
Eine Erfindung aus Oberroth erleichtert Landwirten den Job

Plus Die Produkte von Helmut Mößmer sind mittlerweile vielen seiner Berufskollegen in Europa ein Begriff. Jetzt hat er eine Auszeichnung dafür bekommen.
Was sind Schleppschuh- oder Schleppschlauchverteiler? „Für Landwirte bedeuten sie eine neue, bodennahe Ausbringungstechnik für Gülle, durch die Ammoniak- und Nitratbelastung möglichst gering gehalten werden soll“, erklärt Helmut Mößmer. Der Gründer der Firma Möscha arbeitet seit fast 40 Jahren an einer Methode, mit der die im Stall anfallende Jauche über das Fass gleichmäßig und flächendeckend auf Äckern und Wiesen ausgebracht wird. Mößmers neueste Entwicklung, der „Möscha-Schleppschuhverteiler mit besonders leichtem Aufbau“, wurde jetzt mit der Silber-Medaille der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) prämiert.
„Durch die Verwendung eines tragenden Kunststoffrohrs konnte ich für meinen Schleppschuhverteiler eine erhebliche Gewichtsreduktion bei gleichzeitig stabiler Bauweise des Gestänges erreichen“, veranschaulicht Mößmer seine Erfindung. Als weitere Verbesserung nennt er den patentierten Cutter: „Das ist eine vertikale Schnecke, die ihre Drehrichtung ändert und somit für eine gleichmäßige Verteilung der Gülle auf die Ausgänge sorgt.“
Der Erfinder wollte eigentlich Ingenieur werden
Bereits in jungen Jahren war Mößmer ein Tüftler. Bei der Arbeit auf dem elterlichen Hof habe es ihm nie an Ideen gefehlt, erinnert sich der 68-Jährige. Um sich im Sommer das leidige Nachstellen der Umzäunung auf der von Kühen beweideten Wiese zu sparen, habe er mithilfe von Säulen, Rollen und Gewichten einen „laufenden Weidezaun“ konstruiert. Eigentlich wollte er studieren und Ingenieur werden. Doch als sein älterer Bruder und Erbe des elterlichen Hofs tödlich verunglückte, sah er sich in der Pflicht, Vater und Mutter bei der landwirtschaftlichen Arbeit zu unterstützen. Nebenher absolvierte er eine Ausbildung zum Zerspanungsmechaniker und übernahm 1977 den landwirtschaftlichen Betrieb. Einige Jahre später stellte er von der Milchwirtschaft auf Bullenmast und Ackerbau um.
Auch weiterhin war Mößmer stets auf der Suche nach Techniken, mit der sich Arbeiten auf dem Hof erleichtern lassen. Vor allem das Ausbringen der Gülle auf Wiese oder Acker schien ihm nicht optimal. „Mit der damals gängigen Technik, bei der der Güllestrahl aus dem Fass auf eine Metallscheibe prallt und nicht gleichmäßig genug auf dem Boden verteilt wird, war ich überhaupt nicht zufrieden“, erinnert er sich. Durch den Einsatz eines Scheibenwischermotors erzielte er zunächst eine Schwenkbewegung des Güllestrahls, die aber nicht den gewünschten Erfolg brachte. Bei der Entwicklung eines eigenen Schwenkkopfverteilers kamen ihm seine Fachkenntnisse als Zerspanungsmechaniker zugute. Bei dieser Vorrichtung benötigt die Jauche nicht die Unterstützung eines Kompressors, sondern kann nur mit ihrem eigenen Druck gleichmäßig ausgebracht werden. 1984 meldete Mößmer das Patent für seine Erfindung an. Parallel dazu absolvierte er die Prüfungen zum Landwirtschaftsmeister.
Zuerst nutzten norddeutsche Landwirte seine Erfindung
Im Jahr 1991 präsentierte der Schalkshofer seinen Schwenkkopfverteiler erstmals auf der Messe Agritechnika in Frankfurt. Nicht nur bei dieser Ausstellung, auch in Österreich stieß die Möscha-Technik auf großes Interesse. „Auch deshalb, weil mein Schwenkverteiler variabel auf Streubreiten von acht bis 15 Meter eingestellt werden kann“, sagt Mößmer. Anfangs sei seine Erfindung vorwiegend von norddeutschen Landwirten verwendet worden. Seit einigen Jahren gelte sie auch in bayerischen Betrieben als Standard.
Die DLG-Silbermedaille erhielt Mößmer jetzt für sein „Verteilgestänge mit Kunststoffrohr als tragendes Element.“ Diese Neuerung für den Schleppschuhverteiler könne als weiteres Kapitel in der Erfolgsgeschichte der Firma bezeichnet werden, sagt Mößmers Schwiegersohn und Nachfolger als Firmenchef, Michael Gutter. Nicht nur für deutsche Landwirte, sondern auch für Berufskollegen in Österreich, Frankreich, Irland und Norwegen sei der Möscha-Schleppschuhverteiler mittlerweile ein Begriff. Denn frühere Methoden, bei denen der natürliche Dünger über Felder und Wiesen verspritzt wurde, seien heutzutage zum Teil schon verboten. Laut gesetzlicher Vorschrift müsse Gülle seit Anfang 2020 entweder streifenförmig ausgebracht oder direkt in den Boden von bestelltem Ackerland eingebracht werden. Dadurch soll die Ammoniak- und Nitrat-Belastung möglichst gering gehalten und die Umwelt geschont werden. „Dies ist nur mit Schleppschuhverteilern möglich“, sagt Mößmer.
Für Grünland sollen die gesetzlichen Vorgaben erst ab dem Jahr 2025 gelten. So lange seien dort auch die Möscha-Schwenkkopfverteiler zugelassen. „Aber wir kämpfen für eine Ausweitung beziehungsweise Verlängerung der Erlaubnis“, haben sich die Mößmers vorgenommen. Denn die neue Technik bringe auch Nachteile mit sich. Zum Beispiel verursache das hohe Gewicht der Maschinen auf Wiesen eine starke Bodenbelastung und -verdichtung. Zudem könne die streifenförmig verteilte Gülle auf dem Boden antrocknen und so in das Tierfutter gelangen. Vor allem kleine landwirtschaftliche Betriebe könnten sich die neuen teuren Geräte nicht leisten und wären gezwungen, Lohnunternehmer zu beauftragen. Diese könnten ihre schweren Schlepper und Güllefässer aber nicht überall einsetzen und auch nicht immer zum richtigen Zeitpunkt umweltschonend düngen.
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