten von Saudi-Arabien, Katar und eben auch Russland sind inzwischen vielen ein Dorn im Auge.
Energiedorf Wildpoldsried: Ein gutes Beispiel
"Könnte man sich als Stadt nicht autark versorgen?", fragen sich die "heute-show"-Macher - und landen in Wildpoldsried. Denn der Ort gilt weit über das Allgäu hinaus als Vorzeige-Dorf. Über Windenergie, Solarstrom, Biogas und Wasserkraft kann die Oberallgäuer Gemeinde nicht nur ihren eigenen Strombedarf decken. Etwa die achtfache Menge ihres Verbrauchs speise sie im Regelfall ins öffentliche Netz ein, erklärt der zweite Bürgermeister Günter Mögele. Live kann man sich das übrigens hier ansehen. Auch 60 Prozent der Heizkraft produziere das Dorf durch Biogas und Pellets selbst.
Das weckt Interesse: "Zu uns ins Dorf kommen jedes Jahr rund 100 Gruppen von Interessenten. Auch aus Asien und den USA", sagt Mögele. Auch Fernsehteams sind in Wildpoldsried keine Seltenheit - vergangene Woche drehte 3sat für "scobel", kommende Woche filmt erneut das ZDF, diesmal für Terra X. Doch ein wenig stolz ist Mögele schon, Gastgeber für die "heute show" zu sein. "Die sind ein Comedy-Schwergewicht. Das ist schon toll."
Und die erste Bürgermeisterin, Renate Deniffel, ergänzt lachend: "Ich hoffe nur, sie lassen uns nicht blöd dastehen." Man darf wohl den Ausblick wagen: Wer im weißen Anzug Bschütte ausfährt, nimmt sich wohl eher selbst auf die Schippe.
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