Lärmgeplagte Anwohner fürchten neuen Schredder
Bächingen Auf seine Terrasse geht Hartmut Schönberger nur noch selten. Schon gar nicht, wenn er Gäste hat. "Die müssen Sie schon anschreien, damit die überhaupt was hören." Hartmut Schönberger wohnt in Bächingen. Nur ein paar hundert Meter Luftlinie von seinem Grundstück liegt die Sontheimer Recyclingfirma Hörger, deren täglicher Betrieb teils in ohrenbetäubender Lautstärke laufe, wie einige Anwohner erzählen.
"Wenn ich gewusst hätte, dass so etwas herkommt, hätte ich nie hier gebaut", sagt etwa Johanna Nusser. "Das ist schlimmer, wie wenn man neben einer viel befahrenen Autobahn wohnt." Bereits morgens um 5.30 Uhr dröhne es beim Auf- und Abladen teilweise wie auf einer Großbaustelle. "Die Flaschen werden von einem Radlader zertrümmert, indem er sie fallen lässt." Wie viele Male Johanna Nusser zwischenzeitlich beim Landratsamt angerufen hat, um sich zu beschweren, weiß sie nicht mehr. "Aber ich fühle mich weder vom Landratsamt noch vom Bürgermeister ernst genommen." Besonders schlimm sei der Lärm im vergangenen Sommer gewesen. Denn damals hatte die Firma kurzzeitig einen Holzschredder auf ihrem Gelände in Betrieb. Weil die Genehmigung fehlte, musste das Gerät auf Anordnung des Landratsamtes wieder weg. Doch nun läuft ein ordentliches Genehmigungsverfahren für die Anlage. "Wir haben Angst, dass alles noch schlimmer, noch lauter wird. Dass wir gar keine Ruhe mehr haben", sagt Johanna Nusser.
Lärmschutzwand gefordert
Das befürchtet auch Eberhard Schaufelberger. Zwar soll der Lärm des Schredders durch eine Halle abgeschirmt werden. Doch Schaufelberger bezweifelt, dass diese dafür geeignet ist. "Für so ein Monstrum gehört eine ordentliche Lärmschutzwand her", sagt er. Der Bächinger kann nicht verstehen, warum sich das Unternehmen in dieser Sache so stur stelle. "Die fahren ja auch am Sonntagabend oder am Feiertag den Bauschutt umher. Das ist denen völlig egal." Wenn der Unternehmer guten Willen zeigen würde, so Schaufelberger, könnte man einiges besser lösen. "Andere Firmen haben auch Maschinen, die laut sind. Aber die halten sich an die Regeln", sagt Schaufelberger und verweist etwa auf die nahe Biogasanlage. "Die haben Geld in die Hand genommen, da hören Sie nichts." Doch der Lärm, sagen die Anwohner, sei bei Weitem nicht das einzige Problem. "Wenn der Wind aus Südwesten weht, dann liegt ein bestialischer Gestank über dem Ort". Bei Ostwind erwische es die Sontheimer. Noch dazu verteile der Wind regelmäßig die kleinen Plastikfetzen über dem halben Wohngebiet. "Es ist einfach eine unzumutbare Situation hier", findet Johanna Nusser.
Von der Firma Hörger hieß es auf Anfrage, man bemühe sich, die Lärmbelästigung für die Anwohner auf ein Minimum zu reduzieren, wie Peter Welsch, Sprecher der Unternehmensleitung, sagte. "Wir tätigen große Investitionen für die Lagerhalle als Lärmschutz, wollen den Häcksler so weit wie möglich von der Wohnbebauung wegrücken und wollen auch eine neue Lärmschutztechnik für die Anlage prüfen." Er wies auch den Vorwurf zurück, die Firma arbeite an Sonn- und Feiertagen. Im Landratsamt sind die Sorgen der Anwohner bekannt. "Wir wissen, dass es in letzter Zeit ganz massive Beschwerden gegeben hat", sagt Christa Marx, Leiterin der Bau- und Umweltabteilung. Selbst die Polizei sei eingeschaltet worden. Den ungenehmigten Betrieb der Schredderanlage habe man damals sofort eingestellt. Doch wenn die vom Bund vorgeschriebenen Grenzwerte für ein Gewerbegebiet mit der neuen Halle eingehalten werden, könne man eine Genehmigung nicht verweigern. "Da sind uns die Hände gebunden." Allgemein werde die Einhaltung der Grenzwerte mit Messungen überprüft, wenn sich Beschwerden häufen. "Aber wir machen jetzt keine Rundumüberwachung. Dafür haben wir gar nicht das Personal."
Bürgermeister hat Verständnis
Auch Bächingens Bürgermeister Roland Grandel weiß von den Beschwerden der Anwohner. "Ich kann die Leute verstehen, aber die Gemeinde muss bei der Genehmigung der Anlage die Rechtslage beachten. Und wenn die Fachbehörde der Meinung ist, dass die Grenzwerte eingehalten werden, dann können wir nichts dagegen machen." Johanna Nusser ist das zu wenig: "Wir wollen wissen, wie diese Werte berechnet werden und ob überhaupt gemessen wird", sagt sie. "Und wir wollen wieder unsere Ruhe."
Die Diskussion ist geschlossen.