Brillantes Spiel an der Stradivari: Stella Chen gastiert im Stadttheater
Stella Chen und das Georgische Kammerorchester werden regelrecht vom Publikum gefeiert. Das junge Nachwuchstalent darf auf zwei uralten Geigen spielen.
Stella Chen war erstmals beim Georgischen Kammerorchester in Ingolstadt zu Gast. Die herausragende Violin-Solistin aus Kalifornien, die in Harvard auch Medizin und Psychologie studieren konnte, gilt ohne Zweifel als eines der größten Nachwuchstalente unserer Zeit. Für die Musikkritik ist die junge US-Amerikanerin ein „aufstrebender Stern am Himmel“, viel gelobt für ihren „warmen Klang“ und ihre „langen musikalischen Phrasen“.
Bei der schier makellosen, insgesamt glanzvollen Interpretation von Beethovens Violinkonzert und einer innig und beseelt dargebotenen Zugabe aus der Feder von Johann Sebastian Bach, verdeutlicht Stella Chen ihre so herausragenden musikalischen und künstlerischen Qualitäten.
Stella Chen begeistert beim Konzert in Ingolstadt mit ihrem Geigenspiel
Im Werkverlauf, bei solider Begleitung des GKO, agiert die junge Musikerin unglaublich präsent. Ihr Spiel wirkt leidenschaftlich und gleichermaßen innig. So verleiht sie dem Werk eine besondere Leichtigkeit auch dann, wenn die Geige etliche eher begleitende Figurationen spielt. Dramatische Momente intoniert Stella Chen technisch, agogisch versiert, markiert mit Nachdruck und Eleganz.
Rhythmisch packend, mit weit geschwungenen Kantilenen, großartig agil und stilvoll spielt Stella Chen auch die sehr fordernde Kreisler-Kadenz. Vor allem im langsamen Satz wirkt ihr Spiel besonders elegant und tonal überaus ansprechend, ganz zur Freude eines restlos beeindruckten Publikums.
Beethovens Violinkonzert, uraufgeführt 1806, war völlig neuartig für seine Zeit. Es hat einen Umfang, wie noch kein Violinkonzert davor. Anfangs verurteilten die Kritiker das Werk. Seinen verdienten Durchbruch erlebte es, nachdem Joseph Joachim es als Dreizehnjähriger 1844 unter der Leitung von Felix Mendelssohn in London gespielt hatte. Stella Chen orientiert sich vielleicht an Gidon Kremer, Isaac Stern oder auch an Isabell Faust, dies machte sie im Gespräch kurz deutlich, intoniert gleichermaßen präzise, virtuos und elegant. Hier kommt ihr im Werkverlauf vor allem auch Ariel Zuckermann entgegen, der der jungen Ausnahmekünstlerin den entsprechenden Freiraum für die Interpretation lässt und das Orchester bei diesem anspruchsvollen Werk dynamisch ansprechend und nahezu perfekt führen kann.
Stella Chen, die junge „Gramophone-Künstlerin“ des Jahres 2023, erregte weltweite Aufmerksamkeit mit ihrem ersten Preis beim Queen Elizabeth International Violin Competition 2019, gefolgt vom Avery Fisher Career Grant 2020 und dem Lincoln Center Emerging Artist Award 2020. Seitdem ist Stella Chen in Konzerten, Rezitalen und Kammermusikauftritten in ganz Nordamerika, Europa und Asien aufgetreten. Sie tritt häufig mit der Chamber Music Society of Lincoln Center sowohl in New York als auch auf Tournee auf. Stella Chen spielt die General Kyd Stradivarius von 1720, eine großzügige Leihgabe von Dr. Ryuji Ueno und Rare Violins Consortium und die Huggins Stradivarius von 1708 mit freundlicher Genehmigung der Nippon Music Foundation.
Nach frenetischem Beifall des Publikums für diese so wundervoll dargebotene Beethoven-Interpretation durch Stella Chen konnte das GKO aber auch mit György Ligeti, „Concert Românes“ und Schuberts Symphonie Nr. 3 in D- Dur beeindrucken. Wirklich ausdrucksstark und pulsierend!
Info: Das nächste Abo-Konzert ist am 16. Mai um 20 Uhr im Theaterfestsaal mit dem gefragten Pianisten Dejan Lazić. Karten gibt es unter www.gko-ingolstadt.de im Internet.
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