Willkommen in der Mindelheimer Nordsee
Wenn die Menschen bei Hitze Erfrischung suchen, sind sie im Badesee nur geduldete Gäste. Wir stellen die Gastgeber vor.
Wenn im Sommer die Temperaturen an der 30-Grad-Marke kratzen, dann strömen die Menschen wieder an die heimischen Seen. Dass sie dort auf den Uferwiesen nicht allein sind, überrascht niemanden. Dass sie in den Seen aber nur geduldete Besucher sind, ahnen viele Badegäste ebenfalls nicht. Denn auch außerhalb der Saison ist der See durchaus bewohnt und belebt. Werfen wir also einen Blick in den Lebensraum Badesee, in unserem Fall, die Mindelheimer Nordsee, wo alle Bilder auf dieser Seite entstanden sind. Viele Besucher nehmen die in Ufernähe wachsenden Pflanzen höchstens als lästiges Grünzeug wahr. Es handelt jedoch sich nicht um nutzlose „Algen“, sondern um Laichkräuter, Wasserknöterich, Tausendblatt oder Hahnenfußgewächse, um nur einige von ihnen zu nennen. Diese Pflanzenteppiche spielen eine wichtige Rolle im Ökosystem See, denn sie erzeugen nicht nur den lebensnotwendigen Sauerstoff, sondern bilden auch den Lebensraum unzähliger Fische und anderer Lebewesen. Auch Wasservögel nutzen die sogenannte Schwimmblattzone gerne zur Brut, denn die dort angelegten Nester bieten dem Nachwuchs idealen Schutz vor Räubern wie Fuchs und Marder.
Manche Wasserpflanzen im Badesee wirken wie Buchsbäumchen
Der Blick unter Wasser zeigt auch, welch zauberhafte Unterwasserlandschaft dort verborgen liegt. So erinnern die hier wachsenden Pflanzengemeinschaften vielfach an Parkanlagen, in denen ein Gärtner gewissenhaft die Sträucher in Form bringt. Zwischen den wie sorgsam zurechtgestutzte Buchsbäumchen aussehenden Pflanzen tummeln sich zahlreiche Jungfische, während immer wieder Barsche auf Nahrungssuche vorüberziehen. Selbst Blüten des Wasserhahnenfußes sind dort hin und wieder zu finden. Ab und zu kann man auch eine Schleie im lockeren Sediment nach Nahrung wühlen sehen, während irgendwo im Dickicht verborgen ein stattlicher Hecht auf Beute lauert.
Ein fast schon tropisch anmutendes Farbenspiel bietet sich während der Laichzeit des Dreistachligen Stichlings, die zwischen März und Juni liegt. Dann nehmen die Stichlingsmännchen eine leuchtend bunte Färbung an, wobei ihr Bauch in kräftigem Rot erscheint, während ihr Rücken und die Augen metallisch Blaugrün schimmern.
Vor allem in den Abendstunden können die wie mittelalterliche Ritter anmutenden Krebse beobachtet werden, die sich während des Tages eher versteckt halten. Dann wandern diese Tiere von ihren in den tieferen Regionen gelegenen Unterschlüpfen ins ufernahe Flachwasser, um dort nach Nahrung zu suchen. Dabei kommt es hin und wieder sogar vor, dass sie kurzzeitig ihre kräftigen Scheren über die Wasseroberfläche herausstrecken, um Pflanzenteile der Ufervegetation zu greifen.
Die Wasserpflanzen bieten jedoch nicht nur den ständig im Wasser lebenden Tieren einen Lebensraum, sondern auch Gästen, die nur hin und wieder hier vorbeischauen. So steigt beispielsweise die Azurjungfer – eine heimische Libellenart – an Pflanzen, die über die Wasseroberfläche hinausragen, ins Wasser hinab, um unter Wasser ihre Eier an den Blättern abzulegen. Dort entwickeln sich dann die Libellenlarven, die den größten Teil ihres Lebens im Wasser verbringen. Erst zur letzten Häutung klettern sie wieder an einem Pflanzenstiel über den Wasserspiegel nach oben, um sich dort schließlich in ein flugfähiges Insekt zu verwandeln.
