Kunstscheune: Verführer am Wischmob

Marienheim Ken Bardowicks hat auf der kleinen Bühne in der Kunstscheune auch beim dritten Mal bewiesen, dass er ein Verführer ist. Sein wichtigstes Instrument dabei ist seine Stimme. Mal klirrend schrill, mal samtig weich – mit seiner Stimme holt er seinen Zuschauer von Beginn an ab. Egal ob er über den stressigen Alltag mit seiner Freundin, der Hebamme, erzählt und dabei jedem männlichen Wesen bildhaft vermittelt, wie sich eine Geburt anfühlt (das ist, wie wenn ein Mann eine Kokosnuss pinkelt). Wenn er an einem Wischmob mit knallroten Lippen Anmach-Sprüche übt oder sich als menschliches Faultier auf einem Barhocker hängen lässt – das Rollenspiel ist bis in kleinste Details ausgefeilt und höchst amüsant. Und obwohl das für einen Abend mit guter Unterhaltung schon ausreichen würde, bietet Bardowicks noch mehr.

Mehr als Geschichten aus einem skurrilen Alltag

Neben der Comedy, die den Stoff aus dem Leben saugt, verknüpft er seine Geschichten mit zauberhaften Fingerfertigkeiten. So schafft er es, das Publikum nicht nur zum Lachen, sondern vor allem zum Staunen zu bringen.

Verblüffend die Tricks mit dem Kartenspiel, wo er mühelos die zuvor von einem Zuschauer ausgewählte Karte aus der Hemdtasche zieht. Wie ein Hellseher weiß Bardowicks, bevor eine Besucherin aus einem Buch mit Vornamen einen wahllos ausgesuchten vorliest, welcher es sein wird. Denn der Name ist bereits bei einem Strampelanzug aufgedruckt. Und während der Goldring der Dame aus der ersten Reihe in einem rohen Hühnerei zum Vorschein kommt und sich alle überlegen, wie der freche Mann aus Köln das eigentlich schon wieder gemacht hat, lässt er einem gar keine Zeit, groß darüber nachzudenken. Denn er feuert schon die nächste skurrile Geschichte ab.

Da macht es am Ende gar nichts, dass einem der Name des Programms „Mann mit Eiern“ am Ende der Show nicht einleuchtet oder der ein oder andere Trick dann doch schon mal gesehen wurde und deshalb durchschaubar war. Bardowicks Kunst ist die Mischung aus schneller Zunge, schnellen Fingern und frechem Charme. Da lässt man sich gerne verzaubern.