Die Mühle ist Teil der Gene
Bei der Oberen Mühle in Laub steht die vierte Generation schon parat
Beim Berufsberater sollte Carolina Göggerle zwei Berufe angeben, die sie interessieren. „Ich sagte Müllerin – ein zweiter Beruf fiel mir gar nicht ein.“ Es ist die Vielfalt, die sie so sehr reizt – Lebensmittelkunde, Technik, Labortests, Mathematik, Umgang mit Kunden im Laden; alles ist dabei. Nächstes Jahr macht die 19-Jährige die Meisterprüfung, zuvor wurde sie bereits bayerische Mehlkönigin (wir berichteten). So erging es bereits ihrem Vater Erich Göggerle, der zusammen mit seiner Frau Tanja die Obere Mühle in Laub als modernen Regionalbetrieb führt: „Es hat mich schon als Kind gefreut, mit dem Papa durch die Mühle zu stiefeln. Ich wurde nie unter Druck gesetzt, wollte aber auf jeden Fall Müller werden.“ Und auch sein Vater, der wie die Mutter heute noch in der Mühle mithilft, war seinerzeit in die Fußstapfen seines Vaters gestiegen, der 1928 die Mühle gekauft hatte.
Seitdem ging jede Generation mit der Zeit: Anfangs betrieb man die traditionelle Umtauschmüllerei die Bauern brachten ihr Getreide und nahmen dafür Mehl mit. Als das im Strukturwandel der Landwirtschaft zurück ging, verkaufte die Familie das Mehl in erster Linie an Bäcker. Auch hier machte sich der Wandel bemerkbar: Kleinere Geschäfte fanden keine Nachfolger, andere mussten sich stark vergrößern, arbeiteten mit Großmühlen zusammen, die ihrerseits im Preiskampf um Marktanteile rangen. Erich und Tanja Göggerle standen am Scheideweg: Selbst zum Massenproduzenten werden oder traditionelles Regionalmarketing umsetzen? Sie entschieden sich für Letzteres, produzierten zwar noch für Bäcker, die „auf der gleichen Schiene fuhren“ und kleines, feines Regional-Marketing betrieben, aber immer mehr für Endkunden. „Die haben uns immer auf die Sprünge geholfen und Anregungen gegeben, was gefragt ist.“ So wuchs das Sortiment des 1985 gegründeten Hofladens von Mehlen und Schroten, Fleisch und Wurst aus eigener Schlachtung um Nudeln, Müsli, Tee, Kräuter und Gewürze nach Hildegard von Bingen, Waschnüsse oder Duftöle an. Spargel verkaufte man bereits mit, Erich Göggerles Mutter Karolina stammt aus Schrobenhausen und brachte die Spargeltradition ins Haus. „Es wäre nicht schlecht, wenn man Spargel bei euch in der Mühle serviert bekäme“, sagten Kunden. Das war in einer Zeit, als das Interesse an gesunder Lebensweise wuchs – also baute die Familie zwei Jahre, nachdem sie 2006 die Schweinehaltung eingestellt hatte, den Stall zu einem Veranstaltungsraum aus und gab Mühlenseminare, wahlweise kombiniert mit den Themen Spargel, Kräuter oder Brot backen. Karolina Göggerle bekocht die zahlreichen Gäste der Seminare, Tanja Göggerle wurde ganzheitliche Ernährungsberaterin und Hauswirtschaftsmeisterin. Auch das spiegelt das Zeitbewusstsein wieder: „Vor einigen Jahren wären die Seminare nicht gefragt gewesen“, sagt sie. Aber nach der Kette von Lebensmittelskandalen und der Erkenntnis, dass die Massenware im Supermarkt nicht alles sein kann, will man sich nicht nur gesund ernähren, sondern Nahrung, Zutaten und Zubereitung hinterfragen. Das werde besonders bei Schulseminaren deutlich: „Schüler sind fasziniert, wenn sie alles vom Naturprodukt bis zum Nahrungsmittel erleben – vom Korn, das sie selbst mahlen, bis zum Rahmfleck, den sie daraus backen, von den gepflückten Kräutern bis zur Suppe.“ Und dennoch – es ist kaum Zeit, diese solide, gesunde Ernährung durchzuziehen: „In der Schule passen Kochkurse kaum in die vollen Lehrpläne, Zuhause haben die berufstätigen Eltern keine Zeit, wie einst die Großmütter zu kochen. Die Mühlen des Ernährungsbewusstseins mahlen halt langsam. (hum)
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