Schüler des DZG lassen einen Ballon in die Stratosphäre steigen
Ein Projekt des Landsberger Gymnasiums soll in 36 Kilometern Höhe Daten sammeln. Doch die Landung verläuft anders als geplant.
„An diesem Knoten hängt alles. Schaut, dass er hält“, mahnt Lehrer Markus Promberger. Seine Schüler ziehen den Knoten der Fallschirmschnur fester. An diesem Vormittag darf ihnen kein Fehler mehr unterlaufen. Denn in wenigen Minuten soll der Heliumballon mit einer Forschungssonde vom Sportplatz hinter dem Dominikus-Zimmermann-Gymnasium (DZG) abheben. Ein letztes Mal werden alle Geräte überprüft. Läuft die Kamera? Ist alles gut befestigt?
Dann ist es so weit. „20, 19, 18, 17 …“, rufen die Lehrkräfte, Schüler und Schülerinnen, die sich versammelt haben, um dem Start des Ballons beizuwohnen. Monatelang haben die beiden Projektseminare Physik und Chemie der elften Klasse daran getüftelt. Nun soll der Ballon die Sonde mit Messgeräten und chemischen Experimenten bis in die Stratosphäre tragen. In etwa 36 Kilometern Höhe soll er dann platzen und die Sonde an einem Fallschirm wieder nach unten segeln.
„Drei, zwei, eins, null“, jubelt das Publikum. Kurz bleibt der Ballon noch am Seil hängen, dann befreit er sich und schnellt mit Sonde und Fallschirm im Schlepptau nach oben. Ein wenig gerät er ins Schlingern, als ihn ein Luftzug in Richtung Westen steigen lässt. „Noch fliegt der Ballon nicht ganz in die Richtung, in die er soll, aber das wird gleich“, erklärt Schüler Raphael Amouh, der die GPS-Daten der Sonde auf seinem Handy empfängt. Und tatsächlich: kurz darauf dreht der Ballon nach Osten ab und schwebt über die Stadt davon.
„Ich hatte noch Angst, dass sich jemand im Seil verheddert oder etwas schiefläuft. Jetzt bin ich total erleichtert“, freut sich Schülerin Annika Brodale. Sie gehört zum Chemieseminar, das unter der Leitung von Lehrerin Karin Scherer die Experimente in der Sonde entwickelt hat. „Als Lehrer ist es natürlich schwer, die Schüler einfach machen zu lassen. Aber sie hatten super Ideen, auf die ich gar nicht gekommen wäre“, lobt Scherer. So haben es etwa Blutabstriche an Bord geschafft, deren Zellen nach der Landung untersucht werden sollen. Auch die Idee ultraviolettes Licht mit einem UV-härtenden Klebstoff nachzuweisen, stammt von den Schülern.
Am Ballon sind Messgeräte und eine Kamera angebracht
Das Physikseminar hat unter Markus Prombergers Anleitung den Ballon gebaut. Außerdem haben sie Messgeräte angebracht, die etwa Geschwindigkeit, Druck, Höhenwinde und UV-Strahlung erfassen sollen. An der kleinen Styroporbox, die von Lorena Meiendres bemalt wurde, sind auch eine Kamera und zwei verschiedene Positionstracker untergebracht. Die ausgewerteten Daten sollen später im Physikseminar mit Daten aus dem Internet verglichen werden, um Theorie und Praxis miteinander zu verbinden.
Doch die 19 Schülerinnen und Schüler der Seminare sollen nicht nur fachliche Kompetenzen erwerben. Es geht auch darum zu lernen, wie man eine Projektarbeit dieser Größenordnung umsetzt. „Ich fand es super interessant, was man alles bedenken muss“, sagt Schülerin Liv Widmann. So mussten die Seminarteilnehmer etwa Sponsoren für ihr Projekt finden, um die gut 2000 Euro für den Ballon und die Gasflaschen finanzieren zu können. „Die große Herausforderung bei dem Projekt war auch, sich auf alle Eventualitäten vorzubereiten und dafür zu planen“, ergänzt Promberger.
Denn wo die Sonde wieder herunterkommt, wissen die Schüler und Schülerinnen im Vorhinein nicht sicher. Sie haben berechnet, dass sie wahrscheinlich nach zwei bis drei Stunden in der Nähe des Tegernsees landen wird. „Sie könnte auch im See, auf einem Privatgrundstück oder in einem Baum landen“, gibt Promberger zu bedenken. Deshalb hat das Physikseminar, das die Sonde bergen will, Schlauchboote im Kofferraum und auf der Styroporbox steht: „Harmloses Schülerexperiment“ und eine Telefonnummer. Auch sonst hat sich das Seminar gut vorbereitet, den Fallschirm ausprobiert und auch die Reagenzgläser der Chemieversuche auf ihre Fallsicherheit getestet.
Die Landsberger Sonde ist ins Karwendelgebirge abgedriftet
Am Ende läuft es trotzdem nicht ganz nach Plan. „Leider ist der Ballon recht schnell von seiner Flugbahn abgekommen und nach Österreich abgedriftet“, berichtet Promberger am nächsten Tag. Die Auswertung aller Positionsdaten habe ergeben, dass der Ballon an einer Felswand in der Nähe des Karwendelhauses gelandet sei. Derzeit liegt dort noch Schnee, aber nach den Osterferien beabsichtigt das Seminar, eine Exkursion zur Bergung der Sonde zu planen.
Da sie die Bergung aus Sicherheitsgründen nicht allein durchführen können, suchen die Schülerinnen und Schüler der Seminare jetzt nach Unterstützung. Sie haben Erfahrung im Hochgebirgsklettern oder Skitouren gehen und wollen bei einem Bergungsversuch helfen? Dann melden Sie sich im Sekretariat des DZG (08191/ 9270-0).
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