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Gesellschaft
24.02.2024

Wildnis in Privatgärten: "Jeder Quadratmeter zählt"

Privatgarten als Naturparadies - jeder Quadratmeter zählt. Hier ein Blick in den Garten von Marei Kemmerling in Neusäß.
Foto: Marcus Merk

An kaum einer Stelle ist es so einfach, etwas für Artenvielfalt und Umwelt zu bewirken: Man muss nur weniger tun, um Gärten lebendiger zu machen. Warum fällt es vielen so schwer?

Ein akkurat gekürzter Rasen ist für viele Menschen nach wie vor das Schönheitsideal für ihren Garten. Die ersten Rasenmäher werden bereits wieder aus dem Schuppen geholt. „Gras gehört im Frühjahr zu den ersten Pflanzen, die wieder loswachsen“, sagt Margarita Hartlieb von der TU Darmstadt. Was viele Menschen noch immer als Paradies empfinden – exotische Gewächse wie Kirschlorbeer umrahmen englischen Rasen – ist für die Natur genau das nicht. „Solche Flächen sind oft artenarm, fast tot“, sagt Sophie Lokatis, Natur- und Artenschutzexpertin bei der Deutschen Wildtier Stiftung. Leider habe sich das Ideal des möglichst uniformen Zierrasens weltweit ausgebreitet. 

Wiesen zählen eigentlich zu den artenreichsten Lebensräumen

Dass Wiesen in Mitteleuropa eigentlich zu den artenreichsten Lebensräumen zählen, lässt sich hierzulande in den meisten Gärten kaum noch erahnen. „Da muss man nach Transsilvanien, wo Wiesen oft noch mit der Sense gemäht werden“, sagt Lokatis. Sie seien noch reich an Insekten, Amphibien und typischen Wiesenvögeln. „Nur an solchen Orten ist zu begreifen, was wir hier verloren haben.“ Transsilvanien, auch Siebenbürgen genannt, liegt im Zentrum und Nordwesten Rumäniens und wird von extensiv bewirtschafteten Flächen und traditioneller Landwirtschaft dominiert, wie sie in anderen Teilen Europas längst verschwunden ist. 

Jede einzelne Mahd mit einem der hierzulande in Gärten überwiegend verwendeten Sichelmäher bedeutet für die Artenvielfalt einen Rückschlag – und viele Menschen kürzen ihren Rasen in der Wachstumssaison allwöchentlich, wenn nicht gar mit einem Mähroboter stetig. Das betrifft zum einen Pflanzen: „Gras wächst rasch von unten nach, wenn es gemäht wird“, erklärt Lokatis. „Andere Pflanzen können da nicht mithalten.“ Daher gebe es in regelmäßig kurzgeschorenem Rasen nur zwei, drei dominierende Grasarten. Zur Blüte schafften es nur noch wenige andere Spezies wie Weißklee und Gänseblümchen, ergänzt Bettina de la Chevallerie, Geschäftsführerin der Deutschen Gartenbau-Gesellschaft 1822 (DGG 1822). 

Jede Mahd bedeutet den direkten Tod für Insektenlarven

Betroffen sind auch Insekten: Jede Mahd bedeutet den direkten Tod für Insektenlarven, Raupen, Grashüpfer. „Nach einem Mähvorgang sind zum Beispiel etwa 80 Prozent der Heuschrecken tot“, sagt Hartlieb, die am Projekt BioDivKultur für mehr Artenvielfalt auf Grünflächen beteiligt ist. „Insekten werden vom Sichelmäher zerschlagen“, erklärt de la Chevallerie. Hinzu kämen unzählige kleine Lebewesen, die mit den Grashaufen entsorgt werden und darin gefangen verenden. Übrig bleibt blütenloses Grün, das keine Nahrung bietet – jedes noch so hübsche Insektenhotel ist nutzlos, wenn es in seiner Nähe kaum blühende heimische Pflanzen gibt.

