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Interview
05.01.2024

Juliane Köhler: "Künstlerin und Mutter zu sein war für mich wahnsinnig schwer"

Juliane Köhler ist regelmäßig auf deutschen Theaterbühnen zu sehen. Jetzt spielt sie das weibliche Familienoberhaupt in der neuen Mini-Serie „Haus aus Glas“.
Foto: Georg Wendt, dpa

Juliane Köhler spielt das weibliche Familienoberhaupt in der neuen Mini-Serie „Haus aus Glas“. Ein Gespräch über Dramen in der Familie und die Herausforderungen für Frauen in der Kunst.

Frau Köhler, der Mikrokosmos der Familie kann ein Minenfeld sein. Warum machen sich viele Menschen das Miteinander oft so schwer?

Juliane Köhler: Der Stoff, aus dem Filme oder Theaterstücke gemacht werden, ist natürlich immer kompliziert. Und je komplizierter, desto interessanter. Wenn wir uns nicht aneinander abarbeiten müssten, gäbe es keine Filme und Theaterstücke. So sind wir Menschen, glaube ich. (lacht) 

In der neuen Mini-Serie „Haus aus Glas“ über den Zerfall einer Unternehmerfamilie spielen Sie das weibliche Familienoberhaupt. Was hat Sie an der Geschichte fasziniert?

Köhler: In diesem Fall bin ich bei meiner Recherche darauf gestoßen, dass diese Familien nicht gelernt haben, miteinander zu reden. Die Eltern sind die Kriegs-Enkel. Ich gehöre selbst zu dieser Generation, meine Mutter war Kriegskind. Die haben einfach überhaupt nicht gelernt, über ihre Ängste und Probleme zu sprechen, weil sie nach dem Krieg einfach nur froh waren, dass alles vorbei war. Es wurde alles unter den Teppich gekehrt. Das ist auch das Schicksal der Familie Schwarz: Sie hat über Jahre und Jahrzehnte diese Katastrophen verschwiegen. Dann entstehen eben ganz fürchterliche Konstellationen, zum Beispiel, dass die Kinder sich von den Eltern abwenden. Der Sohn ist nach Kanada ausgewandert und hat den Kontakt komplett abgebrochen. Eine Tochter hat immer noch extreme psychische Probleme. Die andere Tochter kommt mit ihrem Leben überhaupt nicht klar. Diese ganzen schrecklichen Schicksale haben alle etwas damit zu tun. Ich glaube, dass sie erst jetzt lernen, sich mit diesen Problemen auseinanderzusetzen und offen darüber zu sprechen. Die Tragödie und das Drama in den Familien gibt es schon seit Zeiten der alten Griechen. Wir lieben es, das im Film anzuschauen, weil wir es irgendwoher kennen.

In der Serie tragen die meisten Figuren eine Maske – auch sich selbst gegenüber. Kann ein absolut wahrhaftiger Mensch in unserer Gesellschaft Erfolg haben?

Köhler: Das kann man so pauschal nicht sagen. Die Gesellschaft ist zu kompliziert. Natürlich ist es toll, wenn man authentisch ist und die Wahrheit sagt. Aber es ist sehr schwierig, in unserer Gesellschaft die Wahrheit zu sagen und damit weiterzukommen. Das sieht man auch an unseren Politikern, die es zum Beispiel nicht zugeben können, wenn sie versagen. Sie schaffen es nicht, die eigenen Fehler einzugestehen. Das ist ein riesiges Problem in der Gesellschaft. Es wäre schon toll, wenn alle die Wahrheit sagen könnten. Natürlich müssten sie dann auch zugeben können, wenn sie etwas falsch gemacht haben. Da gibt es aber so einen Druck, der auch immer höher wird. Je mehr wir von den Medien verurteilt und von den sozialen Medien beobachtet werden und je weniger wir uns entfalten können, bevor jemand dort reinschlägt, desto schlimmer wird es.

Ihre Filmtochter ist Influencerin. Was halten Sie im wahren Leben von dieser Betätigung, die immer mehr, vor allem junge Menschen anstreben?

