Urgewalten auf Geigenwogen
Das Heilig Geist Ensemble startet mit Felix Mendelssohn Bartholdys Elias ins Lutherjahr
Zum dritten Mal innerhalb von zwölf Jahren war die Günzburger Heilig Geist Kirche im Rahmen der „Schwäbischen Orgeltage“ Schauplatz des alttestamentarischen Sturm- und Feueroratoriums, das Felix Mendelssohn Bartholdy und sein Textdichter Pfarrer Julius Schubring nach dem biblischen Mahner und Rufer „Elias“ betitelten. Ein Jahr vor seinem Tod schuf der Komponist damit ein Potpourri religiöser Vehemenz, nach Worten der Heiligen Schrift, das zwischen biblisch brutaler Poesie und salbungsvoll-pastoraler Melodieseligkeit pendelt, gute zweieinhalb Stunden lang. Da ist Sitzfestigkeit gefordert. Die aber belohnt wurde, mit 42 Nummern majestätisch hymnischer Eleganz, mit verlebendigter Melodik, von der man keine Minute missen will.
Der Einstieg ist seltsam. Er beginnt nicht mit einer gewohnt sinnbildlich vor sich hinschwärmenden Ouvertüre. Stattdessen, Takt für Takt, ein düster mollbeschwertes Dahinschreiten, in das, fortissimo, mit Stentorstimme aus altestamenarischer Zeit herklingend, der leibhaftige Prophet Elias einen Fluch bevorstehender Dürre und Hungersnot in eine unchristliche Zeit schleudert. In eine Zeit, deren Menschen den gütigen Gott nicht zu kennen scheinen. Die aus dem Munde heidnischer Baalpriester nur einen mordenden, Rachegelüste auslebenden, archaisch brutalen Feuer- und Sturmgott verehren. In solch auswegloser Situation hilft kein Klagen, da hilft nur eines: Wunder. Doch auch die entfalten, trotz Todeserweckung, Feuerzauber und Regenfluten, ihre volle Wirkung nur, weil sie vom klanglichen Reichtum der Musik getragen werden. Deshalb lässt sich die weitverbreitete Meinung, die wirkliche Qualität des Werkes sei allein auf die Musik gestützt, guten Gewissens vertreten. Mendelssohn schuf eine Partitur, aufgeladen mit sinnlicher Wucht und betörend sanft dahinfließender Zärtlichkeit. Eine Musik, die ihren Schöpfer zweifellos zum Ehrenmitglied des Himmels prädestiniert.
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