Tastentage: Mal heiß, mal bluesig

VonMartin Gah

Ein rockiger Piano-Abend mit Mike Sanchez im Zehntstadel

Allein mit einem Flügel – so wie bei den Leipheimer Tastentagen erlebt das Publikum den spanischstämmigen Engländer Mike Sanchez selten. Meistens wird er von seiner Solo-Band begleitet oder er begleitet den ehemaligen Rolling Stones-Bassisten Bill Wyman in dessen Soloprojekt „The Rhythm Kings“. Sanchez hat sich dem klassischen Rock´n´Roll, Blues und Boogie verschrieben. Mit diesem Musikgeschmack hatte er es nicht immer einfach. Als er 13 war, standen alle auf Punk. Aber durch die Meldungen vom Tod Elvis Presleys 1977 kam Sanchez mit dem klassischen Rock in Berührung.

Songs von Fats Domino verwebt er gekonnt zu einem Medley mit reizvollen Übergängen zwischen langsamen und schnellen Stücken. Von der Ballade „Blueberry Hill“ geht es zum Fetzer „Hello Josephine“ und wieder zurück zu „Ain´t that a shame“. Dieses versieht er am Ende mit einem Dreifachtusch über mehrere Oktaven. Sanchez´ Version von „Jambalaya“ ist noch lebhafter als die von Fats Domino. Den Mittelteil gestaltet er mit einem seiner typischen Soli mit einer ausgewogenen Mischung aus perkussiven und melodiösen Elementen. Damit erobert er die Herzen des Leipheimer Publikums im Sturm. Den Louisiana-Sound hat auch die Nummer „Red Hot Mama“. Sanchez besingt eine attraktive US-Südstaaten-Schönheit, begleitend unterlegt mit stampfenden Akkorden und wilden Glissandi. Auch eruptive Nummern seines Vorbilds Elvis Presley hat er im Programm. In „Big Boss Man“ sagt ein Arbeiter seinem Chef die Meinung. Sanchez beginnt das Stück mit einem jazzigen Walking Bass. Das leichte Vibrato in seiner Gesangsstimme rundet die treffende Elvis-Interpretation ab.

Günzburg