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  3. Russland: Bad Wörishofen und die fast vergessene Freundschaft zu Russland

Russland
14.03.2022

Bad Wörishofen und die fast vergessene Freundschaft zu Russland

Bad Wörishofen schließt Freundschaft mit der russischen Stadt Tscheboksary. Das Foto entstand im Dezember 2009 im Rathaus von Bad Wörishofen. Dort wurde der Freundschaftsvertrag unterzeichnet. Bürgermeister war damals Klaus Holetschek (Dritter von link).
Foto: Barbara Knoll

Bad Wörishofen hat seit 2009 einen Freundschaftsvertrag mit Tscheboksary. Nun hat sich ein Pfarrer aus der russischen Großstadt an der Wolga gemeldet.

Putins Krieg in der Ukraine sorgt dafür, dass reihenweise Verbindungen nach Russland gekappt werden. Umgekehrt rückt der Krieg aber auch ein Freundschaftsabkommen wieder ins Licht, welches Bad Wörishofen vor fast 13 Jahren mit einer russischen Großstadt an der Wolga geschlossen hatte, das aber nicht mit Leben gefüllt wurde und weitgehend vergessen war – bis jetzt. Der Grund dafür ist ein aufrüttelnder Appell des dortigen Leiters der evangelischen Gemeinde an die Partner in Bad Wörishofen.

Vor wenigen Monaten erreichte die evangelische Erlösergemeinde Bad Wörishofen eine E-Mail aus dem russischen Tscheboksary. Ein evangelischer Pfarrer namens Konstantin Subbotin hatte dort eine kleine evangelische Gemeinde gegründet. In der Internet-Enzyklopädie Wikipedia hatte er entdeckt, dass seine Stadt seit 2009 freundschaftlich mit Bad Wörishofen verbunden ist. Diese Freundschaft auf kommunaler Ebene auch auf kirchliche Ebene auszuweiten, war der Wunsch des Pfarrers.

Russischer Pfarrer verurteilt den Krieg

Doch dann spitzte sich die Lage an der Grenze zur Ukraine zu und bald darauf begann Putins Krieg. Aus engeren Banden wurde zunächst nichts, dafür schickte Pfarrer Subbotin nun eine deutliche Botschaft in die Kneippstadt. „Ich schreibe dies, um meine Position zur aktuellen Situation in der Ukraine zu verdeutlichen und bitte Sie, mit uns für den Frieden zu beten“, teilt der Pfarrer mit. „Nach dem, was ich hier in Russland sehe und höre, verurteilen die meisten Menschen, die das Internet nutzen, diesen Krieg als Verbrechen des Regimes“, berichtet der Geistliche.

Video: AFP

Dass es schwer ist, diese Ablehnung tatsächlich zum Ausdruck zu bringen, schildert der Pfarrer ebenfalls. „Was wir tun, ist natürlich nicht genug, aber es ist extrem schwer zu widerstehen“, berichtet er. „Einige unserer Gemeindemitglieder gingen auf einzelne Streikposten mit Schildern ’Kein Krieg!’: Sie standen auf öffentlichen Plätzen, aber mit beträchtlichem Abstand, trugen Masken und Handschuhe, erfüllten alle Anforderungen des Gesetzes über Streikposten und Streiks – und sie waren still. Inhaftiert wurden sie dennoch wegen Verstoßes gegen Anti-Covid-Vorschriften!“, berichtet Subbotin.

Krieg sei Sünde gegen gleich fünf Gebote

Dann wird der Pfarrer deutlich: „Ich selbst betrachte diesen Krieg in der Ukraine als Sünde gegen die Gebote fünf, sieben, acht, neun und zehn und bete für die Macht Russlands, Buße zu tun und den Krieg zu beenden“, schreibt er. „Behalten Sie also bitte die Ukraine und Russland in Ihren Gebeten. Es ist herzzerreißend, unseren Amtskollegen in der Ukraine im Internet zu folgen, zum Beispiel Pastor Oleg Schevchenko aus Odessa. Herr, erbarme dich unser!“

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Im Juni 2008 besuchte auf Initiative des Kneippstädter Ehepaars Hartmut Liebig und seiner Frau Margarita eine russische Delegation aus Tscheboksary Bad Wörishofen. Die russische Metropole mit rund 500.000 Einwohnern liegt im Osten der russischen Ebene, 668 Kilometer von Moskau entfernt am rechten Wolgaufer und ist die Heimatstadt von Margarita Liebig.

Der damalige stellvertretende Bürgermeister Tscheboksarys, Michail Bulgakov, der Abteilungsleiter für Gesundheitswesen und Sozialpolitik, Prof. Dr. Dimitri Markov und die Abteilungsleiterin für außenwirtschaftliche Beziehungen, Irina Demidova, informierten sich in einem dicht gedrängten Besuchsprogramm über öffentliche Einrichtungen, Firmen und Behörden in der Kurstadt und über Möglichkeiten einer Zusammenarbeit.

