"The Fall Guy": Hinter den Kulissen des Action-Drehs
In "The Fall Guy" spielt Ryan Gosling einen verunglückten Stuntman, der zurück ans Filmset kommt. David Leitch setzt das als poppigen Genremix in Szene, der viel von den Produktionsprozessen des Kinos erzählt.
Bei der diesjährigen Oscar-Verleihung wurde mit einer Präsentation zum ersten Mal einem Gewerk Tribut gezollt, das stets in den Hintergrund gedrängt wird, obwohl es entscheidend zur Vitalität des Kinos beiträgt. Stunt-Männer und -Frauen riskieren in ihren beruflichen Alltag am Set Gesundheit und Leben, um unvergessliche Filmmomente zu schaffen. Auch wenn Stunts schon seit Charlie Chaplin und Buster Keaton zur Ursuppe des Mediums gehören, fehlt bis heute eine Oscar-Kategorie, die diesen Berufsstand ehrt. Daran könnte David Leitchs „The Fall Guy“, der im feinsten Popcorn-Format eine Ode an dieses Handwerk formuliert, in Zukunft etwas ändern. Sehr lose basiert der Film auf der TV-Serie „Ein Colt für alle Fälle“, die in den 80er-Jahren auch in Deutschland sehr erfolgreich über die Bildröhrengeräte flimmerte.
Ryan Gosling spielt den Stuntman Colt Seavers, der in den ersten Filmminuten vom Höhepunkt seiner Karriere in den Abgrund stürzt. Als Double für den Hollywood-Megastar Tom Ryder (Aaron Taylor-Johnson) springt er einen Fahrstuhlschacht hinunter und bricht sich dabei die Wirbelsäule. Achtzehn Monate später hat Colt seine Stunt-Karriere aufgegeben und arbeitet als überqualifizierter Einparker in einem Restaurant. Als die Produzentin Gail (Hannah Waddingham) ihn für Dreharbeiten in Australien engagieren will, wimmelt Colt sie zunächst ab, bis er hört, dass Jody Moreno (Emily Blunt) bei dem millionenschweren Space-Cowboy-Film ihr Regiedebüt gibt. Vor dem Unfall hatten die beiden auf dem Set eine Affäre, aber nach dem Absturz hat sich Colt aus der Beziehung zurückgezogen. Nun hofft er, ihr Herz neu entflammen zu können.
Wie im Film so auch im richtigen Leben
Aber wie sich herausstellt, wusste Jodie nichts von Gales Plänen und hat dem Ex, der ohne Erklärung aus ihrem Leben verschwunden ist, längst nicht verziehen. Das epische Science-Fiction-Werk „Metal Storm“, das hier aufwendig gedreht wird, handelt von der unmöglichen Liebe zwischen einem Cowboy und einer Außerirdischen. Am letzten Akt des Drehbuches wird noch gearbeitet. Ob es ein Happy End gibt, ist noch ungewiss. Und so öffnet sich der Raum für süffisante Dialoge, in denen Jody und Colt über das Skript diskutieren und dabei eigentlich ihre eigene Beziehung verhandeln.
Im besten Screwball-Comedy-Format wird an der Wiederbelebung der romantischen Beziehung gearbeitet. Ping-Pong-Wortgefechte und amouröse Blickachsen bilden hier den wichtigsten Treibstoff. Dabei zeigt Gosling, der gerade in „Barbie“ als Ken sein komödiantisches Talent unter Beweis stellte, erneut, dass die Fähigkeit zur Selbstironie das eigentliche Geheimnis männlichen Sexappeals ist.
"The Fall Guy" mixt Lovestory und Actionfilm
Mit dem gleichen augenzwinkernden Charme, mit dem „The Fall Guy“ seine geradlinige Lovestory erzählt, setzt er auch eine Liebeserklärung an das Actionkino in Szene. Über 20 Jahre hat David Leitch selbst als Stuntdouble gearbeitet, bevor er in den Regiestuhl wechselte. Mit profundem Insiderwissen wird hier die komplexe Produktion der Actionszenen für ein Science-Fiction-Spektakel vorgeführt und gleichzeitig noch ein Krimiplot in die Handlung eingeflochten. Denn die Produzentin hat Colt nicht nur als Stuntman engagiert, sondern auch als Ermittler, der das rätselhafte Verschwinden des arroganten Hauptdarstellers Tom Ryder aufklären soll.
Die recht überschaubare Thriller-Handlung bietet einen gelungenen Vorwand für zahlreiche Kampfchoreografien und Verfolgungssequenzen: Auf einer Metallplatte surft der Held funkensprühend einem rasenden Laster hinterher. Solche Szenen hat man schon öfter gesehen. Aber durch die Film-im-Film-Handlung entwickelt man eine andere Wertschätzung für den Herstellungsprozess dieser Bilder, die sich zusammen mit einer sanft ironischen Lovestory zu einem runden Popcornkinovergnügen vereinigen.
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