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16.01.2019

„Wir sind eine lebende Skulptur“

Die Kunst von Gilbert & George (rechts) kreist um Sexualität und Diskriminierung, Religion und Pietismus. Mehrfach war das Künstler-Paar zur Documenta eingeladen und vertrat Großbritannien 2005 auf der Biennale in Venedig.
Foto: Antti Aimo-Koivisto, dpa

Seit über 50 Jahren leben und arbeiten Gilbert Prousch und George Passmore zusammen. Auch im Interview will das Paar nur als eine Person sprechen.

Mr. Prousch, Mr. Passmore, wann hatten Sie das letzte Mal einen Streit?

Gilbert & George: Ah, die ganz entscheidende heterosexuelle Frage! Wir streiten nie, und wenn, dann würden wir Ihnen das nicht sagen. Die ganze Welt ist doch eine einzige große Debatte, ein Kampf, ja ein Krieg – deshalb wollen wir da nicht mitmachen.

Sie führen ein klar abgezirkeltes Leben. Stimmt es, dass Sie jeden Abend ins selbe Restaurant gehen und dann auch immer das Gleiche bestellen?

Gilbert & George: Wenn wir alleine sind wie an den meisten Abenden, gehen wir seit dreißig Jahren immer in dasselbe wunderbare kurdische Restaurant, ja. Es heißt übrigens Manga II. Dort lesen wir auch nie die Karte, sondern nehmen jedes Mal das Gleiche und zwar bis zu dem Abend, an dem wir uns fast übergeben müssen. Dann wählen wir für die nächsten Monate neu aus. Wir haben schon an den Beschneidungsfeierlichkeiten der beiden Söhne des Besitzers teilgenommen, die sind jetzt gute 20 Jahre alt. Was wir in einem Restaurant suchen, ist ganz einfach: köstliches Essen und Kellner, die zum Küssen sind.

Sie bemühen sich in Ihren reich ornamentierten Bildern um eine ausgewogene Komposition, um passende Farben, um Symmetrie. Wie wichtig ist die Schönheit in Ihrer Kunst?

Gilbert & George: Die Schönheit unterstützt die Bedeutung und den Inhalt unserer Kunst, sie bringt quasi unsere Nachricht an den Betrachter.

Gilbert, Sie kommen ursprünglich aus dem schönen Südtirol. Hatten Sie nie Heimweh nach den Dolomiten?

Gilbert & George: Keiner von uns hat Heimweh nach seiner fürchterlichen, ländlichen, rückständigen und intoleranten Heimat. Wir sind der Natur gegenüber zutiefst misstrauisch. Und wir glauben, dass eine exzessive Liebe zur Natur zu Totalitarismus führt.

Dann lassen Sie uns von etwas Angenehmerem sprechen. Sie beide sind so alt wie die Beatles. Als Sie sich kennengelernt haben, 1967 am St. Martin’s College, kam der Song „All You Need Is Love“ heraus. Eigentlich passend, oder?

Gilbert & George: Ja, wir sind beide Kriegskinder und 1942 beziehungsweise 1943 geboren. Wir wuchsen in einer versehrten Gesellschaft auf, in der jeder an eine einfache Wahrheit geglaubt hat: Alles wird besser. Und ja, die Liebe hat dann ihren Weg in unsere moderne Welt gefunden, eine Welt, in der der Krieg von sämtlichen zivilisierten Menschen geächtet wird.

Die Liebe spielt auch im Christentum eine große Rolle. Sie verstehen sich allerdings als ausgesprochene Gegner von Religionen. Trotzdem erinnern Ihre Bilder an Glasfenster. In St. Matthäus in Berlin, wo Sie 2017 eine Ausstellung hatten, schienen sie wie für diese Kirche gemacht. Wie passt das zu Ihrer Einstellung?

Gilbert & George: Wir sagen immer „Verbietet die Religion“ und natürlich auch: „Entkriminalisiert den Sex.“ Wir können einfach nicht an Götter glauben, die sich Menschen ausgedacht haben. Wir Säkularisierten haben jetzt die Verantwortung! Man muss allerdings sagen, dass wir von den humaneren, intelligenteren Geistlichen inzwischen eine gewisse Unterstützung erhalten.

Sie sind ziemlich politisch. Auf einem Ihrer neueren Bilder tragen Sie lauter kleine Bomben am Körper, so wie Sprengstoffgürtel. Was macht Ihnen derzeit Sorgen: der Terror? Der Brexit?

Gilbert & George: Ja, wir sind politisch, weil wir glauben, dass Kunst und Kultur der Politik voraus sind. Die Menschen wählen eine bestimmte Kultur – außer natürlich in den vielen noch verbliebenen Diktaturen, in denen die Kultur eingeschränkt ist.

Sie erlauben sich in Ihrer Kunst keinerlei Einschränkungen, sie geht quasi in Ihren Alltag über. Wird dadurch nicht alles, was Sie tun, zur Skulptur?

Gilbert & George: Wir sind zwei Personen, aber ein Künstler. Damit sind wir eine lebende Skulptur, die sich durch unsere und Ihre Welt bewegt. Man könnte auch sagen, wir befinden uns mit unseren visionären Nachrichten und Ansichten auf einer Reise zu Ihrem und zu unserem Ende hin.

Auf den Bildern Ihrer neueren Serie „Beard Pictures“ – Bart-Bilder – tragen Sie Bärte wie die Propheten oder neuerdings wie die Hipster.

Gilbert & George: Bärte gibt es doch in allen Kulturen, bei den Juden, Muslimen oder den Sikhs, dann wären noch die Hipster, die Landstreicher, Gott, Jesus, der Teufel, der Weihnachtsmann und Heinrich VIII. Alles wird hier zu einer Verbindung von Ort und Zeit. Als wir jung waren, wäre niemand mit einem Bart in einer Cocktailbar angestellt worden – heute bekommt man einen solchen Job nicht mehr ohne Bart. Auf den „Bart-Bildern“ sind außerdem Zäune und Stacheldraht zu sehen, die die Menschen trennen. Die Bärte sind jetzt das verbindende Element, durch sie kommen die Menschen auch wieder zusammen.

Mr. Prousch, Sie haben in München studiert und sind nach London gegangen. Hat es Ihnen in Bayern nicht gefallen?

Gilbert & George: Unsere gesamte Studentenzeit in München, Devon, Oxford und London war vom Glanz unserer Jugend und unserer Kunst bestimmt. Wir waren in einer Gemeinschaft der Toleranz, des „anything goes“ und der freien Liebe. Was kann sich ein Student mehr wünschen?

Diese freizügigen Tage liegen 50 Jahre zurück. Wovon träumen Sie heute?

Gilbert & George: „Wir träumten von einer Welt voller Schönheit und Glück, voller Reichtum und immer neuen Wonnen, voller Freude und Kinderlachen, voll süßer Musik und Farben und Formen, von einer Welt köstlicher Katastrophen und herzzerreißenden Kummers, voller Abscheu und Furcht, einer vollkommenen Welt also – die ganze Welt eine Kunstgalerie.“ Das war der Text, den wir uns 1969 ausgedacht haben, und jetzt, 2019, sind wir 50 Jahre weiter und glauben mehr denn je daran. Interview: Christa Sigg

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