Schauspieler Fred Delmare ist tot
Leipzig (dpa) - Zuletzt war es sehr still um ihn geworden. Im November 2005 stand Schauspieler Fred Delmare zum letzten Mal als Opa Friedrich für die ARD-Arztserie "In aller Freundschaft" vor der Kamera. Jetzt ist er im Alter von 87 Jahren gestorben.
Seit 2005 verschwand der gebürtige Thüringer zunehmend aus der Öffentlichkeit. Nachdem Alzheimer bei ihm diagnostiziert worden war, lebte der 1922 als Werner Vorndran geborene Mime zurückgezogen in einem Altenheim. Bereits seinen 85. Geburtstag erlebte er in aller Stille. Nun ist der kleine große Schauspieler tot. Er starb am 1. Mai in einem Leipziger Krankenhaus an den Folgen einer Lungenentzündung.
Delmares letzte Lebensjahre hatten viele Schatten. Entsprechend leise waren seine Töne zu seinem 80. Geburtstag 2002. "Glücklich bin ich auf keinen Fall", sagte der Schauspieler damals nach einigen privaten Schicksalsschlägen. Aufgeben kam aber für ihn nicht infrage. Der 1,60 Meter große Fred musste seit seiner Jugend fehlende Körpergröße mit "doppeltem Fleiß, Einsatz und Disziplin" wettmachen, was ihn beruflich zum Perfektionisten werden ließ. "Ich habe immer Angst, nicht die erwartete Qualität bieten zu können", erklärte er.
Nach dem Krieg stand Delmare im Berliner Hebbel-Theater und bis 1970 im Leipziger Schauspielhaus auf der Bühne. 1956 gelang dem gelernten Werkzeugschlosser als Marinus van der Lubbe in "Der Teufelskreis" der Durchbruch: Das Publikum liebte ihn, er wurde ein ganz Großer seiner Zunft in der DDR. Delmare spielte in mehr als 200 Filmen etwa neben Manfred Krug, Armin Mueller-Stahl, Wolfgang Kieling oder Liselotte Pulver.
Auch am Theater hatte er einen guten Namen, stand im Mittelpunkt und gab auch Taxifahrern, Pförtnern, Polizisten, Kohlenträgern oder dem letzten von Schneewittchens Zwergen ein Gesicht. Sein Zwei- Minuten-Auftritt als Möbelpacker in Egon Günthers "Der Dritte" bleibt ebenso unvergessen wie sein KZ-Buchenwald-Häftling "Pippig" in "Nackt unter Wölfen" oder der Reifen-Saft in "Die Legende von Paul und Paula". Der Pippig gehörte zu Delmares Lieblingsrollen.
Der gefeierte Kino- und TV-Star der DDR verschwand auch nach der Wende nicht von der Bildfläche, übernahm große und mittlere Rollen in bekannten Fernsehproduktionen wie "Polizeiruf 110", "Schwarz greift ein" oder "Lindenstraße".
Privat verlief sein Leben zwischen Höhen und Tiefen. War er als Teenager noch gegenüber Frauen gehemmt, verfielen ihm später "die schönsten Frauen". Vier Ehen gingen trotz Luxus und "goldenen Käfigs" auseinander. 1980 dann ein erster Schicksalsschlag: Seine in den Westen geflüchtete Tochter Felicitas nahm sich das Leben. 1993 erstach sein jüngster Sohn Nici seine damalige Freundin. 2000 diagnostizierten Ärzte bei seiner fünften Frau Renate Brustkrebs, im Oktober 2001 starb sein 41-jähriger Sohn Tino an Leberkrebs.
Überwunden hat Delmare diese Schicksalschläge auch mit Hilfe seines Berufs. Sein Opa Friedrich in der ARD-Serie "In aller Freundschaft" wurde nicht nur eine der beliebtesten Serienfiguren im deutschen Fernsehen, sondern erfüllte ihm auch einen Traum. "Ich habe mir immer im Leben gewünscht, die Rolle eines Großvaters zu spielen, der die ganze Familie zusammenhält", erzählte er zu seinem 80. Geburtstag.
Seine letzte Rolle in der Ärzteserie bot ihm auch Wärme. Delmare empfand das Drehteam als Familie und beschrieb das Arbeiten als wunderschön. Am 7. November 2005 fiel die Klappe für ihn, seine Kollegen bereiteten ihm einen rührenden Abschied mit roten Rosen und Hildegard Knefs "Für Dich soll's rote Rosen regnen".
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