Stille Helden: Die gute Seele von Erpfting
Stille Helden Annemarie Rötzer wird schon in jungen Jahren Witwe. Doch sie meistert nicht nur diese Lebensprüfung, sondern ist vor allem für andere Menschen da, die Hilfe benötigen.
Sie versehen ihre Tätigkeiten, ohne groß Aufhebens davon zu machen. Sie helfen, unterstützen, begleiten und gehen voran. Es sind die Ehrenamtlichen, ohne die das Gemeinwohl nicht funktionieren würde. Wir, das sind der Landkreis Landsberg, die Sparkasse Landsberg-Dießen und das Landsberger Tagblatt, sagen „Danke“ und stellen monatlich einen dieser „Stillen Helden“ im Porträt vor. Heute: Annemarie Rötzer aus Erpfting.
Forellenteiche, Bach, Wiesen, Wälder – Annemarie Rötzer lebt am südlichen Ortsrand von Erpfting in einer Idylle, wie sie nur noch in wenigen Dörfern zu finden ist. Ihr Leben ist dagegen wenig idyllisch verlaufen – bereits mit 33 Jahren wurde sie Witwe, zog ihre Kinder allein groß und versorgte dennoch alte Menschen im Ort. Dafür und für viele weitere ehrenamtliche Tätigkeiten wurde sie nun als Stille Heldin des Monats April ausgezeichnet.
Annemarie Rötzer ist eine, die zupacken kann. „Ich komme aus der Landwirtschaft, da wurde immer geschafft“, sagt die 75-Jährige, die aus Erisried bei Mindelheim stammt, in typisch allgäuerischer Mundart. Das Zupacken und Mithelfen, wenn es darauf ankommt, wurde ihr sozusagen mit in die Wiege gelegt – und ist ihr bis heute geblieben. Im Garten blühen die sorgfältig geschnittenen Apfelbäume, umrahmt von einem akkuraten Blumenbeet, im Gewächshaus sind die ersten selbstgezogenen Salate schon erntereif.
Seit 50 Jahren lebt Annemarie Rötzer in Erpfting
Schon immer hatte sie Kraft für zwei, denn obwohl sie selbst als Witwe mit zwei Kindern gefordert war, fand sie Zeit, alte Menschen im Dorf im Haushalt zu unterstützen. Damit begann Rötzer nach dem frühen Tod ihres Mannes. Sie erinnert sich noch gut an die alte Dame mit Asthmaleiden, die sie damals als erste versorgte. „Wenn ich gestorben bin, schau’ ich von einer weiß-blauen Wolke auf dich herab“, an diese Worte der Dankbarkeit erinnert sich Rötzer, die schon seit 50 Jahren in Erpfting lebt, noch heute. Dankbarkeit und die Freude desjenigen zu erleben, dem geholfen wird, sind für sie neben ihrem christlichen Glauben ein starker Motor. „Die Freude, die man bereitet, kommt ins eigene Herz zurück“, sagt Rötzer, die von denen, die sie kennen, gern als „gute Seele des Dorfes“ bezeichnet wird.
Drei bis vier alte Menschen unterstützte sie gleichzeitig, als sie noch jünger war. Eine Dame sogar 30 Jahre lang, sie starb im vergangenen Jahr. Vom einfachen Besuch, um etwas Abwechslung in den Alltag derer zu bringen, die das Haus kaum mehr verlassen können, bis zur Haus- und Gartenpflege – Annemarie Rötzer half, wo es nötig war.
Bis vor Kurzem war sie auch im Pfarrgemeinderat aktiv
Besonders viel Freude bei Seniorinnen und Senioren verbreitete sie stets, wenn sie zu ihren Besuchen Frühlings- oder Margeritensträußchen mitbrachte oder auch einmal einen Salat aus eigener Aufzucht. Bis vor Kurzem gehörte sie auch dem Pfarrgemeinderat an, war Lektorin und sang 23 Jahre im Kirchenchor, der inzwischen aufgelöst wurde. Wichtig waren ihr auch Krankenbesuche von Erpftinger Bürgerinnen und Bürgern, die sich im Krankenhaus in Landsberg aufhielten. Leider könne diese wichtige Aufgabe aus Datenschutzgründen nicht mehr ausgeübt werden, bedauert die 75-Jährige, die sich stets auch an Sammlungen, unter anderem der Caritas, beteiligte und mehrere Gräber über viele Jahre hinweg pflegte.
Wer, wie Annemarie Rötzer, im Ort bekannt ist für seine Tatkraft, der wird gern für weitere Aufgaben angesprochen. So kam die Seniorin auch zur Nachbarschaftshilfe „Wir in Erpfting e.V.“ und zur Landsberger Tafel, wo sie seit ihrem Eintritt ins Rentenalter vor zehn Jahren jeden Dienstag mit anpackt, um Lebensmittel zu sortieren.
Nun, mit 75 Jahren, tritt auch Annemarie Rötzer etwas kürzer und widmet die gewonnene Zeit ihrem Garten und dem Radfahren oder unternimmt Ausflüge mit dem Gartenbauverein.
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