Klaus Holetschek begrüßte einst als Bürgermeister die russischen Gäste im Rathaus

Der damalige Bürgermeister Klaus Holetschek, heute Bayerns Gesundheitsminister, begrüßte die Gäste aus der Universitätsstadt im Rathaus und betonte das Interesse der Stadt, einen Partner vor allem für die wirtschaftliche Zusammenarbeit zu finden.

Mit großer Herzlichkeit war damals eine Gegeneinladung ausgesprochen worden, die, wie unsere Redaktion berichtete, im Juli 2009 von Bürgermeister Klaus Holetschek, seinem Stellvertreter Josef Fischer, Hauptamtsleiter Werner Würstle, den Stadträten Martin Kistler, Jakob Trommer, Dr. Anton Meier sowie Hartmut und Margarita Liebig angenommen wurde.

Die Bad Wörishofer Delegation machte den Russen damals die Kneipptherapie derart schmackhaft, dass es nicht nur zu einem „geschichtsträchtigen“ Wassertreten in der Wolga kam, sondern sogar Besuch von höherer Stelle avisiert wurde. Der damalige Präsident der autonomen Republik Tschuwaschien hatte sich samt Gattin zu einem Aufenthalt in Bad Wörishofen angekündigt. Er wollte die Kneippanwendungen dort kennenlernen, wo sie begründet wurden.

Eine Städtepartnerschaft stand aber nicht zur Debatte

„Die russische Stadt strebt in Zukunft eine freundschaftliche Zusammenarbeit auf wirtschaftlicher, kultureller und touristischer Ebene mit Bad Wörishofen an“, berichtete Klaus Holetschek im Anschluss an den Besuch. Von einer Städtepartnerschaft war aber nicht die Rede. Allerdings: „Wir wurden wie Staatsgäste empfangen“, berichtet Holetschek damals. „Unsere Gesprächspartner waren nur hochrangige Vertreter aus Politik und Wirtschaft“.

Auf besonders großen Anklang seien zwei Vorträge von Dr. Anton Meier zum Thema Kneipptherapie gestoßen, die er in der Stadtklinik vor knapp hundert Ärzten und im Sanatorium Tschuwaschija hielt. Auch die Gesundheitsministerin zeigte sich an der Kneippschen Lehre sehr interessiert. Um den russischen Ärzten die Naturheilkunde nach Pfarrer Kneipp näher zu bringen, sollten diese zu Fortbildungsveranstaltungen nach Bad Wörishofen kommen. Auch Physiotherapeuten und andere medizinische Berufsgruppen könnten sich in der Kneippstadt weiterbilden. Im Gegenzug war angedacht, dass Kur und Erholung suchende russische Gäste nach Bad Wörishofen kommen.

Eine Region in Aufbruchstimmung

Meier schwärmte damals: „Wir haben hier eine Region in Aufbruchstimmung erlebt, hier soll ein Zentrum der Medizin, ein Pilotprojekt mit Ausstrahlung auf ganz Russland entstehen.“ Meier sollte die ärztliche Fortbildung seiner russischen Kollegen in Bad Wörishofen leiten. „In Tschuwaschien wurde die Bedeutung der Kneipptherapie erkannt. Diese soll auch in die Krankenhäuser und Rehabilitationszentren integriert werden. Ich habe das Gefühl, die Leute stehen hundertprozentig dahinter.“ Der Stadtrat Bad Wörishofen und die russische Stadt Tscheboksary schlossen am 7. Dezember 2009 ein Freundschaftsabkommen. Auf Russisch begrüßte Bürgermeister Klaus Holetschek die russischen Gäste in der Stadtratssitzung. Zusammen mit Dimitri Markov unterzeichnete Holetschek das Freundschaftsabkommen. Die Kneipptherapie sollte vorrangig immer im Mittelpunkt dieser Freundschaft stehen, doch auch die Handelsbeziehungen verstärkt werden sowie der Tourismus und die Kultur ihren Stellenwert bekommen.

Video: AFP

Mit am meisten freute damals das Wörishofer Ehepaar Liebig die Vertragsunterzeichnung: „Die gemeinsame Flamme Kneipp ist entzündet“, so Hartmut Liebig 2009. Das Abkommen sei ein erster Schritt in eine gemeinsame Zukunft.

Doch diese Zukunft stockte. Es dauerte bis 2018 bis erneut russische Gäste in Bad Wörishofen waren, allerdings nicht aus Tscheboksary sondern aus dem Gebiet im nordwestlichen Kaukasus um die Stadt Wladikawkas, eine Region mit vielen Heilquellen. Die Gesundheitsregion Nordkaukasus sollte weiterentwickelt werden. „Die Zusammenarbeit gerade auf dem Sektor der Naturheilmedizin zu vertiefen sollte das Ziel solcher Informationsbesuche sein,“ sagte damals Klaus Holetschek, der inzwischen Landtagsabgeordneter war und Präsident des Bayerischen Heilbäderverbandes.

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