Trockenheit gefährdet auch das Trinkwasser in der Region
Die Wasservorräte gehen auch im Allgäu zurück. Warum Starkregen nicht hilft und welche Tipps ein Experte hat, um mit dieser Entwicklung besser klarzukommen.
„Solange das Wasser noch aus dem Hahn kommt, machen sich die wenigsten Leute Gedanken“, sagt David Kempter. Der stellvertretende Leiter des Wasserwirtschaftsamts Kempten, das auch für das Unterallgäu zuständig ist, spricht über die Trinkwasserversorgung in der Region. Für den Experten ist klar: „Die Lage ist ernst, wir müssen handeln.“
- Die Lage Seit etwa 20 Jahren sinkt der Grundwasserspiegel kontinuierlich, auch hier in der Region. Das Problem: Fast ausschließlich aus diesen Vorräten beziehen wir unser Trinkwasser. Pro Kopf verbrauchen wir durchschnittlich weit über 100 Liter am Tag.
- Lösungsansätze:„Wir müssen unseren Wasserverbrauch reduzieren“, sagt David Kempter. Für Städte und Gemeinden bedeute das zum Beispiel, undichte Leitungen zu sanieren und sogenannte Sickerflächen anzulegen – also nicht alles zuzubauen, sondern auch Grünflächen zu belassen. „Im Gegensatz zu versiegelten Flächen kann dort Regenwasser langsam in den Boden versickern und damit ins Grundwasser“, sagt der Vertreter des Wasserwirtschaftsamtes. Und durch das gleichzeitige Verdunsten entstehe Kühlung. Das könnten im Kleinen auch Privathaushalte machen. Sie sollten gerade im Sommer ihre Blumen und Gärten nicht mit Trinkwasser aus der Leitung gießen, sondern dafür lieber Regenwasser sammeln. Sinnvoll seien zum Beispiel auch Dachbegrünungen: „Es bringt alles etwas, wo der Regen nicht sofort abfließen kann.“
- Hier gab es schon Engpässe Was Trockenheit bedeutet, hat die Oberallgäuer Gemeinde Wiggensbach 2018 am eigenen Leib erfahren. Im damaligen heißen Sommer waren die Bürger aufgerufen, Wasser zu sparen, da die gemeindlichen Quellen zu wenig führten. Zudem mussten Tanklaster Trinkwasser von Kempten in die Nachbargemeinde bringen. Derzeit kann die Gemeinde laut Bürgermeister Thomas Eigstler ihren Wasserbedarf aber wieder aus eigenen Quellen decken. Aus dem Notverbund mit Ahegg (Gemeinde Buchenberg) werde derzeit nur noch das nötigste Wasser entnommen. Dort hatte Wiggensbach eine Leitung wiederbelebt, um sich an den Fernwasserverband anzuschließen. Diese hatte jahrelang brach gelegen. Probleme mit der Versorgung gab es auch in Heimertingen (Kreis Unterallgäu). Vor zwei Jahren lieferten die dortigen Quellen noch halb so viel Wasser wie zuvor. Der Gemeinde blieb nur noch ein 130 Meter tiefer Brunnen – mit alter Pumpe. Daher entschloss sich der Gemeinderat zum Bau einer Wasserleitung ins etwa zehn Kilometer entfernte Memmingen, um Wasser von den dortigen Stadtwerken zu beziehen.
- Ausblick Ob das für diesen Sommer reicht, wird sich zeigen. „Der Klimawandel macht sich seit 20 Jahren bemerkbar“, sagt David Kempter. Zwar habe sich die Menge des entnommenen Wassers nicht geändert, aber es habe deutlich weniger Niederschläge gegeben. „Das gilt nicht nur für die Sommer, sondern auch für die Winter.“ Da falle zu wenig Schnee, um die Vorräte merklich zu steigern. Seit der Jahrtausendwende habe es nur ein einziges „Nassjahr“ gegeben – also ein Jahr, in dem mehr Niederschlag fiel als in einem durchschnittlichen. „Das reicht aber nicht – wir bräuchten zwei oder drei Nassjahre hintereinander.“
Überhaupt nicht hilfreich sei Starkregen, wie es ihn in der vergangenen Woche über weiten Teilen des Ober- und Ostallgäus gegeben hatte. „Dieses Wasser fließt zu schnell an der Oberfläche ab, der Boden kann es nicht aufnehmen“, so Kempter.
Neben den bereits genannten Lösungsansätzen sieht Kempter einen weiteren in einer stärkeren Vernetzung der Gemeinden untereinander, wie es in Wiggensbach und Heimertingen geschehen ist. So könne man sich gegenseitig helfen und entlasten, denn bisher waren keine großen Gebiete im Allgäu zeitgleich von der Trockenheit betroffen. Grundsätzlich drohe das Trinkwasserproblem aber in der ganzen Region. „Wer nur eine Quelle anzapft, wird es früher spüren als Kommunen mit größeren Trinkwasser-Speicheranlagen.“ - Problem Schadstoffe Ein zusätzliches Problem entstehe durch Schadstoffe wie Dünger, die ins Grundwasser gelangen. „Je weniger Wasser dort ist, umso höher wird die Schadstoffkonzentration.“ Daher appelliert Kempter an die Landwirte, nur so viel Dünger auf die Felder zu geben, wie der Boden aufnehmen kann.
- Hilfsangebot Das Wasserwirtschaftsamt in Kempten hat es sich zur Aufgabe gemacht, Städte und Gemeinden zu beraten – „bevor es zu spät ist“, sagt Kempter. Bei einigen Projekten könne man auch auf eine Förderung des Freistaats zurückgreifen.
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