Die Kahans aus Baku
Eine jüdische Familie im 20. Jahrhundert
Sommer 1914. Die Familie Kahan macht Sommerfrische in Wiesbaden, wie es bürgerlich-jüdische Familie aus dem Zarenreich gern tun. Doch dann beginnt der Erste Weltkrieg; die große Familie wird auseinandergerissen; die Herrschaft der Bolschewiki zerstört den familiären Wohlstand. Vater Chaim Kahan, der aus dem polnisch-litauischen Stetl stammt, hat sein Geld auf den Ölfeldern von Baku (heute die Hauptstadt Aserbaidschans) gemacht. Er stirbt mitten im Krieg. Seine sieben Kinder fliehen vor der russischen Revolution nach Berlin, gründen neue Firmen, werden wiederum reich im Ölgeschäft.
Die Großfamilie bleibt eng zusammen. Die Kahans und ihre Verwandten sind gebildete Weltbürger, engagieren sich im Verlagsgeschäft, unterstützen Flüchtlinge, helfen beim Aufbau einer jüdischen Heimstatt in Palästina. Und müssen doch bald selbst wieder fliehen, als 1933 die Nazis an die Macht kommen. Von Berlin, das zur Heimat der Zwischenkriegszeit wurde, geht es nach Paris, Lissabon, Tel Aviv und New York. Den Kahans kommt zu Gute, dass sie weltweit gute Kontakte haben; sie überleben die Verfolgung und können in Israel und Amerika neue Lebensmittelpunkte gründen. Ihr Leben stellt einen Teil der europäischen Geschichte des 20. Jahrhunderts dar. Die Historikerin Verena Dohrn hat es faktenreich und lebendig, unter Ausschöpfung zahlreichen Quellen erzählt. (aba)
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