Transporter als Stromer? Der Toyota Proace Electric im Test
Der Toyota Proace Electric unterstreicht den Trend zum E-Transporter. Nur das Fahrwerk fühlt sich noch nach Nutzfahrzeug an. Der Test.
Noch ist es eine Nische – aber das könnte sich schnell ändern: Elektrische Nutzfahrzeuge wie Kleinbusse oder Transporter für Handel und Handwerk sind von den Zulassungszahlen her eher Leichtgewichte. Nur ein Prozent kommt bislang mit Elektro-Antrieb (BEV) daher.
Ein paar Marken sind schon am Start
City-Maut und geplante Null-Emissions-Zonen in den Großstädten könnten die Nachfrage jedoch schnell beflügeln. Gerüstet in der Klasse bis zu 3,5 Tonnen sind beispielsweise Mercedes mit EQV, e-Sprinter und e-Vito oder Opel mit den elektrifizierten Varianten von Vivaro und Zafira. Jetzt steigt auch Toyota in das Geschäft mit elektrischen Nutzfahrzeugen ein.
Toyota Proace Electric: Reichweite, Ladezeit, Akkukapazität
Den Proace Electric gibt es als Transporter und Bus sowie in zwei Leistungsvarianten. Mit 50 oder 75 kWh - das entspricht einer Reichweite von 230 respektive 330 Kilometern. Relevant sind diese Zahlen vor allem für Privatleute oder Taxler. Denn laut einer Erhebung von Toyota bewegen Handwerker ihr Nutzfahrzeug im Schnitt lediglich 45 Kilometer am Tag. Damit würde eine Stromladung rein theoretisch für eine Arbeitswoche reichen. Natürlich abhängig von der Außentemperatur, der Fracht und dem Fahrstil.
Aufgeladen wird der Bus an einem Schnell-Lader innerhalb von 32 oder 48 Minuten je nach Akku. Bis zu 100 kW strömen in die Batterie, dann ist sie wieder zu 80 Prozent voll. Theoretisch reicht eine ausgiebige Brotzeit für eine neue Ladung. An einer 11-kW-Wallbox kann man sich die Zeit mit einem mehrgängigen Menü vertreiben. 4 Stunden 45 Minuten veranschlagt Toyota für den kleinen Akku, sieben Stunden sind es beim großen.
Das Diesel-Nageln ist Geschichte
Auf den Startknopf drücken und wundern: Da nagelt kein Diesel, da röhrt kein Auspuff. Der Proace Electric fühlt sich wie eine Sänfte an - und so überhaupt nicht wie ein Nutzfahrzeug. Drei Fahrstufen stehen zur Verfügung. Normal, Eco und Power. Die unterschiedlichen Leistungsstufen merkt man schon beim Gasgeben. Bei Eco und normal ist der Weg Pedalweg relativ lang, bis der 100-kW starke Motor seine volle Kraft entwickelt. Bei Power reagiert der Proace sofort und erreicht Tempo 100 in 13,1 Sekunden. Das sind keine Spurtzeiten, mit denen man prahlen kann. Muss aber auch nicht sein: Heißt ja auch Nutzfahrzeug und nicht Sportwagen.
Toyota Proace Electric: technische Daten
- Leistung: 100 kW, 136 PS
- Drehmoment: 260 Nm
- Nutzlast: 1000-1275 kg
- Anhängelast gebr.: 1000 kg
- Ladevolumen: bis 6,6 Kubikmeter
- Reichweite: 230 - 330 km
- Ladedauer: 4:45 Stunden (11 kW-Wallbox, 50 kWh-Akku)
- Top-Tempo: 130 km/h
- Verbrauch: 26,9-28 kWh
- Preis ab: 58.530 Euro
Dafür ist das Drehmoment mit 260 Newtonmeter recht ordentlich - bei Eco sind es nur 190 und bei der Normalstellung immerhin noch 210 Nm. Fein dosieren kann man auch die Bremswirkung des Elektromotors, um Strom zu produzieren. Wenn man den Schalter auf Stellung B bringt, wird der Toyota Proace automatisch langsamer, wenn der Fahrer vom Gas geht. Das heißt: Wer gefühlvoll unterwegs ist, braucht die Bremse nur im Notfall, ansonsten geht es völlig ohne.
Vom Fahrwerk her ist der Japan-Bus tatsächlich ein Nutzfahrzeug. Hier rumpelt es wie im konventionellen Transporter, nur das Kurvenverhalten ist besser, weil der im Fahrzeugboden eingebaut Akku für einen tiefen Schwerpunkt sorgt. Das Infotainment-System mit dem berührungsempfindlichen Bildschirm ist selbsterklärend und gut zu bedienen. Ein echter Luxus sind die beiden Seitentüren, die sich auf Knopfdruck öffnen und schließen lassen.
Das sind die Priese für den Toyota Proace Electric
Billig ist der Toyota Proace nicht gerade. Als Verso (und damit der Bus) werden mindestens 58.530 Euro fällig, Fahrzeuge mit großer Batterie und längerer Karosserie kosten ab 66.300 Euro. Abziehen muss man davon aber noch die Umweltprämie in Höhe von 7500 Euro, die es zumindest noch bis Ende 2021 gibt.
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