Von wegen Schmusekatze: erste Fahrt im Jaguar F-Pace SVR
Der auf 550 PS erstarkte Jaguar F-Pace SVR ist alles andere als ein sanftes SUV.
Über 80 Prozent mehr Leistung, für nur ein Drittel mehr Euros? Klingt nach einem guten Deal, den Jaguar da auf die Räder gestellt hat. Die Zahlenspiele sind allerdings mit Vorsicht zu genießen: Mit 100.100 Euro ist der F-Pace SVR alles andere als ein Schnapper.
Und Jedermanns Sache ist der Muskel-SUV ohnehin nicht. Wer Probleme mit den Bandscheiben hat, kann das Scheckbuch gleich wegstecken, denn egal ob im Komfort- oder Dynamik-Modus: Gegenüber dem S-Modell 30 Prozent straffere Federn und härtere Dämpfer lassen SVR-Passagiere um einiges direkter am Straßenzustand teilhaben, als man sich das von einem SUV wünscht.
Ein Kompressor presst Luft in den Achtzylinder
Umso alltagstauglicher ist der Motor: Ein Kompressor presst Frischluft in den Fünf-Liter-Achtzylinder hinein und bis zu 550 PS aus selbigem heraus – fast doppelt so viel, wie das bislang 300 PS starke V6-Topmodell zu Leisten vermag. Trotzdem ist der F-Pace SVR kein Anabolika-strotzender Bodybuilder, der vor Kraft kaum gehen kann. Im Komfortmodus verhält er sich ziemlich ruhig und nimmt nicht übertrieben ruppig Gas an.
Deutlich lauter und verbindlicher wird’s, wenn der Dynamik-Modus aktiviert und die Klappen in der Auspuffanlage geöffnet sind. Dann brüllt das SUV aus vier armdicken Endrohren und pfeilt in 4,3 Sekunden auf Landstraßentempo. Trotzdem wünscht man sich ein etwas schnelleres Zusammenspiel von Motor und Achtgang-Automatik; nach einem beherzten Tritt mit dem rechten Fuß vergeht ein Sekundenbruchteil zu viel, ehe der Zweitonner seine ganze Kraft in die Waagschale wirft und nach vorne prescht. Ob der SVR wirklich 283 Sachen schnell wird, haben wir nicht ausprobiert; glauben wollen wir es gerne. Anders als die versprochenen 11,9 Liter Normverbrauch, die wir nichtmal im Bummelmodus entlang der Côte d’Azure erfahren konnten.
Nachgeschärft mit den Insignien der Kraft
Damit die Flaneure auf der Croisette den serienmäßig auf 21-Zöllern vorbeifahrenden SVR nicht nur am Klang erkennen, hat Jaguar die Karosserie mit den üblichen Insignien der Kraft nachgeschärft: Durch größere Öffnungen in der Front holt der Achtender Luft, die er über zusätzliche Schlitze in der Motorhaube wieder in die Freiheit entlässt.
Neu sind auch die Luftauslässe hinter den Rädern: Sie verhindern Druckaufbau in den Radhäusern und vermeiden damit Auftrieb; das gleiche Ziel hat der überarbeitete Dachspoiler.
Innen zeichnet sich das Stark-SUV vor allem durch extrem flache Sportsitze aus, die perfekten Halt bieten, allerdings für Sitzriesen etwas unbequem sind: Denen drückt die integrierte Kopfstütze unschön gegen den Nacken.
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