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Interview
08.05.2021

Medikamente, Crash-Dummys, Fußballschuhe – Männer als Maß der Dinge

Foto: picture alliance

Viele Gebrauchsgegenstände werden so designt, dass sie gut in die Welt der Männer passen. Rebekka Endler zeigt in „Das Patriarchat der Dinge“, wieso das oft ein Problem ist

Frau Endler, Ihr Buch heißt „Patriarchat der Dinge“. Was bedeutet das denn überhaupt? Wie kann ein Ding patriarchalisch sein?

Rebekka Endler: Alles, was auf der Welt gestaltet oder designt ist, folgt der Idee der Person, die es gemacht hat. Häufig ist es so, dass Cis-Männer (Anm. d. Red.: jemand, der als Mann geboren wurde und sich auch als solcher identifiziert) sich selbst als Maß der Dinge nehmen und somit Dinge, aber auch Strukturen erschaffen, die ihnen selbst dienlich sind. Da steckt nicht zwangsläufig böse Absicht dahinter, zumindest größtenteils nicht. Aber da historisch ziemlich viele Dinge von Männern entschieden und gestaltet wurden, ist das Ergebnis, dass die Welt allen nicht cis-männlichen Personen nicht passt. Das hätte ich als Untertitel genommen, aber so kann man kein Buch verkaufen. Deswegen ist der Untertitel jetzt: Warum die Welt Frauen nicht passt.

Es gibt sehr viel mehr Toiletten für mehr Männer

Was wäre denn ein Beispiel für dieses nicht passen?

Endler: Die öffentlichen Toiletten. Mit Anbeginn der Kanalisation hat man im öffentlichen Raum sogenannte Bedürfnisanstalten geschaffen. Aber ausschließlich für die wichtigen Menschen, also für wichtige Männer, wie zum Beispiel Handelstreibende. Die Frauen, die sich öffentlich bewegt haben, waren Mägde oder Kindermädchen, für die hat man keine teuren Bedürfnisanstalten hingestellt. Die mussten halt zusehen, dass sie irgendwo in den Graben pinkeln, völlig ungeschützt. Dieses Ungleichgewicht hat sich seit dem Anfang des 19. Jahrhunderts bis heute so gehalten. Auch jetzt gibt es in der Öffentlichkeit sehr viel mehr Pinkelmöglichkeiten für Cis-Männer, als für alle anderen Menschen. Das Interessante daran ist, dass es gar nicht klassistisch ist. Es ist völlig egal, ob man in die Oper geht oder auf ein Festival. Als Frau hat man immer das Problem, dass man länger ansteht.

Rebekka Endler erklärt in ihrem Buch Das Patriarchat der Dinge, was Hosentaschen mit dem Patriarchat zu tun haben.
Foto: Frederike Wetzels


Jetzt denkt man erst einmal, länger anstehen ist nicht so schlimm …

Endler: Für uns hier nicht. In anderen Ecken auf der Welt kann das schon lebensbedrohlich sein. Es gibt reichlich Studien, die sagen, dass Frauen, Mädchen und nicht cis-männliche Personen in der Zeit, in der sie nach Möglichkeiten suchen, ihr Bedürfnis zu verrichten, sehr gefährdet sind für sexuelle Übergriffe. Und das ist auch eine Zeit, in der sie nicht arbeiten können, das heißt kein Geld verdienen. Ich würde sagen, wir hier sind privilegiert, es ist eine Unannehmlichkeit, aber es ist selten lebensbedrohlich, das stimmt.

Es gibt nur einen kleineren nicht spezifisch weiblichen Dummy

In welchen Fällen, ist das Patriarchat der Dinge auch für Frauen hier lebensbedrohlich?

Endler: Ich habe die Forschung natürlich nicht selbst gemacht, sondern nur zusammengetragen. Aber Forscher*innen haben herausgefunden, dass Autos im Standard so designt sind, dass sie einen 1,75 Meter großen, 75 Kilogramm schweren Mann am besten schützen. Denn das ist der Standarddummy, der für alle Crashtests verwendet wird. Das fängt damit an, dass die Standard-Sitzposition sich nach dem Dummy ausrichtet. Natürlich sind Lenkrad und auch Sitz beweglich, aber jede Bewegung ist ein Abweichen vom Standard. Als man endlich angefangen hat, Statistiken darüber zu erheben, hat man festgestellt (oh Wunder), dass eben große Unterschiede darin bestehen, wer einen schweren Crash überlebt und wie die Verletzungen aussehen. Aktuell wird der erste Crash-Dummy entwickelt, der einer cis-weiblichen Körpermorphologie entspricht, und dementsprechend dazu Ergebnisse liefern würde, wie sich das Auto verhält, wenn eine Frau auf der Fahrer-Seite einen Unfall erleidet. Es gibt bisher nur einen kleineren nicht spezifisch weiblichen Dummy, der auf dem Beifahrersitz getestet wird.

