Weiß war seine Kunst
Zum Tod des Malers Robert Ryman
Der US-Maler Robert Ryman, mit seinen meist weißen quadratischen Gemälden ein wichtiger Vertreter des Minimalismus, ist tot. Er starb vergangenen Freitag im Alter von 88 Jahren in seinem Zuhause in New York. Der in Nashville im Staat Tennessee geborene Maler war eigentlich Jazz-Musiker und fand im New Yorker Museum of Modern Art zur Kunst, wo er als Aufseher arbeitete. Beeinflusst von Malern wie Henri Matisse, Mark Rothko und Piet Mondrian experimentierte er ab Mitte der 1950er Jahre selbst mit der Malerei und widmete sich der Kunst bald ganz. Nach seiner ersten Einzelausstellung im Jahr 1967 wurden seine Arbeiten insgesamt in über 100 Solo-Schauen in zwölf Ländern gezeigt.
Ähnlich wie Frank Stella und Sol LeWitt verzichtete Ryman in seinen Gemälden auf inhaltliche Bezüge, um sich fast ausschließlich der Form zu widmen. Er nutzte fast nur weiße Farbtöne und trug diese stark auf. Seine Arbeiten wirkten dadurch fast dreidimensional und schienen eher wie Objekte und nicht wie flache Bilder. Quadrate bevorzugte Ryman, weil sie laut eigener Aussage keine Türen, Fenster oder Landschaften suggerierten. Ryman stand auch in der Tradition von Künstlern wie Jackson Pollock, dessen „Action Painting“ den Entstehungsprozess sichtbar werden ließ. Wurde weiße Farbe gewöhnlich als Hintergrund oder wegen ihrer Charakterlosigkeit genutzt, rückte Ryman sie in den Mittelpunkt.
1993 zeigte das Museum of Modern Art eine große Ryman-Retrospektive – genau 40 Jahre, nachdem er dort als Aufseher eingestellt worden war. Bei der Documenta in Kassel waren Rymans Arbeiten in den Jahren 1972, 1977 und 1982 zu sehen, zudem 1976 auf der Biennale in Venedig. Der Künstler erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter den japanischen Praemium Imperiale. Im Jahr 2007 sagte Ryman: „Der wahre Zweck der Malerei ist, Vergnügen zu bereiten. Das ist wirklich der eigentliche Grund.“
Johannes Schmitt-Tegge, dpa
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