Eine einfache Schnorchelausrüstung genügt für eine Entdeckungsreise
Wer übrigens glaubt, ein Einblick in das faszinierende Leben im See sei nur mit einer sündhaft teuren Tauchausrüstung möglich, der irrt sich. Das vielfältigste Leben spielt sich nur knapp unter der Oberfläche in den lichtdurchfluteten Flachwasserzonen ab, die sich bereits mit einer einfachen Schnorchelausrüstung erkunden lassen. Für wenig Geld steht damit der Entdeckungsreise in eine völlig neue Welt nichts mehr im Wege. Und für all diejenigen, die lieber ausschließlich gemeinsam mit anderen Menschen baden, gibt es ja immer noch die Freibäder.
Ausgewiesene Badeweiher im Unterallgäu
- Bad Clevers Das EU-Badegewässer liegt an der Memminger Straße der Gemeinde Bad Grönenbach. Der Weiher verfügt über eine definierte Schwimmstrecke über 50 Meter, einen Nichtschwimmerbereich und ein von der Liegewiese aus einsehbares Kinderplanschbecken. Außerdem gibt es ein Drei-Meter-Sprungbrett, einen Sanitär- und Umkleidebereich sowie einen Kiosk.
- Rotdachweiher Der Baggersee ist ebenfalls ein EU-Badegewässer und liegt in Babenhausen an der Bahnhof- und Fabrikstraße. Am Ostufer gibt es einen Kiosk mit Sanitäranlagen sowie einen Beachvolleyball- und einen Fußballplatz und am Westufer eine Niedrigwasserzone.
- Schachenweiher Der Weiher im Ottobeurer Ortsteil Brüchlins ist das dritte EU-Badegewässer im Landkreis. Es gibt einen Umkleidepavillon und einen Kiosk.
- Lohhofer Weiher Der kleine Grundwassersee liegt nördlich von Mindelheim nahe der B16 in Richtung Hausen.
- Badeseen Pfaffenhausen In Pfaffenhausen gibt es am Rande des Pfaffenhauser Mooses die Badeseen Nord und Süd.
- Bürgle-Weiher Der Weiher im Markt Walder Ortsteil Bürgle gehört zu einem Campingplatz. Er verfügt sowohl über einen Sanitär- und Umkleidebereich als auch über einen Kiosk.
- Schnerzhofer Weiher Der Weiher am westlichen Ortsrand des Markt Walder Ortsteils Schnerzhofen bietet eine WC-Anlage.
- Kaiserweiher Der Baggerweiher bei Salgen wird noch für den Kiesabbau genutzt, Baden kann man allenfalls am Süd- und Westufer. Hier fällt das Ufer aber steil ab.
- Baggerseen Attenhausen Sie liegen nahe der Dorfstraße zwischen Attenhausen und Sontheim und bieten mehrere Liegewiesen. Auch ein mobiler Kiosk macht gelegentlich hier Station.
- Nordsee Die Mindelheimer Nordsee liegt an der B16 nördlich von Mindelheim. Beim Parkplatz gibt es einen Sanitär- und Umkleidebereich und auch ein mobiler Kiosk ist gelegentlich vor Ort.
- Kartäuser See Er ist Bestandteil des Campingplatzes in Buxheim und bietet sowohl einen Sanitär- und Umkleidebereich als auch einen Kiosk. Der Eintritt ist kostenpflichtig.
- Buxheimer Waldweiher Er liegt westlich des Buxheimer Campingplatzes und wird von der Gemeinde Buxheim und dem Forstamt Ottobeuren als Badeplatz ausgewiesen. Er verfügt über eine kleine Liegewiese mit Umkleidekabine im Süden und eine Zutrittsmöglichkeit im Nordwesten.
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