Größte Übernahme in der Firmengeschichte
Die in Jettingen ansässige Ludo Fact, der führende Brettspielhersteller in Europa, wächst weiter. Ende Oktober hat das Unternehmen die Firma Walcher & Rees aus Heidenheim übernommen. Dabei handelt es sich um ein alteingesessenes Unternehmen, das 160 Jahre alt ist. Es stellt zwölf Milliarden Etiketten pro Jahr her und ist damit der drittgrößte Etikettendrucker Deutschlands. Außerdem produziert der Betrieb mit knapp 200 Mitarbeitern farbige Überzugspapiere für Spiele, die bei Ludo Fakt auf Graukarton kaschiert (aufgeklebt) werden. Genau dieses Segment ist interessant für Ludo Fact, den größten verlagsunabhängigen Hersteller von Gesellschaftsspielen in Deutschland. Über den Kaufpreis sei Stillschweigen vereinbart worden.
Ende 50 und keinen Nachfolger in der Familie
Geschäftsführender Gesellschafter Horst Walz freut sich über die erfolgreiche Übernahme. Gut ein Jahr lang habe er mit dem bisherigen Geschäftsführer Günther Bartels verhandelt. "Er ist jetzt Ende 50 und hat keinen Nachfolger in der Familie. Wir geben Walcher & Rees eine Zukunft", so Walz. Seit vier Jahren arbeiten die Heidenheimer bereits für Ludo Fact. "Wir versprechen uns durch die Übernahme Synergieeffekte", so der 51-Jährige. Ludo Fact vergebe pro Jahr etwa 2000 Druckaufträge. Dabei sei das jeweilige Umrüsten der Druckmaschinen das teuerste an der Produktion der Spiele. "Bislang hatten wir vier Druckereien. Künftig können wir uns auf eine konzentrieren. Das macht die Abläufe einfacher und bietet Optimierungen beim Verschnitt der Druckbögen", erläutert der Geschäftsführer. Will heißen: In Zukunft können mehrere Aufträge von Ludo Fact auf sogenannten Sammelformen zusammengefasst werden, wodurch die Bögen besser ausgelastet sind. Das Ganze passiert nun in einem eigenen Betrieb, der zum Unternehmen gehört, was Ludo Fact also unabhängiger macht.
Bei einer Betriebsversammlung in Heidenheim habe Walz mit seinen Aussagen zur Zukunft von Walcher & Rees Begeisterung unter der Belegschaft ausgelöst. "Was ich brauche, ist Euer Gehirn", sagte der Jettinger. Denn mit der Übernahme habe er nicht nur die komplette Infrastruktur, sondern auch das Know-how der dort vorhandenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gekauft. "Da arbeiten sehr gute Leute mit viel Wissen. Das Potenzial will ich mir sichern", so Walz.
Walz versprach, den Standort Heidenheim aufzubauen - personell und vom Auftragsvolumen her. "Als ersten Schritt haben wir zwei Maschinen für zwei Millionen Euro gekauft: eine Druckmaschine und eine dritte Spielkartenmaschine", berichtet der Firmenchef. Fünf moderne Heidelberger Bogendruckmaschinen seien bereits vorhanden. Hier könnten täglich 1,1 Millionen Druckbogen sechs- bis achtfarbig bedruckt werden.
Inzwischen hat Walz einen 65-jährigen Interimsmanager bei Walcher & Rees eingestellt. Der bisherige Geschäftsführer Bartels unterstützt ihn bei der Neustrukturierung. Ein Zeichen, das der Jettinger Unternehmer in Zeiten drohenden Fachkräftemangels auch auf ältere Mitarbeiter setzt.
Mit der bisher größten Übernahme in der Firmengeschichte ist die Unternehmensgruppe Ludo Fact, zu der die Logistiktochter Ludo Packt und Vento Ludens (sie plant, verwirklicht und betreibt Wind- und Fotovoltaikprojekte) gehören, nun auf etwa 500 Beschäftigte gewachsen. Als Horst Walz 1995 den Betrieb in Jettingen kaufte, zählte er 34 Leute. "Das Unternehmen wird weiter wachsen. Unser Schwerpunkt ist Europa. Da wollen wir weitere Aufträge für die Getränke- und Schokoladenindustrie bekommen", kündigt der Geschäftsführende Gesellschafter an. Er sei glücklich, inzwischen mehrere Standbeine zu haben.
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