Hintergrund: In Krisen blüht der Handel mit Risiken
Frankfurt/Main (dpa) - Finanzkrisen von Staaten rufen immer wieder Spekulanten auf den Plan. Der Handel mit sogenannten Credit Default Swaps (CDS) soll die Krise in Griechenland weiter verstärkt haben.
Eigentlich handelt es sich dabei um eine Versicherung gegen den Ausfall eines Schuldners. CDS sollen also mehr Sicherheit an den Märkten bringen, weil sich Anleger vor Risiken schützen können. Die Papiere sind aber längst nicht mehr nur ein Schutz für den konkreten Einzelfall. Sie werden stattdessen wie viele andere hochkomplexe
Finanzprodukte weitgehend losgelöst wie Wertpapiere gehandelt. Der Markt dafür ist allerdings praktisch unreguliert.
Der Versicherungsnehmer - zum Beispiel ein Investor, der Anleihen gekauft hat - schützt sich mit CDS gegen Verluste. Dafür bezahlt er eine Prämie. Der Versicherungsgeber - zum Beispiel ein Hedge-Fonds oder eine Investmentbank - bekommt die Prämie, muss aber einspringen, wenn der Schuldner ausfällt.
Die CDS können getrennt von den Anleihen gehandelt werden. Anleihenherausgeber und -besitzer müssen nicht zustimmen. Der Käufer einer Absicherung muss nicht einmal die betroffenen Anleihen besitzen. Dadurch kann der Markt für die Ausfallrisiken sogar viel größer werden als der eigentliche Anleihenmarkt. Spekulanten treten dann gegeneinander an und können mit dem Handel gewinnen oder verlieren. Kritiker befürchten, dass dadurch sogar der Kurs der Anleihen beeinflusst wird. Denn die Entwicklung von CDS-Prämien dient bei regem Handel mitunter mehr als der Gradmesser, wie die Märkte die jeweiligen Risiken bewerten, als die Anleihenpreise selbst.
Im Vergleich zum Handel mit Aktien gilt der Handel mit CDS als wenig transparent. Denn er erfolgt in der Regel ohne amtliche Börsen, direkt zwischen den Marktteilnehmern oder über Banken. Das Volumen der Verträge - die sich meist auf Unternehmensanleihen beziehen - wird auf weltweit zig Billionen Dollar geschätzt.
Derivateverband zu CDS: http://dpaq.de/derivate
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