FEH nehmen den Trip-Hop-Faden in Landsberg wieder auf
Die Band FEH aus dem Münchner Umland spielt im Landsberger Stadttheater. Im Mittelpunkt steht Sängerin Julia Fehenberger.
Die Sängerin Beth Gibbons hat ein Album angekündigt und damit auch ihre frühere Band Portishead wieder ins kollektive Gedächtnis gerufen. Wer nicht bis auf das Erscheinen von Gibbons „Lives Outgrown“ warten wollte, konnte im Stadttheater mit FEH sich die Zeit bis dahin verkürzen. FEH, eine Band aus dem weiten Münchner Umland, hat den Trip-Hop-Faden von einst, ein eleganter Hybrid aus Jazz, Soul, Dub und Electronic, vor knapp drei Jahren wieder aufgenommen und in ihrem Sinne weitergesponnen.
Im Mittelpunkt bewegt sich hör- und sichtbar Julia Fehenberger, eine Sängerin mit Charisma, deren Stimme, egal ob mit weichem Timbre oder flagrante Schneisen schlagend, unter die Haut geht und die Szenerie bestimmt. Neben und hinter ihr die Band, die das Mysterium, dass der Trip Hop auch immer gewesen ist, mit melancholischen Sounds und sparsamen Rhythmuswechseln füttert und am musikalischen Leben erhält. Mitte der 1990er-Jahre war diese Art des Musizierens Kult, hat den damaligen Zeitgeist bestimmt, war eine Art Soundtrack, der von der verregneten Hafenstadt Bristol aus die Popwelt eroberte.
In Landsberg wird deutlich, FEH spielt zeitlose Musik
Erlebt man FEH auf der Bühne, kommt man zu dem Schluss, dass zeitlose Musik, gutes Songwriting, auch heute noch „funktioniert“, ohne Staub angesetzt zu haben. Zurückhaltend, hochsensibel, psychedelisch – manchmal eine therapeutische Dimension hautnah streifend. Synästhesie als gelebte Musik.
Manuel da Coll, Gründungsmitglied der Blaskapelle „LaBrassBanda“, lässt sich am Schlagzeug nicht beirren, spielt beinahe stoisch seine rhythmischen Motive und Muster. Schwager Oliver da Coll Wrage hat als Bassist und Elektroniker ebenfalls „LaBrassBanda“ mit aus der Taufe gehoben. Er ist der zweite rhythmische Gerüstbauer, der sich zudem mit seinen verspielten Ideen am PC für das Soundlabor von FEH verantwortlich zeichnet.
Sängerin Julia Fehenberger gibt der Musik die nötige Dynamik
André Schwager, an Orgel und Keyboards, ist der gelebte Jazzgedanke im Formations-Gefüge. Und dann ist da noch Mitsuyoshi Miyajima, der Gitarrist. Er formt den feinen Soul als eine Art zerbrechliche Kammermusik auf elektrischen sechs Saiten. Julia Fehenberger, in Burghausen geboren und entsprechend zeitig mit allem, was Jazz ist konfrontiert, hält diese Band nicht nur stimmlich zusammen, gibt der Musik die nötige Dynamik. Sie bringt sie mit ihren vocalen Interpretationen zum Pulsieren – und trifft, auch 2024, den Nerv der Zeit.
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