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Leipziger Buchmesse
14.02.2019

Feridun Zaimoglu erzählt "Die Geschichte der Frau"

Feridun Zaimoglu hat mit "Die Geschichte der Frau" Chancen auf den Leipziger Buchpreis.
Foto: Gregor Fischer, dpa

Feridun Zaimoglu dekonstruiert in "Die Geschichte der Frau" heroische Mythen und hat damit Chancen auf den Preis der Leipziger Buchmesse 2019.

Die These ist kühn: „Nach ihren Siegen lernten die Männer, Ruhmestaten zu erdichten. Sie schrieben, sich erlügend, ihre Sagen.“ Diesen historischen Fake News setzt der Schriftsteller Feridun Zaimoglu nun die Erzählungen der Frauen gegenüber, den „Großen Gesang, der ihre Lügen tilgt“. Wie schon in seinem letzten Roman „Evangelio“ über die raue Zeit Luthers, erfindet Zaimoglu wieder eine ganz eigentümliche Sprechweise, ein Raunen wie die Gesänge des Homer, wie die mittelalterlichen Sagen-Lieder oder wie die Protestsongs feministischer Popliteraten. Das macht dieses Buch nicht leicht zu lesen, doch in ihrer ungezähmten Sprachgewalt reizvoll und von einer eigenartigen Herbheit sind die Selbstdarstellungen von zehn Frauen quer durch die Jahrhunderte allemal.

Meist stehen sie am Rande der Geschichte und schweigsam im Schatten ihrer/der Männer. Wie Zippora, die schwarzhäutige Gemahlin von Moses. Sie kennt die Gespenster, die ihren Mann anfallen – die murrenden Israeliten, die in der Wüste an ihrem Anführer zweifeln, ihn verschreien als pharaonenmordenden Zauberer. Zippora, die Fremde, gilt bei den stolzen Jahwe-Bündlern nichts. Wohl aber bei Moses, dessen Gottesnähe auch sein Fluch ist und dessen Strenge selbst die Schwester Mirjam „zernichtet“, bis Zippora solidarisch Fürsprache einlegt.

Zwischen ehelicher Solidarität und liebendem Glauben

Noch einen biblisch inspirierten Stoff fand Zaimoglu in Judith, die er uns als Frau des Verräters Judas vorstellt. Sie ist eine unbeirrte Jesus-Jüngerin, ihr Vater jagt sie als Verräterin des einzig wahren, alten Gottesglaubens davon und sie ist zerrissen zwischen ehelicher Solidarität und liebendem Glauben. Ihr Mann sieht sich bereits in Satans Gewalt und Judith beschließt: „Ich senke den Blick und wende mich ab.“ Doch die Totenwache wird sie ihm halten.

Feridun Zaimoglu, "Die Geschichte der Frau", Kiepenheuer & Witsch
Foto: Uliaymiro37046, Adobe Stock

Die Dichter besingen die Frauen, liebestrunken und verschwommenen Blickes. Aber wie sprechen die Frauen von diesen Gecken? In Lore von Bacharach entwirft Zaimoglu das Gegenbild zur idealisierten Loreley. Die Magd widersteht dem Werben des feinsinnigen Gastes aus Jena, der wortreich ihr vorgaukelt, ihr Freiheit und Standesehre zu verschaffen, wenn sie ihm nur zu Willen sei. Den französischen Revolutionsgeist wendet sie ins selbstbewusst Feministische.

Die Lore des Jahres 1799 ähnelt in gewisser Weise ihrer zornigen Schwester von 1968 namens Valerie Solanas, die in New York gegen Andy Warhol die Waffe zog. Jeder Mann ist für sie abartig, „ein Miststück mit Penis“. Radikal feministisch verwirft sie jegliche Romantik, sie will kein Papa-Mädchen sein. „Der Mann darf niemals nach der Frau greifen“, lautet ihr Grundsatz. Von Andy, der in seiner Factory die angesagte Kunst dirigiert, wollte diese Valerie, dass er ihr Theaterstück herausbringe. Am Ende bleibt nur der blanke Hass auf „Drella“, so Warhols Kosename. Er soll bluten, so wie Frauen bluten.

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Zwei heftige Figuren: Antigone und Brunhild

Zwei heftige Figuren hat sich Zaimoglu in Antigone und in Brunhild gewählt. Die Tochter Thebens weist in die mythengeschwängerte Antike. Schwer lastet ihre Herkunft auf ihr: als Tochter und Schwester des blutschänderischen Ödipus, die mit Thebens Herrscher Kreon, ihrem Onkel, um das Begräbnis ihres Bruders Polyneikes ringt, den Kreon den Raben überlassen will. Eine völlig zerrüttete Familie zeigt ihre Kontur, wenn Antigone tapfer das Wort führt („ich bin die Steingebärerin“).  

Auch Brunhild hat sich ihrer Gegner zu erwehren, die am burgundischen Hof eine Rechnung offen haben („In allen Seelen Bitterkeit“). Sie ist die zaubermächtige Walküre, geworben aus Island, anders als ihr Königsgemahl Gunther, anders auch als ihr Schwager Siegfried, den Hagen eben meuchelte, und anders als ihr Schwager Giselher, der im Kerker flucht („Mit dir kam der Tod. Du bist eine böse Luft“).

Der Leser findet sich in dieser „Geschichte der Frau“ erst allmählich zurecht. Die geführten Dialoge charakterisieren nach und nach die handelnden Personen und ihre Beziehungen zueinander, ohne dass sie auf vollständige Aufklärung abzielen. Anstelle einer als unumstößlich wahr behaupteten Faktengeschichte tritt ein verworrenes Bündel von Emotionen und Haltungen als treibende Kräfte. Die literarischen Stücke wirken wie Ausschnitte aus großen Spielfilmen – ohne allerdings ein klares Bild der Sprechenden zu vermitteln. Ihre konkrete Erscheinung lässt Feridun Zaimoglu stets offen als Projektionsfläche einer schöpferischen Fantasie. 

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