Köhler: In unserem Film wird das ganz gut beschrieben, weil er nicht verurteilt und man sieht, dass es Fluch und Segen zugleich sein kann. Emily kommt durch die sozialen Medien darauf, wo ihr Verlobter ist. Natürlich kann sie auch vielen damit helfen. Auf der anderen Seite ist es aber auch ein Fluch, weil die jungen Menschen, die das betreiben, immer dem direkten Urteil der anderen ausgesetzt sind. Das muss unglaublich anstrengend sein. Ich bin froh, dass ich noch aus einer Generation komme, die überhaupt keine Handys und solche Sachen hatte. Man konnte noch Sachen machen, die nicht sofort von anderen beurteilt wurden. Ich würde das alles aber auch nicht abschaffen wollen. Man muss schauen, was daraus wird. Im Moment sieht es ein bisschen katastrophal aus. (lacht) Die junge Generation muss erst mal wieder Abstand gewinnen und ein Bewusstsein dafür entwickeln, was das für sie bedeutet. Es ist auch eine Unfreiheit.

Barbara, die Sie in der Serie spielen, ist bildende Künstlerin. Machen Sie selbst neben der Schauspielerei noch andere Kunst?

Köhler: Nein. Ich habe mich natürlich während der Recherche für diese Rolle damit beschäftigt, was es für einen bildenden Künstler bedeutet, Kunst zu machen. Ich bin dann auch ganz schnell darauf gekommen, dass es für bildende Künstler, aber auch für Autoren, wahnsinnig schwer ist, weil sie erst mal kein Gegenüber haben. Bei uns Schauspielern ist das etwas anderes, wir arbeiten immer im Team. Wir haben immer ein direktes Feedback. Ich musste mich erst mal in diese Verzweiflung von Barbara hineindenken, was es bedeutet, wenn man anfängt zu arbeiten, und dann nach zwei Stunden wieder von irgendwelchen Leuten gerufen wird, die einen brauchen. Dann muss man aufhören und diesen Prozess unterbrechen. Das ist nochmal viel schwieriger für bildende Künstler. Ich habe das nie gemacht, außer früher ein bisschen in der Schulzeit. Ich bin schon, seit ich denken kann, Schauspielerin. (lacht) Ich bewundere die bildenden Künstler, und dass sie manchmal Stunden und Tage vor einem Bild oder einer Skulptur stehen und auf eine Eingebung warten. Auch bei Autoren finde ich es sehr bewundernswert, wie die da sitzen können und allein ein Buch schreiben. Das finde ich toll.

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In der neuen Mini-Serie „Haus aus Glas“ spielt Juliane Köhler eine bildende Künstlerin.
Foto: WDR/Constantin Film/Michel Vertongen

Die alte Frage, die man Männern nie stellt, wird in der Serie angesprochen: „Es ist nicht einfach, Künstlerin und Mutter zu sein.“

Köhler: Das war für mich wahnsinnig schwer. Als meine Kinder klein waren, ging meine Filmkarriere gerade los. Ich war ein Paradebeispiel dafür, das alles unter einen Hut zu bringen. Am Anfang war ich komplett gestresst, weil es zu der Zeit auch noch keine Kitas gab. Es gab nur Kindergarten und vor dem Kindergarten musste man die Kinder mit Großeltern und Kindermädchen selbst versorgen. Das war eine logistische Riesenherausforderung und sehr anstrengend. Ich hatte überhaupt keine Unterstützung, auch nicht in meinem Beruf. Es wurde nicht gesagt: Wenn du ein Baby hast und das ist krank, dann musst du jetzt nicht zur Probe kommen. Das gab es damals nicht. Das ist heute ganz toll. Ich sehe das an meinen Kollegen: Wenn ihre Kleinen krank sind, dann kommen die nicht. Schluss, Punkt, aus. Da fragt keiner nach. Das beneide ich. (lacht) Das war bei mir nicht so, was mich unglaublich angestrengt hat. Das Problem hatte Barbara genauso. Sie hat überhaupt nichts auf die Reihe gekriegt. Gerade als bildende Künstlerin ist es noch viel schwieriger.

