Wirtschaft warnt vor Pleitewelle in der Region
Andrea Thoma-Böck und Markus Anselment von der IHK zeichnen ein düsteres Bild von der Situation in der Wirtschaft im Unterallgäu.
Die Region ist ein wichtiger Industriestandort in Schwaben. Doch der Wirtschaft geht es nicht gut, sagen Andrea Thoma-Böck als Vorsitzende der IHK-Regionalversammlung Memmingen und Unterallgäu, und IHK-Regionalgeschäftsführer Markus Anselment. Im Gespräch mit unserer Redaktion fallen Aussagen wie „Pleitewelle im Herbst“, „Deutschland bald ein Entwicklungsland“ und „Alarmstufe Rot“. Die aktuelle Situation aufgrund der Energiekrise zeigt eine Blitzumfrage der IHK. Thoma-Böck und Anselment ordnen das Ergebnis der Blitzumfrage ein, die jüngst innerhalb von 24 Stunden umgesetzt wurde. 370 Unternehmer aus der Region Schwaben wurden für die Teilnahme angefragt. Die Beteiligung lag bei 40 Prozent. „Daran allein sieht man schon die Betroffenheit“, ist Anselment der Meinung.
Starke Belastungen in allen Bereichen
Die Blitzumfrage zeige starke Belastungen in der regionalen Wirtschaft: 51 Prozent der Unternehmen sehen die aktuelle Preissituation beim Strom als schlecht, 83 Prozent rechnen mit einer weiteren Verschlechterung. Bei Gas gehen 88 Prozent davon aus, dass der Gasbezug noch teurer wird. Die Probleme in den Lieferketten würden schwerwiegender. „25 Prozent der befragten Unternehmen sehen die Existenz ihres Geschäftsmodells bedroht – durch Produktionseinschränkungen und Produktionsausfälle.“ Betriebskosten schießen in Höhen, die nicht mehr kompensierbar seien. „Wettbewerb findet nun mal international statt“, sagt Markus Anselment. Andrea Thoma-Böck ergänzt: „Produktionen müssen bei uns stillgelegt werden, andere greifen diese ab. Wir verlieren am internationalen Markt den Boden.“ Die Lieferketten-Problematik sei höchst dramatisch. „Wir bekommen einfach nicht mehr die Rohstoffe, dann kann nicht produziert werden“, stellt Thoma-Böck klar. Sie gibt Beispiele. Ammoniak ist existenziell wichtig für viele Produktionsprozesse in der Wirtschaft. Logisch sei die Konsequenz, wenn Ammoniak nicht mehr geliefert werde. Brauereien bekommen nur noch begrenzt Kohlensäure. „Speditionen und Omnibus-Unternehmen werden das notwendige AdBlue bei Dieselfahrzeugen nicht mehr erhalten“. Salzsäure werde knapp. „Sie ist für die Reinigung von Wasser, für die Produktion von Gelatine und in der Oberflächentechnik essenziell“, so Thoma-Böck, die sich sicher ist: „Insolvenzen in vielen Branchen sind nicht mehr abwendbar. Diese Unternehmen sind nach einem Produktionsstopp auch nicht wieder schnell wiederbelebbar. Sie scheiden aus dem Markt aus.“ Insolvenzen bedeuten auch, Arbeitsplätze zu verlieren. „Ein Teufelskreis.“ Hinzu komme: Unternehmen, deren Energieversorgungsverträge auslaufen, erhalten nur noch bei gutem Unternehmensrating einen Anschlussvertrag. „Man kann seinen Stromanbieter nicht mehr einfach auswählen“, zeigt Thoma-Böck auf.
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