Hinreißend beleidigt
Die beiden Vollblutmusiker Ralf Lübke und Frank Grischek bieten dem Publikum im Theater in Frauenriedhausen einen unvergesslichen Abend
Virtuose handgemachte Musik hatte die Ankündigung des Gastspiels von Frank Grischek und Ralf Lübke mit ihrem Bühnenprogramm „Konzert“ im Theater in Frauenriedhausen (TiF) versprochen.
Was den Besuchern das „Konzerts“ am Samstag auf der Kleinkunstbühne in Frauenriedhausen geboten wurde, war in der Tat ein unvergesslich schöner und höchst unterhaltsamer Abend. Denn die beiden so unterschiedlichen Musiker haben sich ein gemeinsames Programm erarbeitet, in das es nur sorgfältigst ausgewählte Songs geschafft haben. Ralf Lübke, der einst als Komponist und Gitarrist der Band „Rosenstolz“ für Schlagzeilen gesorgt hat, schafft es, mit einzigartigem Gesang das Publikum aus dem Alltag herauszureißen und tief zu berühren. Und Frank Grischek, der „hinreißend beleidigte Akkordeonkünstler“, wie die verstorbene Kabarettlegende Dieter Hildebrand ihn einst bezeichnete, spielt Musette, Tango, Klassik und Folk auf dem Akkordeon so facettenreich, dass die Besucher sich wünschten, die beiden Ausnahmekönner handgemachter Musik würden kein Ende finden.
Dies zeigt sich spätestens bei den Zugaberufen des Publikums an das Duo zum Ende des Konzerts. Einen Schlusspunkt sollte es erst nach über einer Handvoll an Zugaben geben, nicht, weil den beiden das Repertoire ausgegangen war. Nein, der Auftritt hatte trotz Wohnzimmeratmosphäre Substanz gekostet. Zwei Stunden lang zeigen die beiden Vollblutmusiker, wie sie Songs, ob von den Beatles, Billy Bragg oder R.E.M., völlig neu erklingen lassen und wie man eigene Stücke so arrangiert, als hätte es diese schöne Musik längst geben müssen.
Zwei Gesangsstimmen, Akkordeon und Gitarre, mehr braucht es eigentlich nicht an diesem Abend. Doch auf die stoisch humorvolle, manchmal auch mürrische Moderationen von Frank Grischek zu verzichten, das ist unmöglich. Sie gehören zum Programm wie die Musik. Daneben verfügt Akkordeonspieler Grischek über ein außerordentlich breites Repertoire. Er zeigt, wie vielseitig man das Akkordeon einsetzen kann – entweder im Zusammenspiel mit der virtuosen Gitarre von Ralf Lübke oder auch solistisch. Mal ganz sanft, verträumt, zum Dahinschmelzen, aber auch, einem Donnerwetter gleich, hart, laut, tönend, beinahe wie ein ganzes Orchester.
Vom argentinischen Tango, dem französischen Musettewalzer oder Irish/Scottish Folk, dem unwiderstehlichen Australian Folk Song „Waltzing Matilda“ bis zu wundervollen Eigenkompositionen beider Musiker – das Publikum in Frauenriedhausen ist an diesem Abend einfach begeistert.
Und wann ist diese Begeisterung besser für beide Seiten auszudrücken als mit dem gemeinsamen Singen des Beatles-Songs „All you need is love“? Die vielen Zugaben müssen einfach sein.
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