Alarmierend: Jedes fünfte Auto fällt beim TÜV durch
Der TÜV-Report 2018 offenbart: Auf Deutschlands Straßen sind viele "rollende Särge" unterwegs. Jedes fünfte Auto weist so große Mängel auf, dass die TÜV-Plakette verwährt wurde.
Knatternde Rostlauben, völlig zerknatschte Fahrzeuge und aufgemotzte Boliden, die nie durch den TÜV kommen würden, kennen Bundesbürger aus dem Urlaub. Wie gut, dass es in Deutschland den Technischen Überwachungsdienst, kurz TÜV, gibt, denkt sich so mancher im Ausland, während er in einer dichten Abgas-Rußwolke verschwindet. Auf deutschen Straßen herrsche noch Recht und Ordnung.
Wer den Blick über teutonischen Asphalt streifen lässt, entdeckt auch kaum ein auffälliges Auto. Doch der erste Eindruck täuscht, wie der TÜV-Report 2018 verdeutlicht. Ganz nach dem Motto "Außen hui und innen pfui" deckten die Prüfer erhebliche Mängel an deutschen Fahrzeugen auf.
Bei jedem dritten fahrbaren Untersatz stellten die TÜV-Mitarbeiter Mängel fest, bei jedem fünften Fahrzeug (19,9 Prozent) waren diese so gravierend, dass sie bei der Hauptuntersuchung sang- und klanglos durchfielen. Gegenüber dem TÜV-Report 2017 ist das ein leichter Anstieg um 0,2 Prozent. Die Halter haben daraufhin vier Wochen Zeit, den oder die Mängel zu beheben, um doch noch an die TÜV-Plakette zu kommen.
"Die Mängelquote liegt damit immer noch fünf Prozentpunkte unter dem Wert von 2014", wie VdTÜV-Geschäftsführer Joachim Bühler versichert. Die Zahlen verursachen trotzdem ein mulmiges Gefühl. Sind sie doch Ergebnis der Auswertung von mehr als zehn Millionen Hauptuntersuchungen der 225 gängigsten PKW-Modelle. 66,1 Prozent der Autos kamen dagegen ohne Beanstandung durch.
TÜV entdeckt bei über elf Jahre alten Wagen die meisten Mängel
Auffällig ist, dass mit steigendem Alter der Autos "die Häufigkeit sicherheits- und umweltrelevanter Mängel dramatisch zunehme", wie der Verband der Technischen Überwachungsvereine (VdTÜV) in einer Erklärung mitteilte. Kaum beanstanden mussten TÜV-Prüfer zwei- bis dreijährige Gebrauchtwagen. Dort lag die Mängelquote mit durchschnittlich 5,8 Prozent wesentlich niedriger als beim Durchschnitt. Ein deutlicher Anstieg ist bei den über elfjährigen Pkws zu erkennen. 26,5 Prozent erfüllten nicht die TÜV-Anforderungen. Hauptprobleme verursachten laut TÜV-Experten Bremsen, Fahrwerk, fehlerhafte Auspuffanlagen, Beleuchtung und Ölverlust.
Dass es sich dabei keineswegs um Lapalien handelt, mahnt Bühler: "Keinen dieser Mängel sollte man auf die leichte Schulter nehmen." Vor allem im Herbst und Winter sind eine funktionierende Beleuchtung und korrekt funktionierende Bremsen lebenswichtig. Umso wichtiger ist die regelmäßige Inspektion des Fahrzeugs bei einer qualifizierten Fachwerkstatt. Halter von Diesel-Fahrzeugen, die ein Software-Update bekommen sollen, müssen besonders achtsam sein. Lassen sie die Software ihres Vehikels nicht aktualisieren, bewertet der TÜV den PKW mit "erheblichen Mangel". Fahrzeughalter haben innerhalb von vier Wochen die Möglichkeit, das Update nachzuholen. Wer dem nicht nachkommt, erhält keine neue TÜV-Plakette.
Einige Autos deutscher Hersteller fallen beim TÜV seltener durch
Auffällig ist auch das vergleichsweise gute Abschneiden von Autos deutscher Hersteller. Hier hat der Mercedes SLK bei den dreijährigen Fahrzeugen mit einer Quote von nur zwei Prozent erheblicher Mängel die Nase vorn. Es folgen VW Golf Sportsvan sowie mit B-Klasse und GLK zwei weitere Mercedes-Modelle.
Ebenfalls unter den ersten zehn: Modelle von Audi, Opel, Porsche, Volvo und Mazda. Bei den vier- bis fünfjährigen Autos ist die B-Klasse von Mercedes absoluter Spitzenreiter vor Porsche 911 und Der Mazda CX-5. Mit dem Porsche 911 hat es sogar ein Sportwagen der Luxusklasse auf Rang eins in der Altersgruppe der zwischen sieben und elf Jahre alten Autos geschafft.
Mercedes und Porsche sind das Maß aller Dinge beim TÜV-Report
Anerkennend stellt Bühler fest: "Die Hersteller Mercedes und Porsche bleiben auch 2018 das Maß aller Dinge beim TÜV-Report." Im TÜV-Report negativ aufgefallen ist dagegen Dacia. Über alle Altersklassen hinweg drängeln sich vier Mal Modelle des rumänischen Herstellers unter den jeweils drei Fahrzeugen mit der höchsten Mängelquote. Wie beispielsweise bei den zwei- bis dreijährigen PKWs. Eine Quote von 12,2 Prozent bescherte dem Dacia Logan den drittletzten Platz. Schlechter schnitten in dieser Altersklasse nur der Fiat Punto mit 12,3 Prozent und der Kia Sportage mit 12,6 Prozent ab.
In Zukunft müssen TÜV-Prüfer ihr Augenmerk auch noch auf die Digitalisierung legen:"Künftig geht es nicht mehr nur um Öl und Rost, sondern vor allem auch um Bits und Bytes", wie Bühler prognostiziert und fordert von der Bundesregierung, "auch im digitalen Zeitalter für Verkehrssicherheit und Umweltschutz wirksame Regeln zu schaffen." Fahrzeuge müssten vor Hackerangriffen geschützt und der Softwarestand sicherheitsrelevanter elektronischer Bauteile auf Herz und Nieren geprüft werden. Nur so lässt sich die Mängelquote in den nächsten Jahren senken und das mulmige Gefühl kann wieder verfliegen.
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