Safranski: Echte Briefe sind besser als E-Mails
Badenweiler (dpa) - Echte Briefe statt E-Mails: Der Philosoph Rüdiger Safranski (65) sieht einen Trend zurück zum alten Postweg der Kommunikation. "Der Brief macht heute wieder Karriere, gerade im Kontrast zum schnellen E-Mail-Verkehr", sagte der Autor der Deutschen Presse-Agentur dpa.
"Die Chance des Briefs liegt in der Kultur der Abstände zwischen Abschicken und Ankommen. Das erhöht die Vorfreude und Spannung. Es führt zur Verlangsamung, Intensität und Achtsamkeit, auch beim Lesen. Man muss auch nicht sofort antworten."
Safranski hat in seinem Buch "Goethe und Schiller. Geschichte einer Freundschaft" die Briefe ausgewertet, die die beiden Dichter sich vor mehr als 200 Jahren geschrieben haben. "Goethe war sehr für das Bedachtvolle, Langsame, für den Bio-Rhythmus. Er würde wohl auch heute noch den Brief pflegen", sagte Safranski, der auch als Co- Moderator von Peter Sloterdijk in der ZDF-Sendung "Das philosophische Quartett" bekannt wurde.
Safranski rechnet nicht damit, dass E-Books oder das Internet zu einem Untergang der Buchkultur führen: "Ein E-Book kann wie ein Hörbuch ein Weg zur Rückkehr zum klassischen Buch sein. Man hört gerne und wird dadurch angeregt, auch wieder zum Buch zu greifen."
Nach Ansicht des Autors hat Deutschland den besten Buchmarkt der Welt: "Wir haben die besten Verlage, die besten Buchhandlungen, wir haben große Autoren sowie ein sehr interessiertes und treues Publikum. Ein überdurchschnittlich hoher Anteil der Bevölkerung liest Bücher." Dies liege auch an Goethe und Schiller. Denn: "Der kulturelle Ruck, der um 1800 durch Deutschland ging, war viel stärker als in anderen Ländern."
Wer viel liest, kann nach Meinung Safranskis andere Menschen besser verstehen: "Mit Literatur wird man nicht unbedingt ein besserer Mensch, aber die Chancen steigen, dass sich Empathie entwickelt, dass man sich in andere hineinversetzen und hineinfühlen, sie verstehen kann."
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