"Little Joe" neu im Kino: Fieses Pflänzchen
Gezüchtet wurde diese Blume, um glücklich zu machen. Aber sie hat es in sich. Trailer und Kritik zum Kinofilm.
In Reih und Glied stehen die Blumen im Gewächshaus nebeneinander. Kaum Blattwerk, ein elegant geschwungener Stil, an dessen Ende sich eine dekorative, scharlachrote Blüte dem Licht entgegen neigt. Die Topfpflanze, gezüchtet von der Genetikerin Alice (Emily Beecham) und ihrem Kollegen Chris (Ben Wishaw), hat es jedoch in sich. „Little Joe“ – so der Name des biotechnischen Produkts – soll nämlich seine Besitzer glücklich machen. Bei entsprechender Pflege schüttet die Blume das Hormon Oxytocin aus, das beim Menschen in der emotionalen Verbindung zwischen Mutter und Kind eine wichtige Rolle spielt.
In einigen Wochen kommt der Glücklichmacher auf den Markt, aber es häufen sich die Anzeichen, dass die roten Blümchen eigene Strategien verfolgen: Eine Nachbarpopulation von blauen Blüten verdorrt. Der Hund einer älteren Kollegin verhält sich aggressiv. Alices Sohn geht plötzlich zur Mutter auf Distanz. In ihrer englischsprachigen Produktion entwirft die österreichische Regisseurin Jessica Hausner („Amour Fou“, „Lourdes“) einen Science-Fiction-Horror-Film von schleichender Intensität.
Kritik: Lohnt sich "Little Joe" im Kino?
Die helle, sterile Kulisse des Biotech-Betriebes bietet den idealen Nährboden für ein nagendes Unbehagen, das den Film antreibt. Der Horror manifestiert sich nicht in physischer Gewalt, sondern in der Vereinnahmung der Persönlichkeit, die durch das Einatmen der Pflanzenpollen ausgelöst wird. Mit unnachgiebiger Stringenz arbeitet Hausner an der Atmosphäre grundlegender Verunsicherung und beweist dabei ein enormes filmisches Kontrollvermögen. Jedes Set, jede Einstellung, Farbgebung und Musik sind genau austariert und Hauptdarstellerin Emily Beecham, die in Cannes als beste Darstellerin ausgezeichnet wurde, fügt sich mit ihrem fein nuancierten Spiel bestens ein.
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