Rätselhafte Beuys-Werke: "Nicht alles ist erklärbar"
Der Ausnahmekünstler Joseph Beuys starb vor 25 Jahren (am 23. Januar 1986). Sein komplexes Werk und die Verwendung ungewöhnlicher Materialien wie Fett oder Honig provozieren bis heute.
Die Künstlerische Direktorin der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Marion Ackermann, hat in Düsseldorf eine gerade zu Ende gegangene Beuys-Retrospektive kuratiert. Ihr Fazit: Nicht alles im Werk des weltbekannten Künstlers ist erklärbar.
Warum ist das Interesse an Beuys 25 Jahre nach seinem Tod wieder so groß?
Ackermann: "Das Beuys-Werk ruft grundlegende Fragen zu Ökonomie und Ökologie auf, deren Brisanz man sich heute bewusster denn je ist. Außerdem durchbricht es die Grenzen der künstlerischen Disziplinen, hat das Theater stark beeinflusst und definiert insgesamt eine Veränderung des herkömmlichen Werkbegriffs. Zudem findet seine Vorstellung von Freiheit, die sich auf das Individuum beruft, in der aktuellen Diskussion Resonanz."
Kann man Beuys' Werke überhaupt verstehen und erklären?
Ackermann: "Man lernt am Werk von Beuys, dass nicht alles erklärbar ist und es einen `Mehrwert des Dunklen gibt. Wenn man seine Werke im Zusammenhang sieht, wie in unserer Ausstellung, nähert man sich deren Bedeutungen durch Verdichtungen und Wiederholungen von Materialien und Formen an."
Gibt es eine typische Beuys-Schule?
Ackermann: "Prägend für die so ganz verschiedenartig arbeitenden Schüler von Beuys ist kein Stil, sondern eine Haltung, die sich stark an den Themen Gesellschaft, Mensch und Natur orientiert. Er hat seine Studenten durch seine Lehrertätigkeit in den Stand versetzt, diese Fragen autark anzugehen. Daher erklärt sich eben eine Arbeitsweise, wie sie etwa von Jörg Immendorff, Katharina Sieverding, Ulrike Rosenbach oder Imi Knoebel nicht unterschiedlicher sein könnte."
Welchen Einfluss hat Beuys auf die heutige Kunstszene?
Ackermann: "Das vielschichtige Werk von Joseph Beuys wird heute von vielen Künstlern rezipiert. Zeitgenössische Künstler, wie beispielsweise Matthew Barney, Nina Canell oder Carsten Nicolai beziehen sich direkt auf Materialien, Ideen und Prozesse von Beuys. Gerade darin erweist sich im Rückblick die Komplexität seines Werkes, in dem schon so vieles angelegt war." (dpa)
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