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Filmfestival: Auftakt der 69. Berlinale: Ist das noch ein Festival fürs Kino?

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Auftakt der 69. Berlinale: Ist das noch ein Festival fürs Kino?

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    Eine Umarmung zum Schluss der Eröffnungs-Gala: Juliette Binoche und Dieter Kosslick.
    Eine Umarmung zum Schluss der Eröffnungs-Gala: Juliette Binoche und Dieter Kosslick. Foto: Kay Nietfeld, dpa

    Die Internationalen Filmfestspiele Berlin wollen dieses Jahr die Frauen in den Fokus rücken. Zumindest zeigt sich dies schon mal auf einem T-Shirt. So trägt Berlinale-Jurymitglied Rajendra Roy einen Spruch auf seinem Oberteil: "The Future of Film is Female". Das heißt "die Zukunft des Films ist weiblich". Immerhin sind in diesem Jahr sieben von 17 Wettbewerbsfilmen unter weiblicher Regie entstanden. Zwar ist das nicht mal die Hälfte, aber doch mehr als zuletzt bei den Festival-Konkurrenten in Cannes oder Venedig. Für die diesjährige Jurypräsidentin, die Schauspielerin Juliette Binoche, ist es "ein gutes Zeichen" und ein "Schritt nach vorn."

    Motto der Berlinale 2019: "Das Private ist politisch"

    Die Berlinale gehört mittlerweile zu den wichtigsten Filmfestivals der Welt. Das Markenzeichen der Berlinale: die Förderung des politisch engagierten Kinos. Diesmal sucht die Berlinale das Politische im Privaten. Juliette Binoche findet das konsequent. Alles, was sich menschlich anfühle, sei auch politisch, sagte die 54-Jährige am Donnerstag. Und so erzählt bereits der Eröffnungsfilm eine private Geschichte.

    Der Film "The Kindness of Strangers" der dänischen Regisseurin Lone Scherfig spielt im Winter in New York. Eine Mutter flieht mit ihren Kindern vor dem Ehemann. In der anonymen Millionenmetropole trifft sie auf hilfsbereite Fremde. Der Film hat einige nette, ironische Momente. Insgesamt pendelt er aber etwas unentschlossen zwischen Suppenküche und Notunterkunft, Designerhandtasche und Kaviar. "The Kindness of Strangers" zeigt New York fast als Dorf, in dem sich alle immer wieder treffen. Zwar gäbe es genug Potenzial für Gefühlskino, aber so richtig berührend wird es nicht, auch wirken die Charaktere etwas zu selbstlos. Zur Weltpremiere am Abend wurden auf dem roten Teppich Binoche und ihre Jurymitglieder, viel deutsche Filmprominenz und der britische Schauspieler Bill Nighy, bekannt als gealterter Rockstar aus "Tatsächlich... Liebe", erwartet. Er spielt in Scherfigs Film den Besitzer eines russischen Restaurants. Ob "The Kindness of Strangers" einen Preis verdient hat, entscheidet am Ende die Jury.

    Unter den 17 Berlinale-Wettbewerbsfilmen sind auch Beiträge von drei deutschen Regisseuren. An diesem Freitag geht Nora Fingscheidt mit "Systemsprenger" ins Rennen, am Samstag kommt Fatih Akins Horrorfilm "Der Goldene Handschuh", die Verfilmung des gleichnamigen Romans von Heinz Strunk.

    Dieter Kosslick das letzte Mal als Direktor der Berlinale tätig

    Debatten wird es aber nicht allein um die Filme geben, das hatte Berlinale-Direktor Dieter Kosslick schon vorab klar gemacht. Der 70-Jährige leitet die Berlinale zum letzten Mal. Für Diskussionen wird diesmal auch ein US-Unternehmen sorgen. Mit Isabel Coixets "Elisa y Marcela" läuft ein Film des Streamingdienstes Netflix im Wettbewerb. Das wäre in Cannes nicht möglich gewesen, in Venedig dagegen schon. Aber warum eigentlich der Hickhack um Regeln zu Netflix? Streamingdienste produzieren immer mehr Filme, die sie schnell online stellen. Dort kann man sie gegen Bezahlung sehen, oft aber nicht im Kino. "Roma" zum Beispiel, der Gewinnerfilm aus Venedig, lief nur kurze Zeit in wenigen Kinos. Die Kinobetreiber ärgert das, weil sie um ihr Geschäftsmodell fürchten. Die Besucherzahlen in Deutschland sind zuletzt ohnehin drastisch gesunken.

    Dass Kosslick nun einen Netflix-Film im Wettbewerb zeigt, wird also zwiespältig aufgenommen. Kosslick betont, dass "Elisa y Marcela" in Spanien ins Kino kommen soll. Christian Bräuer vom Verband AG Kino – Gilde deutscher Filmkunsttheater hält dagegen: "Die Berlinale muss sich entscheiden: Will sie ein Kinofilmfestival sein oder ein Fernsehfilmfestival?" Im Raum schwebt also während des Festivals auch die K-Frage: Wie hält es die Berlinale mit dem Kino? Und wie geht es in der Branche weiter?

    Internationale Stars sorgen auf der Berlinale 2019 für Glamour

    Für Glamour ist auf jeden Fall mit Stars wie Catherine Deneuve, Diane Kruger und Charlotte Rampling gesorgt. Und dazu mehr Filme, als man sehen kann: Rund 400 Komödien, Dramen oder auch Dokumentationen laufen bis zum 17. Februar. Kritiker überstehen den Marathon mit viel Kaffee, Schokolade und kurzen Nickerchen zwischendurch. Die Fans sind auch abgehärtet: Viele stehen schon morgens in der Kälte an den Absperrungen, um irgendwann einen Blick auf einen Star oder ein Autogramm zu ergattern. Das spricht wohl eher gegen das häufig beschworene Ende des Kinos. So glaubt Jurymitglied Sebastián Lelio, Filmregisseur aus Chile ("Ungehorsam") sowieso fest an ein Überleben der Kinos: Der Tod des Kinos sei schon oft erklärt worden. Doch bis jetzt hat er überlebt. (dpa)

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