Himmlischer Glanz und irdische Bosheiten
Die Stepperger Laienbühne entführt ihr Publikum in den Vorhimmel, wo es aber auch recht menschlich zugeht
„Geld und Macht verderben den Charakter“, fasst Anton Riedl das neue Stück „Im Himmel gibt’s koa Parlament“ von Marianne Santl zusammen. Seit 43 oder 44 Jahren, so genau weiß er es selber nicht mehr, ist Riedl ununterbrochen Spielleiter, Bühnenbauer und lange Zeit war er auch Schauspieler der Stepperger Laienspielgruppe. Seine erfahrene Truppe ließ bei den Aufführungen des lebendigen Stücks mit starken Charakteren am vergangenen Wochenende im Stepperger Pfarrstadl ihrer Spiellaune freien Lauf. Roland Kögler, Roland Engel und Thomas Fahrmeier begeisterten in den Pausen mit ihren musikalischen Zwischenrufen und Souffleuse Sabine Gerstner war dank der Textsicherheit der Akteure praktisch arbeitslos. Das Publikum war rundum zufrieden und bedankte sich mit lang anhaltendem Applaus für einen schönen Theaterabend.
Das dreiteilige Lustspiel mit zwei schön gestalteten Bühnenbildern gewährt tiefe Einblicke in das Familien- und Seelenleben der Familie Burgstaller: So hatte sich der kreuzbrave Bauer Hans Burgstaller (Hans Muschler) den Ausgang der Landtagswahl nicht vorgestellt: Er wollte ja gar nicht kandidieren, doch seine Frau Jutta (Susanne Klein) hatte ihn dazu gedrängt, also ließ er sich auf Listenplatz 48 setzen, weil er dort sowieso keine Chance hätte. Doch sein Freund, der immer auf seinen Vorteil bedachte Sägewerksbesitzer und Bauunternehmer Alois Holzwurm (Klaus Sauer), hatte ihn mit einer massiven Plakataktion unter dem Motto „Unser Mann für alle Fälle“ förmlich in den Landtag gepusht und nun seinen Platz auf dem Bürgermeisterstuhl eingenommen. Mit der Harmonie im Hause Burgstaller war es bald vorbei, vor allem als der machthungrigen Jutta der politische Aufstieg ihres Gatten in den Kopf gestiegen war: Plötzlich war ihr nichts mehr gut genug: Der Hans musste die geliebte Lederhose mit einem Anzug samt Krawatte vertauschen, für Tochter Lisa (Monika Heinzlmeir) schickte es sich nicht mehr, mit ihrem Bauernburschen Andy zu verkehren, stattdessen sollte sie sich ein „hohes Viech“ mit einem Haufen Geld angeln und auf eine Eliteschule gehen. Selbst die um keine Antwort verlegene, aber doch recht naive Magd Urschl (Monika Klein) wurde mit einem Spitzenhäubchen und weißer Schürze aufgehübscht und sollte später durch „a gscheits Dienstmadl“ ersetzt werden. Die Situation eskalierte, als Schürzenjäger Alois nicht nur der Jutta den Hof machte, sondern auch die Tochter und die Magd bezirzte. Dem Hans wurde alles zu viel, er war dem Stress nicht gewachsen und starb an einem Herzinfarkt. Weil er schon zu Lebzeiten mit seinem Weib viel durchgemacht hatte, musste er nur 14 Tage durch einen dunklen Kanal, das Fegefeuer, wandern. Dann stand er schon vor der Tür des Vorhimmels, sehr schön in Szene gesetzt von den Bühnenbauern Thomas Gieß und Anton Riedl. Dort hatte ein jugendlich wirkender Petrus (Michael Schuster) mit herrlicher Lockenpracht (eine Glanzleistung von Isabell Schilling und Natalie Gieß in der Maske) und bayerischem Dialekt das Sagen. Doch auch im Himmel war nicht alles so friedlich, wie man meinen könnte. Zwei ehemalige Politiker waren dort als nummerierte Engel gelandet: Engel Nr. 13, ein ehemaliger „Schwarzer“ (Manfred Tanzer) und Engel Nr. 25, eine ehemalige „Rote“ (Doreen Rohde) konnten das Politisieren nicht lassen und gerieten sich immer wieder in die Haare, statt ihre himmlische Trompete beziehungsweise ihre Leier zu polieren und die Wolken über Bayern nach Preußen zu verschieben. Kein Wunder, dass sich da Petrus mit einem herzhaften Fluch Luft machte und von Gott Vater (die Stimme von Armin Mayer) gerügt wurde. Doch Petrus hatte auch ein Einsehen mit dem Schicksal des Hans und weil der Vorhimmel vor lauter noch nicht für den Himmel reifen Politikern aus allen Nähten platzte, schickte er ihn als Engel auf die Erde zurück, um Jutta zu Reue und Gebet zu bekehren. Das war auch bitter nötig: Denn der Alois zeigte jetzt verstärktes Interesse für Lisa und die Jutta schimpfte und grollte, weil Hans keine Lebensversicherung abgeschlossen hatte. Sie wollte sogar den Hof verkaufen und ihre Tochter dem Alois für ein Häuschen verkaufen. Unsichtbar und doch hörbar für den, dem er eine Botschaft zukommen ließ, wirkte Hans und brachte auch seinen Bruder Heinz (Armin Mayer) wirkungsvoll ins Spiel. Warum aber auch noch ein Weihrauchfass und Weihwasser gebraucht wurden, soll noch nicht verraten werden, denn schließlich sollen die Zuschauer auch noch mit Spannung an den Aufführungen der kommenden Wochenenden teilnehmen können.
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