Neuburger Künstlerehepaar beginnt mit "Theater im Garten"
Mit „Theater im Garten“ haben sich die Neuburger Künstler Sepp und Kerstin Egerer eine neue Plattform für Kleinkunst-Theater geschaffen. Den Startschuss geben sie mit Molière.
Sepp Egerer hat viele Orte, die er als Zuhause betrachten könnte, zum Beispiel die Iberl-Bühne in München, wo er seit 2019 Ensemblemitglied ist. Und zeitweise auch die vielen Bühnen, auf denen er immer wieder auftritt: als Clown, Schauspieler oder Kabarettist, allein oder mit seiner Frau Kerstin. Jetzt kommt eine neue „Heimat“ mit dazu.
Vor ein paar Monaten haben die beiden in einem alten Anwesen am Rand von Oberhausen ein neues privates Zuhause gefunden. Der alte Stall – jetzt zur Wohnung umgebaut – hat einen überdachten Vorplatz, daran schließt sich eine geneigte Grünfläche an, fast schon ideal als kleine Bühne. Am Samstag eröffneten die Egerers eine kurze Reihe von Bühnen-Klassikern im Kurzformat vor kleinem Publikum, doch es sollen mehr werden, Programme wie auch Zuschauer.
Wenn der große Moliere gewusst hätte, dass für sein normalerweise zwei Stunden dauerndes Bühnenstück vom „Eingebildeten Kranken“ auch eine Stunde gereicht hätte, um es auf die Bühne zu bringen – hätte er dann auf ausgedehnte geistreiche Dialoge verzichtet? Die Egerers schaffen jedenfalls die Sparversion für den Theaterinteressierten mit kleinem Zeitfenster. Man beschränkt sich auf wesentliches und spart Personal. Und damit sich der Zuschauer auskennt, tragen die Schauspieler Schilder um den Hals: „Kranker“, „Notar“, „Tochter 1“ und so weiter.
Startschuss für "Theater im Garten" in Neuburg gefallen
Zwei Rollen spielt der Sepp, meist mit Leidensmiene in seinem Lehnstuhl sitzend, die anderen zehn Rollen – Frau, Töchter, Ärzte – meistert Kerstin mit sparsamen Attributen: Kittel, Perücke, Staubwedel, Brille, Kopftuch. Monsieur Argan fühlt sich so krank, dass jedes Mittel recht ist, das Heilung verspricht. Da schreckt er auch nicht davor zurück, seine Tochter mit einem Arzt zu verheiraten, nur um einen Mediziner in der Nähe zu haben. Seine Ehefrau und der Notar hoffen dagegen auf eine reiche Erbschaft nach dem Ableben des „schwer“ Erkrankten.
Gut, dass Argan das findige Hausmädchen Toinette hat, die ihm mit einem Ehrlichkeitstest die Augen öffnet. Und am Ende löst sich in der Komödie alles in Wohlgefallen auf. Geht es noch kürzer? Am Ende versuchen die Egerers auf Publikumswunsch noch eine Fünf-Minuten-Version auf bairisch. Doch da steigern sich die beiden in derben Schimpfkanonaden derart in die Rollen, dass nach fünf Minuten nur die Hälfte geschafft ist – da besteht noch Kürzungsbedarf.
Zwei Lieder aus dem Blödel-Repertoire beenden den Abend im Garten der Egerers in Oberhausen. Im Lauf des Sommers sollen noch andere Klassiker folgen wie Goethes „Faust“ und vielleicht ein Werk von Shakespeare.
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