Wo die Frau eben sitzt …

Endler: Ja, natürlich … Es ist auch eigentlich eine Frechheit. Man müsste es Beifahrerinnen-Seite nennen und nicht Beifahrer-Seite, weil da sitzt ja auch nur die Frau … (lacht)

Weibliche Mäuse werden für Tests gar nicht erst genommen

Sie schreiben in Ihrem Buch auch von Ungleichheit im medizinischen Bereich. Neue Medikamente werden zum größten Teil an Männern getestet. Warum ist das ein Problem?

Endler: Wir kennen das ja alle im Beipackzettel von Aspirin oder Paracetamol, da kann man immer mit Alter und Körpergewicht seine Dosis bestimmen. Diese ganzen Tabellen funktionieren nur, wenn man sagt, der Cis-Mann ist Standard und die Cis-Frau ist einfach eine kleinere Version des Mannes. Aber so ist es nicht. Menschen mit Uterus unterliegen ganz anderen hormonellen Schwankungen, die einen großen Einfluss auf Wirkmechanismen von Medikamenten haben. Das liegt zum einen daran, dass Wirkstoffe schneller oder sehr viel langsamer umgesetzt werden. Es gibt wahrscheinlich sehr viele Wirkstoffe, die noch gar nicht entdeckt wurden oder die nicht weiter verfolgt wurden, weil sie bei einem Cis-Mann nicht anschlagen, die bei uns aber ganz wunderbar funktionieren würden. Das fängt schon bei Labormäusen an. Bevor überhaupt an Menschen getestet wird, heißt es schon: Ne, weibliche Mäuse machen zu viel Arbeit. Deswegen werden sie gar nicht erst genommen oder ihnen werden vorher die Eierstöcke rausgenommen, damit die Ergebnisse vergleichbarer sind. Das finde ich sehr schockierend.

Um von den großen Themen ins Kleine zu gehen. Welche patriarchalen Ungerechtigkeiten begegnen uns im Alltag?

Endler: Alltäglich und auch wieder etwas, was ich immer hingenommen hatte, ohne darüber nachzudenken, sind die Taschen.

Das Patriarchat der Dinge von Rebekka Endler zeigt Probleme auf, die dadurch entstehen, dass Dinge oft für Männer gemacht werden.
Foto: Dumont Buchverlag

Zum Beispiel Hosentaschen sind bei Frauen viel kleiner, wenn es überhaupt welche gibt.

Endler: Genau. Es ist irgendwie eine Kleinigkeit, gleichzeitig ist es trotzdem unfair. Gerade als Frau, die gerne mal ihre Sachen überall liegen lässt und schon zig Handtaschen verloren hat … Wenn man die Geschichte sieht, kommt man nicht umher, darin auch patriarchales Design zu sehen. Es hat schon sehr viel mit Macht zu tun. Die Frau sollte schön sein und frei von jeglicher Funktion. Das andere Alltägliche ist wirklich alles, was Sport-Equipment ist. Oft sind Dinge für Frauen Billigprodukte, in die überhaupt keine Forschung geflossen ist. Stattdessen kommt irgendein pinkes Gimmick oder Blumenranken auf einen minderwertigen Schuh und das wird dann als Frauenfußballschuh verkauft.

Je mehr Frauen verdienen, desto mehr wachsen auch die Märkte

Wandelt sich das langsam?

Endler: Ja, es wird an Lösungen geforscht. Im Skisport ist zum Beispiel in den letzten 15 bis 20 Jahren einiges passiert. Es sind Skier für Frauen entstanden, in die wirklich Forschung und Entwicklung reingelaufen sind. Und auf einmal fuhren Frauen bei Olympischen Winterspielen neue Bestleistungen. Vorher waren es einfach kleinere Männerskier, auf denen sie gefahren sind, die nicht für sie gemacht worden waren. Da kann man wirklich einen Leistungssprung sehen, als auf einmal Equipment da war, das ihnen gepasst hat. Wir wissen bei vielen Sportarten gar nicht, wozu Cis-Frauen in der Lage sind, weil ihnen immer noch das passende Equipment fehlt. Und je mehr Frauen verdienen, desto mehr wachsen natürlich auch die Märkte, die Dinge für sie bedienen.

Kann man selbst etwas tun, um diese Entwicklung voranzubringen?

Endler: Wenn man eine Wissenschaftlerin ist, mit Sicherheit. Das Einzige, was mir sonst einfällt, ist sich zu überlegen, wenn irgendetwas nicht passt, woran es liegen könnte. In den seltensten Fällen liegt die Ursache bei einem selbst.

Rebekka Endler: Das Patriarchat der Dinge. Dumont, 336 S., 22 Euro. Hier geht es zur Leseprobe.

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