Auch andere Tiere darben: „Zahl und Vielfalt der Singvögel sind in den vergangenen Jahrzehnten parallel zum Insektenschwund gesunken“, sagt Lokatis. Manche Arten seien stetig, zahlreiche andere vor allem bei der Aufzucht der Küken auf Insekten als Nahrung angewiesen. Dass viele Menschen viel Geld für Körnerfutter nebst schickem Häuschen dafür ausgeben, bringt darum gerade für den Bruterfolg wenig. „Wichtig für Singvögel ist, dass der Garten naturnah und insektenfreundlich ist“, betont Lokatis. Ganz ähnlich gelte das für Eidechsen, Frösche, Mäuse und andere Tiere, die im üblichen Ziergarten kaum noch Raum fänden. Sie brauchen Kleinbiotope wie Mauern, mehrjährige Hochstauden, Laub- und Totholzhaufen sowie Wasserstellen, so Lokatis. Und einen Verzicht auf Mähroboter, die selbst größeren Tieren wie Igeln den Tod bringen. 

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In Deutschland gibt es etwa 17 Millionen Privatgärten

Vielen Menschen ist Experten zufolge gar nicht bewusst, welchen Wert Privatgärten für Biodiversität und Klimaanpassung haben. Wer denkt, dass sein kleiner Garten ohnehin keinen Einfluss hat, sollte sich klarmachen, dass es nach Angaben des Instituts für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) etwa 17 Millionen Privatgärten in Deutschland gibt – eine riesige Anzahl kleiner Lebensräume mit enormer Gesamtfläche. Ihre Bedeutung ist gerade deshalb groß, weil urbane Räume im Zuge intensivierter Landwirtschaft und abnehmender Strukturvielfalt im ländlichen Raum wichtige Rückzugsorte für etliche Arten geworden sind. „Bunte und blühende Wiesen sind aus der Kulturlandschaft fast verschwunden“, sagt de la Chevallerie. „Und ein Drittel der urbanen Räume sind Gärten.“

Ökologische Untersuchungen zur Wirkung von Privatgärten auf die Biodiversität gibt es dem IÖW zufolge kaum. Analysen zu städtischen Grünflächen etwa in Großbritannien und Australien ergaben aber, dass kleine Flächen einen wahren Boost an Vielfalt erleben können, wenn sie vom Rasen zur selten gemähten Wildblumenwiese umgestaltet werden. Eine Übersichtsarbeit der Freien Universität (FU) Berlin zeigt einen deutlichen Positiveffekt reduzierten Mähens auf den Artenreichtum dort lebender Insekten; vor allem flugfähige Gruppen wie Wildbienen profitieren.

Die 2022 im Fachjournal Urban Forestry & Urban Greening vorgestellte Studie ergab zudem, dass Rasenflächen als Schädlinge eingestufte Arten begünstigen. Eingeflossen waren unter anderem Daten der Initiative „Blühender Campus“ der FU Berlin, deren Gründerin und ehemalige Leiterin Sophie Lokatis ist. Wie Grünflächen-Expertin Hartlieb sagt, können auf einer natürlichen Blumenwiese von der Fläche eines Basketballfelds etwa 60 000 Insekten leben. Während in einem kurzgeschorenen Rasen vor allem bestimmte Spinnen und Ameisen vorkämen, biete eine solche Wiese immer neue Entdeckungen: Schmetterlinge und ihre Raupen, Grashüpfer, bunte Käfer und Zikaden sowie faszinierend gefärbte Wanzen zum Beispiel. 

Blüten bewundern, Insekten beobachten – „gerade auch für Kinder ist das doch total nett“, sagt de la Chevallerie, Gesamtprojektkoordinatorin der Kampagne „Tausende Gärten – Tausende Arten“ mit dem Ziel, eine naturnahe Gartenbewegung Trend werden zu lassen. Natternkopf-Blüten, umschwärmt von Distelfaltern und Hummeln. Sandbienen auf der Blüte einer Tauben-Skabiose, eines wahren Insektenmagneten. Oder der hübsche Anblick eines Bläulings auf einer gelben Hornklee-Blüte.

