800 Kilometer auf dem Jakobsweg
Bopfingen Im Rahmen der Rieser Kulturtage ist im Pflegeheim für Menschen im Wachkoma in Bopfingen eine wunderschöne Fotoausstellung der Langenburger Künstlerin Gudrun Scheller über den spanischen Jakobsweg eröffnet worden. Neben der beeindruckenden, nordspanischen Landschaft zeigen die stimmungsvollen Fotografien die kleinen Dinge am Rande des Pilgerwegs: Die gelben Pfeile, die den Jakobsweg markieren und viele Kreuze, historische auf alten Kirchen und Klöstern oder spontan von Pilgerhand am Wegesrand errichtete.
Eine Ausstellung, die sehr gut hierher auf die Wachkomastation passe, sagte Pflegedirektor Günter Schneider bei der Begrüßung. "Für viele ist Pilgern der Beginn eines neuen Lebens, für unsere Patienten und ihre Familien beginnt hier ein neuer, schwerer Weg im Wachkoma." Ebenso stünden beim Pilgern wie auf der Wachkomastation Sinnsuche und Glauben im Mittelpunkt. Die Ausstellung solle Kraftquelle sein für Mitarbeiter und Angehörige, wünschte er sich, aber auch Verbindung nach draußen. "Wir sind ein offenes Haus", lud er alle Interessierten herzlich ein bis Ende September die Ausstellung zu besuchen. Nach einem Grußwort des stellvertretenden Vorsitzenden der Rieser Kulturtage, Edwin Michler, überbrachte Bürgermeister Dr. Gunter Bühler die Grüße des Landrats Klaus Pavel und würdigte die Pflegeeinheit als einen wichtigen Kulturträger der Stadt. Wie auf den Fotografien die kleinen Dinge am Wegesrand den Jakobsweg ausmachten, so seien es die kleinsten Fortschritte der Bewohner, die die Arbeit auf der Wachkomastation prägten.
Parallelen gezogen
Dekan Dr. Pius Angstenberger zog Parallelen zwischen dem Pilgerweg und dem Lebensweg. "Der Weg entsteht erst im Gehen", sagte er. Niemand wisse, was kommt, was einem zugemutet wird, wie es weitergehe. "Die Jakobspilger werfen Ballast ab, man spürt, wie Weggemeinschaft entsteht", sagte Angstenberger, selbst Jakobspilger. Auch die Wachkomastation habe viele Weggefährten nötig, deshalb freue er sich, dass diese wichtige und schwere Arbeit nun durch die Veronika-Stiftung mit 14 000 Euro unterstützt werde.
"Es waren die Natur und die vielen persönlichen Begegnungen, die mich besonders beeindruckt haben", beschrieb Gudrun Scheller ihre Erfahrungen auf dem Jakobsweg, den sie im Oktober 2003 zu Beginn ihres Ruhestands gemeinsam mit ihrem Mann gegangen war. Mit Auszügen aus ihrem Tagebuch ließ sie die zahlreichen Besucher an ihren tiefen Eindrücken teilhaben. Humorvoll und sehr unterhaltsam schilderte zuletzt der langjährige Jakobspilger Karl Hägele seine Erlebnisse auf dem Jakobsweg. Der Singkreis "Weggefährten" umrahmte die Ausstellungseröffnung mit christlichen Liedern. (gne)
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