Per Motorsegler bis zum Nordkap und zurück
Illertissen l eb l Für die Piloten Philipp von Criegern und Martin Nießner vom Luftsportverein Illertissen ging ein lang ersehnter Traum in Erfüllung. Im Juni starteten sie mit dem Vereinsmotorsegler vom Typ Grob G-109B zu ihrem Abenteuer Nordkap.
Die erste Etappe führte sie quer durch Deutschland und Dänemark nach "Stavanger", an der Westküste Norwegens, was sie nach zirka fünfeinhalb Stunden erreichten. Die erste große Herausforderung war dabei die eineinhalbstündige Strecke über das offene Meer zwischen Dänemark und Norwegen. Schwimmwesten waren da Pflicht.
Am zweiten Tag führte der Flug entlang der Küste bis nach "Bergen", von wo aus ins Landesinnere geflogen wurde. Nach zwei Flugstunden erreichte die Crew des Motorseglers mit dem Kennzeichen D-KLVI den "Jostedalsbren", den größten Gletscher Norwegens, der mit seinen Eisabbrüchen und kilometerlangen Schneefeldern eine imposante Kulisse bot. Nach der Mittagspause in "Molde", einem kleinen Flugplatz an einem Fjord gelegen, ging es bei recht schlechtem Wetter weiter der Küste entlang bis nach "Bodö", am Beginn der Lofoten-Inselgruppe. Diese Strecke war eine der anspruchsvollsten Passagen, da durch niedrige Wolken bei Regenschauern und starkem Gegenwind nur in 200 bis 300 Meter über dem Meer geflogen werden konnte. Nach unzähligen kleinen Inseln, schroffen Felsabbrüchen und ausgedehnten Fjorden endete die Flugetappe schließlich nach über vier Flugstunden am Tagesziel.
Der dritte Tag: Ein Blick aus dem Fenster des Hotels verhieß nichts Gutes. Regen und aufliegende Bewölkung. An einen Weiterflug war erst einmal nicht zu denken. Doch nach knapp zwei Stunden besserte sich das Wetter soweit, dass ein Startversuch unternommen werden konnte. Nach Wetter-Check und Flugplanaufgabe hieß es endlich: "Auf zum Nordkap", dem nördlichsten Punkt Europas, wo die Sonne zu dieser Jahreszeit nicht untergehen will.
Flug über herrliche Fjord-Landschaften
Der Start klappte reibungslos und es folgte ein spannender und interessanter Flug entlang der Lofoten und wunderschönen Fjord-Landschaften nach "Tromsö", wo wegen schlechten Wetters zwischengelandet wurde. Mit einer Flügelkamera und mit Film und Foto wurden die unzähligen Eindrücke, die nicht enden mochten, festgehalten.
Nach kurzem Aufenthalt bekam die Crew erneut die Startfreigabe "Cleared for Take off" und zwei weitere Flugstunden später über riesige Meeresarme und bergige Inseln wurde das Ziel bei plötzlich strahlendem Sonnenschein erreicht - das Nordkap. Nach 18 Flugstunden und 3333 Kilometern war am nördlichsten Punkt Europas die Freude darüber riesengroß. Nach vielen Umrundungen der Klippen gab es dann den ersten Kaffee in "Honnigsvag", einem kleinen Flugplatz fünf Minuten vom Kap entfernt. Der Rückflug nach "Hammerfest" am späten Abend verlief wieder einmal überaus spannend, da das Wetter fast nicht mehr fliegbar war. Erst nachdem die Anflugbefeuerung auf dem Berg entdeckt wurde, konnte der Anflug zwischen Wolkenbänken und Felsformationen beginnen. Um 22.30 Uhr ging dann dieser Tag mit unglaublichen Erlebnissen und Eindrücken zu Ende.
Ständig wurde mit widrigen Wetter-Verhältnissen gekämpft
Am nächsten Tag ging es bei "normalem schlechten Wetter" über "Bodö" nach "Bronnoy", wo zu später Stunde um 0.10 Uhr die Sonne über wolkenlosem Himmel strahlte. Das ist Norwegen. Weiter ging es dann über den "Geiranger-Fjord", weltbekannt durch die riesigen Kreuzfahrtschiffe, die in der engen Schlucht kaum Platz finden, in Richtung "Bergen", der wohl schönsten Stadt Norwegens. Auf dem gesamten Flug musste zwar immer wieder mit widrigen Wetterverhältnissen gekämpft werden, die aber auch unvergessliche Stimmungsbilder lieferten. Der letzte Abend in Norwegen endete für die Crew mit einem obligatorischen Fischessen, mit Lachs und Fischsuppe.
Der Rückflug nach Deutschland erfolgte am nächsten Tag. Über das offene Meer ging es mit Zwischenlandungen in St.Peter-Ording und Würzburg über 1300 Kilometer zurück nach Illertissen, wo die Crew mit einem standesgemäßen Sekt-Empfang nach diesem Abenteuer überrascht wurde.
Nach insgesamt 36 Flugstunden und 6 500 Kilometern in sieben Tagen wurde nicht nur ein neuer Vereinsrekord aufgestellt, sondern den Piloten auch unauslöschliche Eindrücke und Erfahrungen beschert, an die sie noch lange mit Freude zurückdenken werden.
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