Verkleidung als Autofahrer: Nicht alle Kostüme sind erlaubt
In der Faschingszeit geht es auch im Straßenverkehr mitunter hoch her. Doch auch wenn die Polizisten ab und an ein Auge zudrücken - es gibt klare Grenzen.
Die Karnevalszeit wird von vielen gern als fünfte Jahreszeit gefeiert. Je nach Region fällt sie meist zwischen den 11.11. und Aschermittwoch. Höhepunkt der närrischen Zeit sind die Festumzüge, für die sich jung wie alt gerne verkleiden. Doch so schön und originell viele Masken und Verkleidungen auch sind, im Straßenverkehr sollten Narren besser darauf verzichten.
Seit Oktober 2017 gilt laut Straßenverkehrsordnung ein Verhüllungsverbot am Steuer, erklärt Hannes Krämer vom Automobil Club Europa (ACE). Das besagt: "Wer ein Kraftfahrzeug führt, darf sein Gesicht nicht so verhüllen oder verdecken, dass er nicht mehr erkennbar ist." Der ACE rät daher generell dazu, Kostümierungen erst am Zielort anzulegen oder öffentliche Verkehrsmittel für die Anreise zu nutzen. Konkret heißt das: Eine leichte Verkleidung im Straßenverkehr ist erlaubt, mehr aber auch nicht.
"Mit einer roten Nase oder einer Perücke darf man sich hinters Steuer setzen, solange das Kostüm nicht die Sicht, das Gehör oder die Bewegungsfreiheit einschränkt", meint Gerrit Reichel vom Automobil-Club Verkehr (ACV). Abzuraten jedoch sei beispielsweise von einer monstermäßigen Vollkopf-Maske aus Latex oder überdimensionierten Clownsschuhen, mit denen ein sicheres Gasgeben und Bremsen nicht mehr möglich sei. Wer gegen das Vermummungsverbot hinterm Steuer verstößt, riskiert ein Bußgeld.
Faschings-Verkleidung am Steuer: Strafe von 60 Euro möglich
"Sind ausschlaggebende Gesichtszüge durch Gesichtsschmuck, eine Brille oder eine Gesichtsbemalung nicht mehr erkennbar, droht eine Geldbuße von 60 Euro", erklärt Daniela Mielchen, Fachanwältin für Verkehrsrecht aus Hamburg. Lediglich für Motorradfahrer gebe es hier eine Ausnahme, da sie bei der Fahrt einen Schutzhelm tragen müssten.
Auch für Fahrradfahrer gilt das unmaskierte Fahren. "Sie dürfen sich nur verkleiden, solange sie ihr Rad mit Kostüm noch sicher fahren können", sagt Reichel. "Mit einer Pappnase geht das, mit einer den ganzen Kopf abdeckenden Clownsmaske hingegen nicht mehr, wenn dadurch das Sichtfeld und das Gehör eingeschränkt werden."
Die strengen Vorschriften zu Gesichtsschmuck sind nicht zuletzt auch eine Konsequenz aus dem Anschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt 2016. Der Bund Deutscher Karneval (BDK) rät seinen 2,6 Millionen Mitgliedern daher dringend dazu, sich an das Vermummungsverbot zu halten. "Seit Dezember 2016 sind alle sensibilisiert und es herrscht bei Großveranstaltungen - wie eben auch einem Karnevalsumzug - eine erhöhte Sicherheitslage", sagt BDK-Präsident Klaus-Ludwig Fess.
Daher gelte es, weder bei der Anreise zu einem Umzug noch beim Umzug selbst durch die Kostümierung zu provozieren. Auch für das Schmücken des eigenen Fahrzeugs zu Fasching oder anderen Anlässen gelten ähnliche Regeln wir fürs Verkleiden: Die Sicht beispielsweise dürfe durch Fahnen oder anderen Fahrzeugschmuck nicht beeinträchtigt sein und auch ansonsten müsse das Fahrzeug stets verkehrssicher sein und der Straßenverkehrsordnung genügen, erklärt Mielchen. Dies gelte auch, wenn so ein Wagen an einem Faschingsumzug teilnehme. Ausnahmen gebe es bei Brauchtumsumzügen in der Regel nur für bestimmte Zugmaschinen und deren Anhänger.
Eine zusätzliche Hupe am Pkw mit einer Faschingsfanfare ist ebenfalls nicht erlaubt. Nach Paragraf 55 der Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung (StVZO) dürfen nur Hupen und Hörner angebracht sein, die einen Klang mit gleichbleibenden Grundfrequenzen erzeugen, erklärt Mielchen. Zwar würde eine Fanfare im Rahmen eines Karnevalsumzugs vermutlich kaum auffallen, aber in jedem Fall eine Ordnungswidrigkeit darstellen.
Deko und Anbauten an Autos sind nicht immer erlaubt
Bei anderen Anbauteilen sollten Autofahrer Augenmaß bewahren: "Weiche Anbauten aus Schaumstoff sind weniger ein Problem als beispielsweise ein Geweih oder Hörner auf der Motorhaube", sagt Krämer. Insbesondere gelte es darauf zu achten, dass andere Verkehrsteilnehmer durch den Fahrzeugschmuck nicht verletzt werden könnten. Zudem müssten alle Teile schnell und rückstandslos wieder entfernt werden können, wenn dies beispielsweise von der Polizei verlangt werde.
Keine gute Idee: Das Dach eines normalen Pkw, der an einem Umzug teilnimmt, zur Sitzfläche umzufunktionieren. "Stehend durch das offene Schiebedach jubeln oder gar auf das Autodach steigen ist nicht erlaubt", sagt Reichel. "Sobald der Wagen rollt, gilt auch im Karneval die Gurtpflicht." Auch bei geringem Tempo könne es zu Unfällen kommen. Um größtmögliche Sicherheit zu gewähren, werden Umzüge stets zusätzlich abgesichert. "Sogenannte Wagenengel, die an jedem Wagen mitlaufen, achten darauf, dass kein Besucher die Fahrbahn kreuzt oder gar dazwischenlaufen kann", erklärt Fess.
Für die technische Sicherheit der oft aufwendig gestalteten Wagen sorgten Überwachungsorganisationen wie der Tüv, von dem die Wagen zuvor abgenommen würden. Wer übrigens meint, mit einer Karnevalsmaske bei einer Geschwindigkeitskontrolle mit einem Blitzer ungeschoren davon zu kommen, erreicht unter Umständen eher das Gegenteil: "Lässt sich der Fahrer nicht ermitteln, weil er zu stark verkleidet ist, kann dem Fahrzeughalter das Führen eines Fahrtenbuchs auferlegt werden", warnt Reichel. (dpa)
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