Worte und Werte
Siemens will sich vom Atomgeschäft verabschieden. Weil sich der Konzern auf deutsche Werte besinnen will, sagt Firmenchef Peter Löscher. Andere Gründe liegen eher auf der Hand.
Was für schöne Worte: Siemens besinnt sich auf deutsche Werte. Damit begründet Konzernchef Peter Löscher den Abschied vom Atomgeschäft. Die Abkehr sei die Antwort auf die Positionierung von Gesellschaft und Politik in Deutschland zum Ausstieg aus der Kernenergie. Das hört sich gut an. Doch als Begründung reicht es nicht ganz, auch wenn Löscher die „grüne“ Seite des Industrieriesen seit Langem erfolgreich ausbaut.
Selbst wenn Deutschland sich anstrengt, eine Energiewende zu vollziehen, weltweit geht das Milliardengeschäft mit der Atomenergie weiter. So ein rentables Geschäft lässt sich ein gewinnorientierter Konzern nur entgehen, wenn triftige Gründe vorliegen. Und diese gibt es: Siemens hatte sich mit dem vorschnellen Abschied von seinem langjährigen Atompartner Areva selbst in eine Sackgasse manövriert. Die Trennung war nicht nur teuer. Auf richterlichem Wege wurde auch entschieden, dass sich Siemens bis 2013 vom Atomgeschäft fernhalten soll. Das neue Eheversprechen mit dem russischen Atomriesen Rosatom wurde damit hinfällig. Doch gerade Russland ist als Markt viel zu wichtig, um Verbindungen einfach fallen zu lassen. Die Medizintechnik erscheint als perfekter Ausweg. Und in der Tat passt die Botschaft, dass Siemens sein Engagement im zukunftsweisenden Gesundheitssektor stärkt, besser zu einer an Werten orientierten Wirtschaft als Atomstrom.
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