Solides Aktionkino mit Tom Cruise - mehr aber auch nicht
Bisher hat sich Agent Ethan Hunt immer allein durchgeschlagen. Im fünften Teil von "Mission: Impossible" bekommt er jetzt Unterstützung von einer undurchsichtigen Kollegin.
Man muss Tom Cruise nicht mögen. Aber die Hartnäckigkeit, mit der er seine Karriere trotz aller PR-Katastrophen betrieben hat, verdient einen gewissen Respekt. Ein sicherer Hafen in unruhigen Gewässern blieben jedoch die „Mission: Impossible“-Filme. Die Rolle des Geheimagenten Ethan Hunt hatte sich Cruise als Produzent der Kinoadaption der beliebten TV-Serie seit 1996 selbst auf den Leib geschneidert.
Für die ersten Folgen wurden namhafte Regisseure wie Brian De Palma und John Woo engagiert, die die Filme mit ihrer eigenen Handschrift versehen sollten. Zuletzt verhalf Animationsgenie Brad Bird („Ratatouille“) der Serie in „Phantom Protocol“ (2011) zu einer gewissen kreativen Schwerelosigkeit. Weniger experimentierfreudig hat Cruise als Regisseur für „Rogue Nation“ seinen alten Drehbuchautor Christopher McQuarrie („Jack Reacher“ / „Edge of Tomorrow“ / „Operation Walküre“) verpflichtet.
Ethan Hunt bekommt in "Mission: Impossible" 5 weibliche Unterstützung
Der Film ist noch keine fünf Minuten alt, da sprintet Cruise schon in bewährter Speedy-Gonzales-Manier einem russischen Transportflugzeug hinterher, hängt sich an die Tragflächen und lässt den Fahrtwind lässig durchs Haupthaar wehen, bis Computerkollege Benji (Simon Pegg) sich ins System einhackt und die Tür zum Inneren der Maschine öffnet. Solche halsbrecherischen Stunts, die Cruise zum größten Teil selbst verrichtet, gehören zum Markenzeichen der Serie. An Bord des Flugzeuges sind chemische Kampfstoffe, mit denen die Terror-Organisation „Das Syndikat“ die Weltordnung sabotieren will.
Im Gegensatz zu Hunt glaubt CIA-Chef Hunley (Alec Baldwin) nicht an die Existenz des Netzwerkes und sorgt dafür, dass die obergeheime IMF-Einheit vom Kongressausschuss abgewickelt wird. Natürlich gibt Hunt nicht auf, verfolgt die Finstermänner um den wortkargen Strippenzieher Solomon Lane (Sean Harris) weiter und wird im Geheimdienst selbst zur Persona non grata. Schließlich lautet die Faustregel des Genres: viel Feind, viel Ehr.
Punktuelle Unterstützung erhält Hunt von der undurchsichtigen Agentin namens Ilsa Faust (Rebecca Ferguson), die im Auftrag der britischen Regierung das Syndikat infiltriert hat, aber möglicherweise schon längst zur anderen Seite übergelaufen ist. „Mission: Impossible“ hat sich bisher mit interessanten Frauenfiguren im testosterongeschwängerten Dunstkreis von Tom Cruise etwas schwergetan. Aber mit Ferguson bekommt die Kinoserie erstmals einen ernst zu nehmenden weiblichen Gegenpol. Die schwedische Schauspielerin ist keine dieser zarten Modelschönheiten, die im Actionkino gerne als Amazonen verkauft werden, sondern eine Frau von athletischer Statur, der man ihre Kampfkraft genauso abnimmt, wie ihre Qualitäten als Femme fatale.
"Mission: Impossible - Rogue Nation" liefert solides Actionkino
Darüber hinaus ist in diesem „Mission: Impossible“ alles beim Alten. Mit einer Handvoll groß angelegter Action-Szenen wird der krude Weltverschwörungsplot zusammengehalten. Dabei darf sich Tom Cruise wieder einmal als physische Heldenfigur profilieren. In bewährter Globetrottermanier bewegt sich der Film von Weißrussland über Wien und Marokko nach London und überzeugt vor allem mit einer hübsch choreografierten Attentat-Sequenz in der Wiener Staatsoper zu Puccinis „Turandot“.
„Rogue Nation“, zu Deutsch: Schurkenstaat, liefert solides Actionkino, das sich nicht in digitalen Mätzchen verliert und sich als Vorspiel für den Auftritt des großen Bruders James Bond im November eignet. An die stilvollen „Mission: Impossible“-Werke von Brian De Palma und John Woo kommt McQuarries routinierte Handwerksarbeit aber nicht heran. ***
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