Irgendwann schaut sich Barbara ihre Werke an und sagt: „Alles grauenhaft!“ Kennen Sie auch Selbstzweifel?

Köhler: Ja, natürlich. Ich denke das schon immer. Seitdem ich diesen Beruf ausübe, habe ich Angst, dass die Welt irgendwann merkt, dass ich doch nichts kann. (lacht)

Schlüpfen Sie in Rollen, um dem eigenen Ich kurzzeitig zu entfliehen oder um sich selbst besser kennenzulernen?

Köhler: Eher das zweite. Ich recherchiere wahnsinnig gerne, wenn ich Rollen spiele und versuche mich bis in das letzte Detail an die Psychologie einer Figur anzunähern. Ich gehe bis in die Kindheit einer Figur hinein, um wirklich alles zu begreifen und zu erfassen, sodass ich mich dann in diese Figur verwandeln kann. Das ist immer eine Bereicherung und ich sehe das wie eine Forschung für mich. Ich habe danach immer etwas gelernt.

Sie sind „Bayerische Staatsschauspielerin“. Was bedeutet das?

Köhler: Ich bin seit 30 Jahren am Residenztheater in München engagiert und habe dann eine Auszeichnung vom bayerischen Kultusminister bekommen, dass ich jetzt Staatsschauspielerin bin. Das ist ein Titel. Das ist so etwas Bayerisches, glaube ich. (lacht) Etwas Ähnliches gibt es sonst noch in Österreich. Das sind dann sogenannte Kammer-Schauspieler. Ich habe so einen Titel bekommen, aber das ist jetzt nur der Titel und hat keine weitere Bedeutung.

Wir haben mit der Frage zur Familie begonnen. Wenn sich selbst die kleinste Keimzelle einer Gesellschaft oft in Auseinandersetzungen verstrickt, sind Sie dann optimistisch, dass sich die Europäische Familie oder gar die Weltgemeinschaft jemals vertragen werden?

Köhler: Ich bin schon optimistisch, aber im Moment sieht es sehr schlecht aus. Im Moment sind wir in einer Phase der Spaltung. Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich nicht weiß, wie lange es dauern wird, bis sich das wieder in eine positive Richtung entwickelt. Ich bin auch ein bisschen verzweifelt und finde, dass im Kleinen wie im Großen eine große Spaltung da ist. Die Menschen haben verlernt zu debattieren, miteinander zu diskutieren und auch die Geduld zu haben, um den anderen zuzuhören. Diese Spaltung macht mir furchtbare Angst. Manchmal denke ich mir: Augen zu und abwarten! Im Kleinen, wenn ich meine Schüler unterrichte, kann ich versuchen, die Debatte und Diskussion wieder aufleben zu lassen, sodass man sich zuhört und nicht gleich rausrennt. Aber im Großen ist es ein großes Fragezeichen. Ich weiß nicht, wo das hinführt.

Zur Person: Mit der Hauptrolle im Oscar-prämierten Kinodrama "Nirgendwo in Afrika" gelang Juliane Köhler 2001 der Durchbruch. Drei Jahre später stand sie als Eva Braun in Oliver Hirschbiegels "Der Untergang" erneut für einen Oscar-nominierten Film vor der Kamera. Köhler wuchs in Göttingen auf, besuchte die Waldorfschule und absolvierte eine Schauspielausbildung in New York. Seit Beginn ihrer Karriere ist sie regelmäßig auf deutschen Theaterbühnen zu sehen, arbeitete unter anderem am Münchner Residenztheater, den Kammerspielen sowie dem Bayerischen Staatsschauspiel. Die 58-Jährige ist verheiratet und hat zwei Töchter. Jetzt ist Köhler in der neuen Mini-Serie „Haus aus Glas“ zu sehen. Die Serie läuft auf Arte und ab 9. Januar auch im Ersten.

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