
Projekt gegen Antisemitismus in Wemding ist preiswürdig

Die Klasse M8 der Leonhart-Fuchs-Mittelschule Wemding gewinnt einen Wettbewerb im Rahmen des Jenö-Konrad-Cup in Nürnberg. Was die Jury besonders lobte.
Viele Menschen in Wemding sind in den vergangenen Wochen auf große Banner in ihrer Stadt aufmerksam geworden. Auf diesen sind Informationen über die Schicksale über in der NS-Zeit vertriebene Jüdinnen und Juden zu finden. Das Projekt startete die Klasse M8 der Leonhart-Fuchs-Mittelschule im Rahmen des Jenö-Konrad-Cups und hatte damit Erfolg. Als erste Schule, die außerhalb von Nürnberg an dem renommierten und inzwischen international bekannten Wettbewerb teilgenommen hat, holten sich die Wemdinger auf Anhieb den ersten Platz.
Jenö Konrad war ein jüdischer Fußballspieler, der von 1930 bis 1932 den 1. FC Nürnberg trainierte. Er führte den Club ins Halbfinale um die deutsche Meisterschaft, in dem er dem FC Bayern München unterlag. Als die nationalsozialistische Zeitung Der Stürmer eine Hetzkampagne gegen den jüdischen Trainer führte, verließ Konrad die Stadt. Nach Trainerposten in mehreren europäischen Ländern wanderte er 1940 in die USA aus.
Wemdinger Schule gestaltete Plakate über vertriebene Personen
Mit diesem Projekt, das auch das Motto "Fußball trifft Geschichte" trägt, wollen der TSV Maccabi Nürnberg und der 1. FC Nürnberg Schülerinnen und Schüler gegen Antisemitismus, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit im Sport sensibilisieren sowie Begegnungen Jugendlicher aller Religionen mithilfe des Sports ermöglichen.

Aufgabe war es, sich einen Weg zu überlegen, wie man sich mit Antisemitismus beschäftigen könnte. Schnell war die Idee geboren, im schwäbischen Heimatraum nach ähnlichen Schicksalen wie dem von Jenö Konrad zu suchen. Ein besonderes Anliegen der Klasse war es auch, das Ergebnis für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Unter der Leitung der Lehrerinnen Verena Venzke und Fatma Sonkur setzten sich die Achtklässler mit einzelnen Lebensgeschichten auseinander, die seit mehreren Wochen an den Straßen Wemdings durchgelesen werden können.
Zum Gewinn des Wettbewerbs durch die Leonhart-Fuchs-Schule schreibt der 1. FC Nürnberg: "In mühsamer und intensiver Recherchearbeit gestaltete die Schule Plakate über vertriebene Personen, die sie in Wemding aufstellten. Interessierte Passanten haben durch QR-Codes die Möglichkeit, auf Informationsblätter beziehungsweise Videos zu den einzelnen Schicksalen zuzugreifen, die von den Schülerinnen und Schülern erstellt wurden."
Wemdinger Schüler haben über Monate intensiv an Projekt gearbeitet
Fatma Sonkur freut sich: "Die letzten vier bis fünf Monate haben unsere Jugendlichen intensiv an diesem Projekt gearbeitet. Sie haben dabei enorm viel gelernt und auch gespürt, wie sich Antisemitismus heute anfühlt. Ich glaube, dass dieses Projekt für alle teilnehmenden Schulklassen wahnsinnig wichtig ist." Jurymitglied Anna Staroselski, Präsidentin der Jüdischen Studierendenunion Deutschland, war vom Siegerprojekt ebenfalls sehr angetan: "Die Leonhart-Fuchs-Mittelschule hat sich durch eine sehr intensive Recherchearbeit besonders ausgezeichnet. Damit haben sie einen starken Beitrag zur Sichtbarmachung jüdischer Geschichte in der Region geleistet. Sie haben in kreativer Art und Weise Erinnerungskultur ein Stück weit neu gedacht, was mich sehr beeindruckt."
Die Verantwortlichen der Wemdinger Schule bedanken sich in einer Pressemitteilung bei der Stadt Wemding und dem Förderverein der Schule, da diese das Projekt mit ihrer finanziellen Unterstützung möglich machten. (AZ)
Die Diskussion ist geschlossen.