Biodiversität? Beim Pflanzenkauf geht es eher um Blütenfarbe

Der Schönheit solcher Eindrücke kann sich wohl kaum ein Naturfreund entziehen. Dennoch ist die Förderung der Biodiversität für gewöhnlich nicht das entscheidende Kriterium für die Pflanzenwahl in Privatgärten, wie das IÖW in einer 2021 vorgestellten Auswertung schloss. Es gehe eher um Faktoren wie Bodendeckung oder eine bestimmte Blütenfarbe. Ein weiterer sei die Auswahl im Pflanzen- oder Baumarkt – wo das Angebot an heimischen Arten oft noch gering sei, möglicherweise unter anderem deshalb, weil einjährige und nicht vermehrbare Pflanzen profitabler seien. Das Projekt „Tausende Gärten – Tausende Gärten“ bietet inzwischen ein Netzwerk an Gartenmärkten, die heimische Wildstauden produzieren und speziell entwickelte Saatgutmischungen verkaufen. 

Langsam, aber sicher nehme das Interesse an Naturgärten etwas zu, sagt Gartenexpertin de la Chevallerie. An Aktionen wie dem „Mähfreien Mai“, initiiert von der Deutschen Gartenbau-Gesellschaft und der Gartenakademie Rheinland-Pfalz, beteiligten sich immer mehr Kommunen und Privatleute: „Die Botschaft fängt an anzukommen.“ Dem IÖW zufolge kann die eigene biodiversitätsfreundliche Gestaltung großen Einfluss darauf haben, Verwandte, Nachbarn und Freunde zu inspirieren und zu ermutigen, solche Aspekte in ihrem Garten ebenfalls mehr zu berücksichtigen. 

Ganz klein beginnen - zum Beispiel mit einer Blumeninsel

Wer es ausprobiert, wird schnell merken, wie viel sich schon im Kleinen erreichen lässt. „Oft wachsen auch in einem kurzgemähten Rasen einige Kräuter, deshalb macht es oft Sinn, einfach eine Weile nicht zu mähen, und dann zu schauen, wie sich die Fläche entwickelt“, erklärt Lokatis. „Dann kann man entscheiden, ob es sich vielleicht lohnt, eine artenreiche Mischung aus Wiesenkräutern und -gräsern auszusäen.“ Schon nach einem Monat könne eine Wiese etwa die zehnfache Nektarmenge eines wöchentlich gemähten Rasens bieten, erklärt de la Chevallerie. „Man kann dabei auch ganz klein beginnen, mit einer Blumeninsel“, sagt sie. „Jeder Quadratmeter zählt.“

Bei Menschen, die beim Gedanken daran zaudern, was wohl das Umfeld zu mehr Wildwuchs sagen wird, rät die Gartenexpertin zu „Akzeptanzstreifen“: Wegen und Flächen in der Blumenwiese, die weiter relativ kurz gehalten werden. Gut sei, dabei einen Balkenmäher zu nutzen, der weniger Insekten töte und auch hohes Grün besser bewältige. Wer mag, könne auch wie früher zur Sense oder bei kleinen Flächen zur Handsichel greifen, ergänzt Lokatis. Das Interesse an Kursen dafür nehme zu. 

Auch beim eigenen Wohlbefinden mache sich mit Blick auf den Klimawandel übrigens ein Vorteil dicht bewachsener Naturgärten bemerkbar, sagt Hartlieb: Flächen mit mehr Sträuchern, Bäumen und hochstehenden Wiesen heizten sich weniger stark auf als eine kurzgeschorene Rasenfläche. Und was könne es im Hochsommer schöneres geben: „Im Liegestuhl das bunte Treiben beobachten und die Stille ohne Rasenmäher-Lärm genießen, das ist doch herrlich.“ (Annett Stein, dpa) 

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