Ukraine-Krieg auch Thema bei Vernissage für polnischen Grafiker Siara in Neuburg
Der polnische Grafiker Tadeusz Michal Siara ist von Kattowitz nach Neuburg gekommen. Bürgermeister Johann Habermeyer spricht bei der Eröffnung seiner Ausstellung über Kultur und Krieg.
Nach den „Sorgen und Einschränkungen des zweiten Pandemie-Winters“ sei es eine besondere Freude, wieder eine Kunstausstellung zu erleben. Bürgermeister Hans Habermeyer teilte diese Freude mit den Besuchern der Vernissage für den polnischen Grafiker Tadeusz Michal Siara. Der international renommierte Künstler macht den Auftakt zur neuen Saison.
Bis zum 27. März zeigt er seine Grafiken im Rathausfletz. Die Mitglieder des Neuburger Kunstkreises präsentieren ab dem 11. März im Fürstengang ihre neuen Werke. Die Ausstellung eröffnet am Freitag um 19 Uhr ebenfalls 2. Bürgermeister Hans Habermeyer. Kunst rege zum Nachdenken an und erzeuge Empathie. Kunst und Kultur seien „zentrale Elemente für eine offene, tolerante und diverse Gesellschaft“, so Bürgermeister Habermeyer.
Der Krieg in der Ukraine macht Neuburg Bürgermeister Johann Habermeyer "sprachlos"
Wie wichtig Begegnungen und die Bereitschaft sei, widerstreitende Argumente auszuhalten und sich in andere hineinzuversetzen, könne man derzeit hautnah erleben. Der Krieg in der Ukraine mache ihn „sprachlos“, so Habermeyer, „und ich empfinde eine grenzenlose Hilflosigkeit angesichts der täglichen Greueltaten.“ Das Schlimmste dabei sei die Unklarheit, wie er enden und welche Auswirkungen er auf die Menschen in der Ukraine und Deutschland haben werde.
Auch Tadeusz Michal Siara ist entsetzt über den fortdauernden russischen Angriff auf die Ukraine. In seinen Bildern hat er wiederholt Intoleranz, Gewalt und Machtversessenheit zum Ausdruck gebracht, nicht zuletzt in dem Meisterwerk „Im Turm zu Babel“.
Der 80-jährige Siara ist für die Ausstellung im Rathausfletz mit seinem Auto die 900 Kilometer nach Neuburg gefahren
Der 80-Jährige aus Kattowitz (Katowice) ist mit seinem Auto die 900 Kilometer nach Neuburg gefahren. Nach einem viertägigen Aufenthalt reist er am heutigen Dienstag wieder ab. Seit ihn der damalige Kulturamtsleiter Dieter Distl für die Sommerakademie gewonnen hatte, ist er den Kunstinteressierten in der Region ein Begriff.
In der Vernissage erinnerte Dieter Distl an Siaras „Letters from the left Hand“. Das sind „Briefe“, die der Künstler bei diversen Aufenthalten – etwa in Amsterdam, Warschau, Krakau, San Francisco, Finnland, Venedig, Nürnberg und Neuburg – zeichnerisch geschrieben hatte. Sie hielten seine Emotionen und Erinnerungen an diese Orte fest. Neuburg nimmt dabei nach sieben Besuchen der Sommerakademie einen hohen Wert ein.
Tadeusz Michal Siaras Radierungen entstehen auf Metallplatten, die er mit Nadel, Wachs und Säure bearbeitet. Er schreibt und signiert mit links in Spiegelschrift, „mit der rechten Hand schreibe ich normal“, sagt der Künstler. Seine in 40 Einzelausstellungen gezeigten und mit Preisen bedachten Grafiken befinden sich in Museen und Privatsammlungen. Den Menschen direkt zeigt er in seinen Radierungen nicht. Er stellt die Ursache des menschlichen Schaffens und die Wirkung des Geschaffenen auf den Menschen selbst dar und überlässt die Interpretation dem Betrachter.
Grafiken von Tadeusz Michal Siara können direkt in der Ausstellung im Rathausfletz in Neuburg erworben werden
„Thank you for coming“, so bedankte sich der bescheidene Gast aus Katowice bei den ersten Besuchern und Kulturamtsleiterin Marieluise Kühnl, die seine Grafiken als „Kellerkunst“ aus dem städtischen Depot geholt hatte. Ein Teil davon kann in der Ausstellung erworben werden.
Der Fletz ist am Donnerstag und Freitag von 17 bis 19 Uhr, an Samstagen, Sonn- und Feiertagen von 11 bis 19 Uhr geöffnet.
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