Mendelssohn-Premiere in Bad Kissingen
Bad Kissingen (dpa) Die Weltpremiere eines rekonstruierten Klavierkonzertes des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy (1809 1847) hat den krönenden Abschluss des Musikfestivals "Kissinger Winterzauber" gebildet.
Gemeinsam mit der Staatskapelle Weimar unter Leitung von George Pehlivanian führte der deutsche Pianist Matthias Kirschnereit am Samstagabend das wiederentdeckte Stück in dem beschaulichen unterfränkischen Kurort Bad Kissingen auf.
Eingängig und doch höchst virtuos erklingt Mendelssohns 3. Klavierkonzert in e-Moll, das von einem raffinierten Wechselspiel zwischen Klavier und Orchester geprägt ist. Dabei verstand es Kirschnereit, der zu den führenden Pianisten der Gegenwart gehört, in seinem passionierten Spiel besonders den ruhigen Passagen beeindruckende Eindringlichkeit zu verleihen. Die rund 800 Premierengäste im prunkvollen Bad Kissinger Regentenbau quittierten diese Leistung mit langem Applaus.
Von einem "unwiederbringlichen Teil der Musikgeschichte", sprach Jutta Dieing, die Intendantin des Festivals. So beruht die Kissinger Premiere auf der bislang unveröffentlichten Komposition des US- amerikanischen Musikwissenschaftlers R. Larry Todd. Der renommierte Mendelssohn-Forscher vervollständigte und orchestrierte die fragmentarisch erhaltenen ersten beiden Sätze des Stückes. Völlig neu komponierte er den dritten Satz: Er transkribierte das Finale von Mendelssohns berühmtem Violinkonzert in e-Moll für das Klavier.
Grund dafür sind neben der gleichen Tonart weitere thematische Parallelen zwischen Mendelssohns Violinkonzert und dem 3. Klavierkonzert, an dem er von 1842 bis 1844 arbeitete allerdings nie fertigstellte. "Viele Werke Mendelssohns blieben unvollendet, da der Komponist trotz größter Erfolge immer wieder an sich zweifelte", so Kirschnereit. Mit dem vervollständigten Klavierkonzert könne man nun Rückschlüsse auf das Violinkonzert ziehen. "Beide Werke schienen den Komponisten zeitgleich zu beschäftigen", sagte Kirschnereit.
Neben Komponistengrößen wie Johannes Brahms, Frédéric Chopin oder Franz Liszt zählt Mendelssohn zu den wichtigsten Vertretern der Romantik. Zu seinen bekanntesten Werken gehören das Violinkonzert in e-Moll, die "Sommernachts-Ouvertüre" und die "Italienische Symphonie". Der Komponist war Musikdirektor in Düsseldorf und Gewandhauskapellmeister in Leipzig, wo unter seiner Leitung das erste Orchester Deutschlands entstand.
Rund um Mendelssohns 200. Geburtstag am 3. Februar sind in diesem Jahr zahlreiche Feierlichkeiten geplant, deren Auftakt nun das Abschlusskonzert des "Kissinger Winterzauber" bildete. Das Musikfestival ging diesen Winter in seine zehnte Runde und lockte rund 12 000 Besucher an, was einer Gesamtauslastung von 77,1 Prozent und einer Steigerung um 1,7 Prozent zum Vorjahr entspricht, wie die Veranstalter mitteilten. Unterschiedliche Musikrichtungen und Genres zu denen auch Tanz, Ballett oder Literatur zählten, kennzeichneten die 35 vielfältigen Veranstaltungen, die insgesamt 786 nationale und internationale Künstler bestritten.
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