Die Läuterung des Bösewichts
Erbach (flx) - Es ist das vielleicht bekannteste Weihnachtsmärchen der Neuzeit: Charles Dickens "Christmas Carol" ("Ein Weihnachtslied in Prosa"), um den Geizkragen Ebenezer Scrooge, der für sich und seine Mitmenschen ein einziges Ärgernis ist. Ausgerechnet am Weihnachtsabend wird dieser Geizhals von seinem vor Jahren verstorbenen Kompagnon aufgesucht, der ihm drei Geister ankündigt: die Geister der vergangenen, der gegenwärtigen und der zukünftigen Weihnacht. Diese sollen aus dem Hartherzigen einen Menschenfreund machen.
Aus diesem Klassiker machte der Ulmer Autor Manfred Eichhorn vor Jahren schon seine eigene Variante, die "Schwäbischen Weihnachtsgeister" - was nahelag bei einem Volksstamm, dem man scherzhaft nachsagt, noch knickriger als die Schotten zu sein. In Eichhorns Fassung heißt Scrooge "Eberhard Bitterle", sein getreuer Diener "d'r Fingerle" (Anton Häuptle) und aus "Tiny Tim" wurde ein Mädchen namens Franzi (Melissa Häuptle). Ansonsten ist aber vieles erkennbar geblieben, auch der Geist des verschiedenen Kompagnons, hier "Jakob Kromer" (Spielbürger-Leiter Walter Bock). Der bösartige Rosinenzähler Bitterle, von Laiendarsteller Werner Schwarz mit fast professionellem Verve verkörpert, ist so geizig, dass es dafür gar kein Wort gibt, "net amol auf schwäbisch!" Die beschworenen Weihnachtsgeister aber tun schon das ihre, Bitterle zu bekehren - und so kommt alles zum guten Schluss, wenn Bitterle erkennt, dass er manchmal "grad so gescheit wie fünf Dumme" war.
Mit Marion Weidenfeld vom Erbacher Theater und der Theatergruppe "Die Spielbürger" ist eine glückliche Kooperation für die Umsetzung des charmanten Weihnachtsmärchens gelungen. Mit schlankem Bühnenbild, dafür um so mehr schauspielerische Einsatz wird Bitterles Reise durch Vergangenheit, Gegenwart und drohende Zukunft zum gleichermaßen lehrreichen wie hochamüsanten Läuterungstrip.
Die "Schwäbischen Weihnachtsgeister" in der Erbacher Inszenierung erfreuen sich übrigens so großer Beliebtheit, dass die weiteren Vorstellungen im Schloss bereits ausverkauft sind.
Wer diese urschwäbisch-witzige Weihnachtsgeschichte dennoch sehen möchte, hat dazu am 4. Januar 2009 im Pfleghofsaal Langenau Gelegenheit (20 Uhr) sowie am 6. Januar in der "Tobeltalhalle" in Ulm-Mähringen (19 Uhr).
Karten gibt es für alle Veranstaltungen unter (0731) 036633.
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