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Bürgerbeteiligung: Wie soll das Herz von Stockheim aussehen?
![Die Ortsmitte von Stockheim soll völlig umgestaltet werden; an dieser Stelle ist eine umstrittene Verkehrsinsel geplant. Die Ortsmitte von Stockheim soll völlig umgestaltet werden; an dieser Stelle ist eine umstrittene Verkehrsinsel geplant.](https://www.augsburger-allgemeine.de/resources/1715673836705-1/ver1-0/img/placeholder/1x1.png)
Für lebhafte Diskussionen sorgt die Vorstellung der Umgestaltung der Dorfstraße in Stockheim: Vor allem eine geplante Verkehrsinsel in der Dorfmitte brachte Gesprächsstoff.
Bei der Bürgerbeteiligung sollen die Weichen für die Neugestaltung Stockheimer Ortskerns gestellt werden. Saniert werden soll die Dorfstraße von der Abzweigung Bad Wörishofener Straße bis zur Abzweigung Schäfflerstraße.
Wie bereits in zwei vorangegangenen Bürgerversammlungen stellte Florian Leithäuser vom ausführenden Planungsbüro Ideen für die Umgestaltung des Straßenraums vor, die gemeinsam mit einer Projektgruppe engagierter Stockheimer Bürgerinnen und Bürger ausgearbeitet wurde.
Nachdem die Regierung die Mittel für die ursprünglich geplante Dorferneuerung drastisch gekürzt beziehungsweise für neue Projekte sogar ganz gestrichen hat, versucht die Stadt nun über das Förderprogramm der Wettbewerbsfähigkeit der Land-, Forst und Ernährungswirtschaft, Gewährleistung der nachhaltigen Bewirtschaftung der natürlichen Ressourcen und des Klimaschutzes sowie die ausgewogene räumliche Entwicklung der ländlichen Wirtschaft und der ländlichen Regionen (ELER), doch noch einen Zuschuss für den weiteren Ausbau der Dorfstraße zu erhalten.
Die Förderung erfolgt in einem bayernweiten Verfahren, bei der die Projekte ausgewählt werden, welche die höchste Punktzahl erreicht haben. Insgesamt ist die Förderung auf 1,5 Millionen Euro gedeckelt, davon sind 24 bis 50 Prozent förderfähig, die restlichen Kosten trägt die Stadt.
Ein Punktesystem soll die Finanzierung in Stockheim sichern
Punkte gibt es vor allem für die Ausgestaltung des Straßenraumes, wie beispielsweise für die Verbesserung der Verkehrssicherheit oder die Begrünung. Aber auch soziale Strukturen – wie Kindergarten, Kirchplatz und Spielplatz – spielen eine Rolle. So gibt es zum Beispiel bis zu vier Punkte für die Verbesserung der Aufenthaltsqualität durch speziell ausgewiesene Treffpunkte und/oder Sitzgelegenheiten. Insgesamt können maximal 45 Punkte erreicht werden. Wie Leithäuser ausführte, habe man auf die fixen Kriterien keinen Einfluss, dazu gehörten unter anderem die demografische Entwicklung und die Finanzkraft der Gemeinde. Letztere sei im Jahre 2022, das aktuell zugrunde gelegt werde, zu gut, sodass es bei den fixen Kriterien null Punkte gibt. Dafür werden alle anderen Kriterien erfüllt, sodass eine Gesamtpunktzahl 32 von möglichen 45 erreicht wird. Ob diese ausreichen, um eine Förderung zu bekommen, könne derzeit noch niemand sagen. „Und wenn wir keine Förderung bekommen, was dann“, wollte ein Bürger wissen. „Dann haben wir einen Plan B“, so Stadtbaumeister Roland Klier, ohne auf diesen näher einzugehen.
Die Umgestaltung der Ortsmitte in Stockheim sorgt für Diskussionen
Vor allem die Umgestaltung der Ortsmitte sorgte für Diskussionen. Hier sollen die Dorfstraße verengt und eine Verkehrsinsel geschaffen sowie die Bushaltestellen in den Straßenraum verlegt werden. Dies sorgte teilweise für heftige Kritik, da hier die wartenden Kinder, die nun direkt an der Straße stünden, gefährdet würden. Leithäuser widersprach diesen Argumenten, eine Fahrbahnverengung sorge für mehr Sicherheit, da die Autos hinter dem wartenden Bus anhalten müssten, jetzt könnten diese einfach an der Haltestelle vorbeifahren. Auch dass die Straße durch die geplante Verkehrsinsel in der Mitte der Straße jetzt zu eng werde, sah Leithäuser ebenso wie Martin Braun vom Amt für Ländliche Entwicklung anders. „In vielen Kommunen baut man Bushaltestellen in den Straßenraum, da es erwiesen ist, dass dann weniger passiert.“
Auch Landwirte melden in Stockheim Bedenken gegen die Planung an
Außerdem sei der Gehweg nun zwei Meter statt wie bisher teilweise nur 80 Zentimeter breit. Den Bedenken der Landwirte, dass für breite Fahrzeuge kaum Raum sei und damit auch eine Gefährdung geschaffen werde, begegnete Klier mit dem Argument, dass in Ausnahmefällen ja auf die Verkehrsinsel ausgewichen werden könne. Braun merkte an, er habe bei zwei Ortsterminen kaum Verkehr auf der Straße wahrgenommen, die meisten Fahrzeuge würden außen um das Dorf fahren. „Diese Gestaltung wurde auch von der Kindergartenleitung befürwortet“, ergänzte Joachim Nägele und erklärte, dass sich der Arbeitskreis viele Gedanken gemacht habe und es jedem Bürger freigestanden hätte, sich aktiv zu beteiligen. „Seit vier Jahren diskutieren wir nun, jetzt zu kritisieren und sich nicht selbst beteiligt zu haben, finde ich unfair.“ Braun bekräftigte, dass man so plane, wie es der Ort wolle, nicht wie es der Planer vorgebe.
Johann Roiser wollte wissen, warum der Förderantrag immer noch nicht abgegeben wurde. In der Bürgerversammlung im Oktober habe man als Stichtag den 31. Dezember genannt, dann habe man als neues Datum Ende März angegeben. Braun erklärte, dass dieser Umstand auch für seine Behörde sehr unbefriedigend sei. Zwischen dem Aufruf zur Bewerbung und dem Abgabetermin lägen nur etwa sechs Wochen, wer nicht schon vorher mit der Planung angefangen habe, hätte keine Chance. „Drum haben wir den Kommunen immer wieder Dampf gemacht. Aktuell wissen wir nicht, wann es losgeht.“ Wenn Stockheim berücksichtigt wird, könnte man im Herbst nächsten Jahres anfangen.
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